Leni
"Leni? Ich hab Frühstück gemacht...?"
Ich schlug müde die Augen auf. Neben meinem Bett stand ein hübscher, etwa dreißigjähriger Mann.
"Wirklich? Das ist toll...", antwortete ich und suchte in meinem Kopf nach seinem Namen; erfolglos.
"John", sagte er, als würde er wissen was ich dachte. Immerhin klang er nicht beleidigt...
"Deine Freundin ist gerade gegangen. Sie hat gemeint sie würde das Kind zur KiTa bringen und dann zur Arbeit gehen. Ich soll dir sagen, dass sie nach der Arbeit zu ihrer Mutter geht und Mia mitnimmt..."
"Okay, danke John"
Vielleicht hatte ich dieses Mal sogar einen Typen erwischt, der nicht ganz so übel war... Nach Karlas und meiner Unterhaltung gestern Abend hatte sie mir zwar gesagt, ich solle wenigstens an dem Abend krank machen, aber ich war trotzdem zur Arbeit gegangen. Mit meiner Chefin war ausgemacht, dass ich immer am 20. des Monats mein Gehalt bekommen würde und mit den 150€, die John mir jetzt noch schuldete würde ich sowohl die KiTa, als auch einen Großteil der noch ausstehenden Miete bezahlen können.
Als ich die Küche betrat staunte ich nicht schlecht. John hatte Pfannkuchen gemacht, mit Banane und Nutella. Frühstücken mit ihm war komisch. Er bat mich, ihn in der Öffentlichkeit nicht anzusprechen, schon gar nicht, wenn seine Frau dabei sei. Sie hätten zwar eine 'offene Ehe' aber es wäre ihm trotzdem lieber... Dann fragte er nach Mia und ich erzählte schließlich, dass sie meine Tochter sei und all das. Als es endlich kurz vor 9 war, warf ich ihn raus, indem ich ihm sagte, ich müsse zur Arbeit, was nicht einmal gelogen war.
Als er weg war zog ich hastig meine 'Uniform' an, die aus dem Tshirt der Bäckerei, in der ich gelegentlich verkaufte, und einer Jeanslatzhose bestand an. Die Bäckerei war nur zwei Häuserblocks von uns entfernt, also lief ich hin.
Meine Schicht ging von 9.30 - 12.30 Uhr und war für einen Samstagmorgen relativ ruhig. Normal waren um diese Uhrzeit viele Leute zum Brunchen da, aber die blieben heute aus.
"Leni, komm mal mit bitte, ich muss mit dir reden", unterbrach mein Chef meine (zugegeben sinnlose) Putzerei der sowieso schon einwandfrei sauberen Theke.
"Okay...", antwortete ich und folgte ihm in den hinteren Teil der Bäckerei.
"Setzt dich", meinte er und deutete auf eine kleine Bank, die an der Wand der Backstube stand. Die Bäckerei hatte am Samstagmittag geschlossen, deswegen war auch niemand mehr hier.
"Geht es Mia wieder besser? Deine Mitbewohnerin hat gestern angerufen und gesagt du könntest nicht kommen, weil sie krank sei..."
Ich dankte Karla im Stillen dafür, dass sie sich gekümmert hatte. Wegen der ganzen Aufregung gestern hatte ich mir noch nicht richtig sorgen darüber gemacht, dass ich gestern unabgemeldet nicht zur Arbeit in der Bäckerei erschienen war. Unter der Woche arbeitete ich hier nämlich von 11.30Uhr bis 14.30 Uhr. Ich konnte den Job hier nicht verlieren, schließlich bekam ich hier für die 17 Stunden die ich in der Woche arbeitete 400€ im Monat, die ich dringend brauchte.
"Mia geht es wieder gut, vielen Dank", antwortete ich meinem Chef. "Und entschuldigen Sie bitte, dass ich mich nicht selbst abgemeldet habe, aber wir waren beim Kinderarzt", fügte ich hinzu.
"Es ist schön zu hören, dass es deiner Tochter wieder besser geht, aber Leni, wenn so etwas nochmal vorkommt, muss ich dich rauswerfen. Ich weiß, dass du es nicht leicht hast und deswegen sehe ich auch hin und wieder über dein zuspätkommen und kurzfristige Krankmeldungen hinweg, aber ich muss auch an die anderen Mitarbeiter denken und daran, dass mein Laden läuft. Gestern zum Beispiel konnte ich auf die Schnelle keinen Ersatz für dich finden. Die eingeteilten Kollegen waren im Stress und die Kunden genervt, weil sie länger warten mussten.
