Kapitel 9

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PoV Grace

Ich liebte ihn. Er hatte mich benutzt.

Es ging mir nicht aus dem Kopf. Ich spürte nichts, ich war tot, nur diese beiden Sätze drückten mich noch etwas tiefer.

Ich war weg gerannt, an dem Partyhaus vorbei, Richtung Stadt. Aber ich hatte keine Kraft mehr gehabt und hatte mich irgendwann auf dem Boden an eine Hauswand gelehnt und geweint.

Ich bedeutete ihm nichts. Hatte er jemals das empfunden, was ich auch für ihn empfunden hatte? Oder hatte er alles nur gespielt? Hatte er es mir vorgespielt um mich zu seiner Freundin zu machen, die ich für ihn gar nicht war? Nur wegen ein paar beschissenen Jungs?

Ich war so am Ende. Die Gedanken machten mich fertig. Ich wollte nicht darüber nachdenken. Ich wollte in mein Bett, aber jetzt saß ich da und hatte nicht mehr die Kraft aufzustehen.

Irgendwann war Paul an mir vorbei gegangen und mehr als überrascht stehen geblieben. Er hatte zwei Kumpel bei sich, die aber alleine weiter gingen. Er kniete sich vor mich hin und sah mich fragend an.

"Hey Kleine, was ist denn passiert?", fragte er mich besorgt. "Was machst du überhaupt hier?"

"Er hat mich... hierher gebracht und dann gesagt, dass er das alles nur wegen diesen Typen gemacht hat. Und ich dachte er wäre mein Freund aber er hat mich einfach nur... benutzt!", schrie ich und heulte dabei so sehr, dass man meine ohnehin schon komplizierten Sätze fast gar nicht mehr verstehen konnte.

Paul reichte mir seine Hand. "Grace, beruhige dich erstmal. Komm, wir gehen nach Hause und dann kannst du mir alles erzählen", sagte er sanft.

Ich griff nach seiner Hand und er zog mich hoch. Einen Moment lang ließ ich mich von ihm umarmen, bis ich mich mehr oder weniger beruhigt hatte. Dann liefen wir langsam zur Bushaltestelle und fuhren nach Hause.

Ich konnte nicht einschlafen. Meine Gedanken waren zurück gekehrt und ließen mir keine Ruhe. Und gleichzeitig fiel mir ein, dass Noah einen Grund gehabt hatte, das zu tun. Da waren diese Jungs, die ihn anscheinend mobbten. Was hätten sie getan, wenn er ohne eine Freundin auf die Party gekommen wäre? Und was würden sie jetzt mit ihm tun? Langsam verstand ich ihn irgendwie, ich wünschte mir trotzdem, er hätte es mir gesagt.

Ich merkte, dass ich eigentlich überhaupt nichts über ihn und sein Leben wusste. Wenn wir zusammen gewesen waren, dann war er immer so fröhlich und locker gewesen. Es war mit ihm so, als gäbe es nichts schreckliches auf der Welt. Aber hatte er sich verstellt? Extra um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, damit das alles für ihn nicht in einem Chaos endete? Naja, jetzt hatte es doch in einem Chaos geendet.

Ich stellte ihn mir vor. Sah sein Gesicht vor mir, wie er mir so verzweifelt in die Augen schaute. Auf einmal hatte ich wieder Tränen in den Augen. Es musste ihm schrecklich gehen und ich war einfach weg gerannt und hatte ihm nicht weiter zugehört.

Die Nacht war scheiße gewesen. Ich war totmüde, hatte aber kein Auge zugemacht. Am nächsten Morgen wollte ich mit keinem reden und auch meinem besorgten Bruder erklärte ich nichts. Ich wollte einfach in meinem Zimmer bleiben und heulen. Warum machten Menschen immer alles falsch?

Es war Montag und ich saß mit Melany zusammen in einem kleinen Pausenraum in unserer Schule. Wir hatten eine Freistunde und waren die einzigen in dem Raum. Lustlos zupfte ich an meiner Schuluniform herum und hörte ihr wieder beim erzählen zu.

