40. Clara und Jon

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*Tini's POV*

"Was möchtest du kaufen?", ich wende mich an Mechi, die gedankenverloren Löcher in die Luft starrt. "Mercedes!", wiederhole ich in einem lauteren Ton und schnipse ihr vor dem Gesicht herum. "Hmm?", sie scheint aus ihrer Starre zu erwachen und sich wieder in der Realität einzufinden. Candelaria und Alba sind beide auf der Suche nach Sommerkleidern, während ich versuche Mercedes zurück auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Irgendetwas scheint sie zu beunruhigen. Wenn ich bloß wüsste was! "Was ist mit dir?", frage ich letztendlich und sehe sie durchdringend an. "Hast du Probleme mit Xabiani?" Heftig schüttelt sie ihren Kopf: "Nein, das ist es nicht". "Was denn dann?", ich höre mich besorgt an. Streng genommen bin ich das auch. "Kannst du etwas für dich behalten?", Mechi blickt mir geradewegs in meine Augen. Wie ein Roboter nicke ich mechanisch und beobachte jede ihrer Bewegungen. Was kann ihr so sehr zusetzen? Zuerst versichert sie sich dass uns niemand zuhört, woraufhin sie mir ein Stückchen näher kommt und flüstert: "Clara hat Diego betrogen..." "WAS!?", ich kreische empört auf. Wie kann sie nur? Nein, das sieht ihr gar nicht ähnlich... "Ich weiß davon, seit ich bei Xabi war. Es ist dieser Jon, mit dem sie auch vor kurzem geskypt hat. Ich glaube du weißt wen ich meine...", sie hört abrupt auf zu sprechen und fährt sich durch die blonden Locken. "Ich habe riesige Gewissensbisse. Diego ahnt zwar bereits, dass etwas nicht stimmt aber er denkt sicherlich nicht, dass sie ihn kaltblütig mit diesem Model betrügt", ihre Stimme ist kaum mehr als ein Schluchzen. "Wieso erzählst du es ihm dann nicht?", frage ich tröstend und nehme sie sanft in den Arm. Sie hebt den Blick und mustert mich perplex. "Wie sollte ich? Clara bedeutet mir sehr viel und sie hat mir versprochen, selbst mit Diego darüber zu sprechen. Außerdem könnte ich es nie über die Lippen bringen." Pure Verzweiflung lodert in ihren braunen Augen auf. "Ich verstehe", presse ich mit trockenen Lippen hervor. "Wann hat Clara vor mit ihm zu reden?", hake ich erschüttert nach. Das ist so unwirklich. Clara und Diego waren solch ein traumhaftes Paar...wieso musste das zerstört werden? "Ich weiß es nicht", gesteht Mercedes hilflos und drückt mich fest an sich. Beruhigend streiche ich ihr über den Rücken. Nun habe auch ich Schuldgefühle...ich verschweige meiner besten Freundin dass ich mit Jorge zusammen bin...sollte ich es ihr erzählen? Nein, jetzt lieber nicht. Sie ist zu aufgebracht und ihre Nerven liegen blank. Ich suche lieber einen passenderen Zeitpunkt aus.

Nach dem Gespräch scheint Mechi viel befreiter als zuvor. Sie hat sogar wieder Shopping Laune, was ich als eindeutig positives Zeichen deute. An mir ist dies aber auch nicht spurlos vorbei gegangen. Im Gegenteil, ich bin nun stolze Besitzerin von drei Paar Schuhen, zwei Kleidern und vier neuen Tops. Ich habe mich bewusst gegen den Einkauf von Shorts entschieden, da mein Schrank überfüllt damit ist. Candelaria und Alba sind ebenfalls höchst zufrieden mit ihren Errungenschaften, weil sie nicht von ihren Lippen weichen. "Ich liebe New York", seufzt Alba auf und streicht sich ihren knielangen Rock zurecht. Cande pflichtet ihr bei: "Ja, eine wundervolle Stadt". Auch ich nicke zur Bestätigung und blicke mich um. "War Stephie nicht bei uns?", möchte Mercedes wissen und steckt sich einen mintfarbenen Kaugummi in den Mund. "Anfangs war sie dabei, doch dann wollte sie zurück zu Jorge", Alba verdreht ihre dunklen Augen sichtlich genervt. "Die klammert ja vollkommen übertrieben", spotte ich, während ich versuche meine Wut zu unterdrücken. Ich könnte Stephanie augenblicklich an die Gurgel gehen. Sie mir höchstwahrscheinlich ebenfalls, aber das ist mir momentan relativ egal. "Kommt heute jemand mit Joggen?", fragt Cande interessiert während sie uns genauestens mustert. Eine ihrer Arten uns dazu zu bringen dass zu tun , was sie von uns möchte. Meist sogar erfolgreich. "Ich komme gern mit", verkünde ich wie gerufen. Den Kopf mithilfe von ein bisschen Sport frei zu kriegen, kann ja nur gut für mich sein. Außerdem verbringen wir nun nur noch zwei Tage in New York, bevor die Tour in unserer Heimat weiter geht. In Argentinien. Somit müssen wir jede Sekunde hier zu unserem Vergnügen nutzen. Das Gute an den USA ist, dass uns hier kaum jemand kennt. Wir können einkaufen gehen, ohne von Teenagern und Kindern heimgesucht zu werden, was ich als wirklich entspannend betrachte. Ich liebe meine Tinistas über alles, doch ein bisschen Freiraum muss ab und an einfach sein. "Lass uns nun wieder zurück zu den Jungs...", schlägt Alba lächelnd vor und beschleunigt ihr Tempo. "Na komm, Facu wartet sicher schon auf dich!", scherzt Mercedes, wodurch sie unserer quirligen Spanierin die Röte ins Gesicht steigen lässt. Sie dreht sich zu uns um und zischt ein wütendes "Halt die Klappe", was ein breites Grinsen bei mir, Mercedes und Candelaria auslöst. "Okay aber nun ernsthaft", wiederhole ich leise. "Wir sollten allmählich zurück zum Deli. Dort warten sie auf uns". Ich erhalte zustimmendes Gemurmel und trotte den anderen hinterher. Im Gebiet 'Orientierung' bin ich eine fatale Niete.

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