Das hier ist deine letzte Chance. Vermassel sie nicht, okay? Es täte mir wirklich leid, dich hier rauswerfen zu müssen..."
Ich hatte ja erwartete, dass ich Ärger bekam, aber das hier hatte meine Erwartungen übertroffen.
"Du kannst jetzt nach Hause gehen, deine Schicht ist sowieso fast vorbei", meinte mein Chef dann, bevor er mich alleine sitzen ließ.
Ich holte einmal tief Luft, um mich zu beruhigen. 'Das ist doch jetzt auch nicht so schlimm', sagte ich mir selbst 'du musst in Zukunft einfach nur pünktlicher und verlässlicher sein, dann hat er keinen Grund, dich rauszuwerfen'.
'Mach dir nichts vor', erwiderte mein Kopf 'dir kommt doch immer etwas dazwischen...'.
Was soll ich sagen, er hatte recht. Mir kam immer etwas dazwischen und ich bekam mein Leben einfach nicht auf die Reihe...
Ich stand auf und ging nach Hause. Als sich die Aufzugtüren öffneten, sah ich jemanden vor unserer Haustüre sitzen. Es dauerte einige Sekunden, bis ich realisierte, dass es Peter war. Verdammt, was wollte der denn schon wieder hier? Leider hatte er mich entdeckt, ehe ich es schaffte, mich davon zu machen.
"Leni"
"Hi Peter, was gibt's?", fragte ich wenig begeistert.
"Können wir reden?", erwiderte er mit einer Gegenfrage.
Ja, mit ihm hatte ich wirklich ein Wörtchen zu reden. Einfach hier aufzutauchen und das zwei Tage in Folge...
"Komm rein"
Ich schloss uns die Tür auf, schloss sie hinter uns und folgte ihm in die Küche.
"Was suchst du hier? Was wolltest du gestern hier? Ich bin nicht deine verdammte Freundin, die dir jedes Mal, wenn du Streit mit deiner Freundin hast den Rücken streichelt und dir hinterher das Hirn weckfickt, nur weil du mich dafür bezahlst. Das gestern, war eine absolute Ausnahme. Wir hatten eine Abmachung. Wenn du Sex willst, dann rufst du vorher an oder kommst in die Bar und tauchst nicht einfach so bei mir zuhause auf. Und wenn wir schon dabei sind: Ich bekomme Geld von dir für Sex, das ist eine Dienstleistung und das ist alles, was zwischen uns ist. Ich bin keine 'besondere' Art von Freundin von dir und werde mir nicht nochmal dein Geheule anhören. Du hast deine Beziehung versaut, weil du mit mir Sex hattest - ist das mein Problem? Nein!", redete ich drauf los, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen.
"Wenn du nichts weiter willst, dann geh jetzt", fügte ich nach wenigen Sekunden der absoluten Stille hinzu.
"Okay, tut mir leid, du hast recht... Tschüss", murmelte er und ging. Ich sah ihm nach. Als er an der Tür stehen blieb und sich noch einmal umdrehte, sah ich schnell auf meine Hände und tat so, als würde ich an meinen Fingernägeln herum zupfen. Erst als ich die Tür hinter ihm ins Schloss fallen hörte wagte ich es, wieder aufzusehen.
Ich war unglaublich froh, ihn los zu sein. Ich hatte wahrlich andere Probleme und wenn er dumm genug war, seine Freundin zu betrügen, dann war das nicht mein Problem.
Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und es dauerte einige Momente, ehe ich kapierte, dass jemand an der Tür klingelte. Ich drückte auf den Knopf, der die Eingangstür in das Wohnhaus öffnete, ohne nachzufragen, wer dort war. Auf dem Weg zur Wohnungstür fiel ich über ein Kinderspielzeug von Mia und haute mir beim Sturz den Kopf an der Kommode an, die im Hausgang stand. Ich rappelte mich fluchend hoch und hielt mir mit einer Hand den Kopf, meine Stirn tat ziemlich weh. Hier musste dringend einmal aufgeräumt werden, vielleicht sollte ich das später tun.
Es klopfte an unserer Wohnungstür und als ich sie öffnete sah ich niemand anderen als Niall davor stehen. Was wollte er denn hier?
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Zweimal love-to-go, bitte?! (1D FF Niall)
ФанфикLeni ist, wie man so schön sagt, mit Kind und Kegel nach Irland geflüchtet. Sie ist alleinerziehend, gerade mal volljährig, meist etwas überfordert, hat Geldsorgen, bewegt sich am Rand der Legalität und hat eine Vergangenheit, die sie vor allen gehe...