Karla
"Nein, sie ist noch nicht aufgewacht", erklärte ich Niall, der mich bereits zum dritten Mal an diesem Tag anrief und es war noch nicht mal Mittag.
"Tut mir leid, ich will dich nicht nerven, ich mache mir nur Sorgen."
"Ich weiß..."
Die machte ich mir auch. Leni war seit 4 Tagen bewusstlos. Gestern Abend hatten die Ärzte sie aus dem künstlichen Koma geholt, aber aufgewacht war sie trotzdem nicht.
"Das ist nicht unbedingt schlecht", hatte Doktor Waters mir erklärt. "Es zeigt nur, dass ihr Körper sich selbst noch etwas mehr Zeit zum heilen geben will. Sie müssen sich jetzt noch keine Sorgen machen, sie wird schon aufwachen, wenn sie so weit ist."
Ich hatte mir Mühe gegeben, ihr zu glauben und versuchte auch Niall vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu überzeugen.
Ihm schien Leni wirklich am Herzen zu liegen. Solange die Jungs in der Gegend gewesen waren war er so oft wie möglich hergekommen, aber als sie vor zwei Tagen zur US-Tour aufbrachen, hatte er keine andere Möglichkeit gehabt, als mitzugehen. Seitdem nervte er mich stündlich mit anrufen (und ich wunderte mich, ob er überhaupt schlief - er rief über den Tag verteilt an, dabei musste es bei ihm Nacht sein).
Zugegeben, ich übertreibe, aber dennoch fand er erstaunlich oft Zeit, sich nach Neuigkeiten zu erkunden, obwohl ich ihm versprochen hatte, ich würde mich sofort melden, sollte sich an Lenis Zustand etwas ändern. Auch nach Mia erkundete er sich hin und wieder, die ich, um zumindest einen kleinen Anschein von Normalität zu wahren, wieder zur KiTa brachte.
"Ich muss los... Meld dich, wenn's was Neues gibt, ja?"
"Natürlich, das habe ich dir doch versprochen..."
"Stimmt. Tschüss Karla"
"Tschüss...", sagte ich etwas verspätet, aber er hatte schon aufgelegt.
Ich sah Leni dabei zu, wie sie langsam, tief und entspannt atmete.
"Bitte wach auf, Leni. Ich vermisse dich, Mia vermisst dich - und Niall, der wird verrückt vor Sorgen. Ich glaub du hast ihm ganz schön den Kopf verdreht. Er ist aber ja auch so niedlich..."
Ich redete einfach so daher. Angeblich war es gut für Leni, Stimmen zu hören und ich musste das, was mir im Kopf rumschwirrte, loswerden. Dabei betrachtete ich sie traurig. Ihr Angreifer hatte ihr eine schreckliche Wunde verpasst, als er ihr das Gesicht zerschnitt (ein fransiger Schnitt zog sich ihrer linken Schläfe, durch die Augenbraue bis hinab zu ihrem Kieferknochen und war so tief, dass er mit mehreren Stichen genäht wurde. Natürlich würde eine fürchterliche Narbe bleiben). Außerdem hatte sie mehrere schwere Hautabschürfungen an Beinen, Armen und Händen, sowie einige angeknackste Rippen und ein gebrochenes Bein. Welchen psychischen Schaden sie davongetragen hatte, lies sich nicht ausmachen, aber ich nahm an, dass er weitaus gravierender war.
Ich verbrachte eine weitere Stunde neben Lenis Bett, bis mich mein Handyalarm daran erinnerte, dass ich Mia abholen musste. Wiederwillig verließ ich Lenis Zimmer und machte mich auf den Weg...
Es war kurz vor halb eins morgens. Mia war total erschöpft, weinte seit Stunden und wurde immer quengeliger, anstatt müder. Ich war total am Ende mit meiner Weisheit, fühlte mich todmüde, weil ich in den letzten Nächten kaum schlaf fand (denn wenn mich nicht Mia wachhielt, erledigten die Sorgen diesen Job) und der Wein, den ich getrunken hatte, machte mich schläfrig.
Schließlich nahm ich Mia aus ihrem Kinderbettchen und legte sie neben mich in Lenis Bett. Es schien Jahre zu dauern, bis Mia einschlief.
Ich wurde wach, weil Mia weinte. Sie hatte sich halb aufgesetzt und schrie sich die Lunge aus dem Hals. Es war halb sieben in der Früh und wir hatten vielleicht 4h geschlafen (Mia ein wenig mehr, ich ein bisschen weniger).
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Zweimal love-to-go, bitte?! (1D FF Niall)
FanfictionLeni ist, wie man so schön sagt, mit Kind und Kegel nach Irland geflüchtet. Sie ist alleinerziehend, gerade mal volljährig, meist etwas überfordert, hat Geldsorgen, bewegt sich am Rand der Legalität und hat eine Vergangenheit, die sie vor allen gehe...