"Bitte, du musst mitkommen", bettelte er weiter am Telefon. "Es ist mir wirklich wichtig." Und er klang nicht einmal so kindisch überzeugend sondern richtig ernst.
"Aber ich geh wirklich nicht gerne auf Partys", sagte ich lahm. Ich hatte es ihm bestimmt schon drei mal gesagt, aber er bestand sozusagen darauf.
"Aber letzten Samstag hast du doch auch getrunken", argumentierte er.
"Es liegt ja auch nicht am Alkohol. Ich bin einfach nicht gerne bei so vielen Leuten, die ich alle nicht kenne. Vorallem ist das schon heute Abend, das ist echt ziemlich knapp. Kannst du nicht jemand anderen mitnehmen?", fragte ich.
Einen kurzen Moment war es still in der Leitung, dann räusperte Noah sich.
"Nein, tut mir wirklich leid, aber du musst mitkommen. Ich erklär die später warum, jetzt kann ich es dir nicht sagen... bitte, tu es für mich."
Ich stellte mir seinen Hundeblick vor und sofort wurde ich etwas weicher. Schließlich sagte ich mit einem Seufzer zu. Ich hatte echt keine Lust auf Party, aber ich tat es für ihn. In der letzten Woche hatte ich gemerkt, wie viel er mir wirklich bedeutete und ich konnte echt nicht leugnen, dass ich immer wieder dieses wunderschöne Kribbeln in mir drin spürte, wenn ich an ihn dachte. Melany war in die Luft gesprungen und hatte gerufen "Gracy ist verliebt!" und alle hatten geguckt, aber ich war mir nicht sicher ob es Liebe war.
Ich sagte meiner Mum bescheid, dass ich heute Abend nicht zu Hause sein würde. Wie erwartet sagte sie nichts dagegen. Sie freute sich sogar, weil ich so selten etwas unternahm und sie immer wieder wollte, dass ich mal unter Leute, so wie Paul, ging.
An diesem Tag seufzte ich viel zu oft. Ich wusste nicht, was ich anziehen sollte, hatte keine Lust raus zu gehen obwohl das Wetter schon die ganze Woche über schön gewesen war. Ich wollte in mein Bett, dem Regen lauschen und die Welt vergessen. Ich tat das so gerne, ich konnte nicht erklären warum.
Um sieben Uhr wollte ich mich mit Noah an seiner Bushaltestelle treffen. Bis dahin hatte ich mich geschminkt und mir am Ende doch etwas ziemlich normales angezogen. Mich würde doch sowieso niemand wirklich beachten.
Draußen fror ich schon wieder. Widerwillig verzog ich den Mund, ich hatte überhaupt keine Lust. Aber als ich schon von weitem Noah an der Bushaltestelle stehen sah, wurde ich etwas lockerer. Er war ja da und bei ihm fühlte ich mich wohl.
Er umarmte mich kurz und ließ mich etwas verpeilt stehen. Gott, er roch so gut und schon wieder kribbelte meine Haut an jeder einzelnen Stelle. Wenn er bloß wüsste, was er mit mir machte.
"Grace, kommst du?", fragte er und lachte leicht. Vielleicht hatte ich mich verhört aber irgendwie klang er leicht nervös.
Ich stolperte ihm hinterher und er brachte mich zu einem Haus, von dem man schon von weitem laute Musik hören konnte. Ich wusste jetzt schon, dass ich den Abend ohne Alkohol keinesfalls überleben würde. Die Tür stand sperrangelweit auf, anscheinend interessierte es keinen mehr, wer rein kam und mitfeierte. Überall waren Leute. Sie hielten Becher und Flaschen in ihren Händen, unterhielten sich, lachten, tanzten oder machten rum, und das schon in dem kleinen Flur.
Wir kämpften uns durch die Leute ins Wohnzimmer, woher die Musik kam. Fast Augenblicklich drückte mir irgendjemand eine frische Bierflasche in die Hand und ich trank einen großen Schluck. Anders hätte ich die vielen Menschen und die Lautstärke nicht aushalten können.
Noah stellte mich ein paar Leuten vor, die aber eher desinteressiert wirkten. Wir setzten uns zusammen auf ein Sofa und versuchten uns über die Leute zu unterhalten. So ging das vielleicht eine halbe Stunde lang und dann war Noah auf einmal weg. Einfach so. Ich hatte nicht mal wirklich mitbekommen, wie er aufgestanden war. Ich sah mich um und entdeckte ihn am anderen Ende des Wohnzimmers, wo er mit ein paar anderen Jungs redete. Ich wollte gerade aufstehen um ihm zu sagen, dass das doch so nicht ging, dass er mich hier so alleine sitzen ließ, als plötzlich ein anderer Körper neben mir auf dem Sofa landete.
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Alles, nur nicht das, was ihr erwartet
Teen FictionEs sind diese Tage, die alle so hassen. Diese Tage, die jeder kennt. Diese Tage an denen man sich wünscht, man könnte für immer in seinem Bett liegen bleiben und sich vor der Welt verstecken. Vor dieser schrecklichen Welt. Es sind diese Tage, die Gr...