"Diese blöde Kuh. Sie hat ihn vor meinen Augen geküsst, einfach um mich zu provozieren. Alle haben gesagt, dass sie kein Paar sind, aber es sah so echt aus und dann bin ich weg gerannt und hab nichts mehr von Jeremys Reaktion gesehen. Ich glaube sie sind nur Freunde, aber warum hat denn ein so toller Junge eine so beschissene Freundin? Ich bin ihm bestimmt total egal. Ich bin doch sowieso zu jung für ihn. Ach scheiße, Grace! Warum ist die Liebe so verletzend?", fragte sie laut und sah mich dann an. "Verdammt, weinst du etwa?", fragte sie dann auf einmal ganz überrascht aber auch sanft.

Oh, ich weinte tatsächlich. Schon wieder.

"Oh, Süße. Es ist doch alles gut. Wie es aussieht haben wir wohl beide nicht so viel Glück mit Jungs", versuchte sie mich zu trösten, aber ich heulte immer lauter. Sie legte einen Arm um mich und zog mich an sich ran. "So kenne ich dich ja gar nicht. Willst du sagen, was los ist?"

Ich nickte und atmete einmal tief durch, damit ich vernünftig reden konnte.

"Ich hab dir doch von diesem Jungen erzählt. Ich liebe ihn, ja und zwar sehr. Aber er... er wird in seiner Schule gemobbt und dann wurde er sozusagen gezwungen eine Freundin mit zu einer Party zu nehmen. Aber er hat keine Freunde!" Ich schluchzte. Die Geschichte wurde immer trauriger. "Dann hat er mich kennen gelernt und mich sozusagen benutzt. Er brauchte doch irgendjemanden, damit die Jungs ihm nicht weh taten. Aber ich wünschte nur, er hätte es mir gesagt. Er hat mich damit so verletzt. Melany, Menschen sind so doof. Ich wünschte einfach, es gäbe keine Jungs mehr."

Sie nahm mich in den Arm und streichelte meinen Rücken.

"Grace, beruhige dich erstmal", flüsterte sie. "Ich glaube ich hab das alles ungefähr verstanden. Er muss wirklich einen Grund gehabt haben jemanden so tolles, wie dich, so zu verletzen, aber, dass er dir nichts gesagt hat, ist einfach nur scheiße."

"Aber er tut mir auch irgendwie so leid, weil er so verzweifelt war, aber gleichzeitig hasse ich ihn, weil er an dem Abend so hart mit mir geredet hat!", erklärte ich. "Und jetzt geht es ihm bestimmt schrecklich, aber mir auch und ich weiß einfach nicht ob ich Mitleid haben soll oder ihn hassen soll. Ich weiß überhaupt nicht, was ich tun soll. Er hat sich nicht gemeldet und ich will ihn auch nicht verlieren."

"Vielleicht solltest du ihn anrufen. Vielleicht erklärt er es dir dann nochmal genauer", überlegte meine Freundin.

"Aber ist nicht eigentlich er derjenige, der jetzt anrufen sollte?", fragte ich sie.

"Ist das nicht egal? Wenn du ihn nicht verlieren willst, musst du ihm jetzt zeigen, dass er dir nicht egal ist. Ruf ihn einfach an, es wird schon nichts schlimmes passieren", forderte sie mich auf.

Ich nickte und wischte meine Tränen weg. Gut, dann würde ich ihn anrufen.

Peace!
Ich hoffe es geht euch allen gut und ihr habt ein tolles Wochenende. Leider ist morgen wieder Schule :/ wie gefällt euch das Kapitel? Ja, es passiert wieder nicht sehr viel, es steckt eher voller Gedanken, aber ich hoffe ihr hattet trotzdem Spaß beim lesen. Lasst doch ein Kommentar da mit Verbesserungsvorschlägen.

Alles, nur nicht das, was ihr erwartetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt