92. Estoy siempre a tu lado.

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*Jorge's POV*

Unruhig tigere ich durch das Wartezimmer. Erst zum großen Fenster, das von einem beigefarbenen Vorhang verdeckt wird, anschließend zur halb geöffneten Tür. Fenster. Tür. Fenster. Tür. Ich glaube ich werde langsam wahnsinnig. Wahnsinnig vor Sorge um meinen kleinen Neffen, die langsam komplett von mir Besitz ergreift. Wird er es durchstehen, und wenn, wird er wieder funktionieren wie zuvor? Wo sind mein Bruder und meine Schwägerin? Wie konnte er sich solche Verbrennungen zuziehen? So viele Fragen, auf die ich keine Antwort kenne. Wie könnte es mich nicht fertig machen? Mein Herz rast, meine Handflächen schwitzen, ich wäre durchaus in der Lage in den Behandlungsraum einzubrechen um irgendwelche Informationen zu erzwingen. Hilfreich wäre dies aber ganz gewiss nicht. Seufzend lasse ich mich schlussendlich auf einen der leeren Stühle fallen und stütze den Kopf in die Hände. Ich muss mich auf irgendeine Weise auf andere Gedanken bringen. Bis ich mehr weiß. In genau diesem Moment ertönt der Pfeifton meines Smartphones, was mich dazu verleitet, es aus meiner Hosentasche zu kramen und einen Blick darauf zu werfen. Wäre die Nachricht nicht von Martina, hätte ich sie wohl wahrscheinlich überhaupt nicht beachtet. In diesem Falle aber öffne ich WhatsApp, ebenso ihre Message.

Estoy siempre a tu lado, mi amor. In wenigen Augenblicken bin ich bei dir. In Liebe, deine M. x

In Gedanken streiche ich mit den Daumen über den Bildschirm. Sie kommt gleich zu mir. Immerhin eine gute Nachricht. Wenn sie bei mir ist, scheint selbst der größte Albtraum an Intensität zu verlieren. Ich kann es kaum erwarten sie zu sehen.

*Tini's POV*

Aufgelöst fahre ich mir durch meine Locken und lasse meinen Blick durch das gesamte Foyer der Kinderklinik streifen. Es ist noch nicht allzu viel los, was mit der frühen Uhrzeit zusammenhängt. Um 7 Uhr morgens wird Besuch wohl noch nicht sehr oft entgegen genommen. Ich stöckele zur Information und warte ungeduldig darauf von irgendjemandem wahrgenommen zu werden. Ich will verdammt nochmal endlich zu Jorge! Er braucht mich jetzt mehr denn je. „Ja?", die gelangweilte, vielleicht auch genervte Stimme dringt plötzlich zu mir hervor. „Ich möchte gerne zu Raphael Blanco. Er wurde vor kurzem eingeliefert..." „Wer sind Sie für ihn?", lautet die Gegenerwiderung. „Ich bin die Verlobte seines Onkels, der gerade schon im Wartezimmer verweilt und auf irgendwelche Infos bezüglich seines Zustands wartet...", antworte ich aus der Fassung gebracht und mustere die Lady mit einem alles andere als freundlichen Blick. Allmählich spüre ich ihre Abneigung immer deutlicher. Ist sie sauer weil ich sie beim Kaffetrinken unterbrochen habe, oder was? „Sie können aber nicht zu ihm. Sie sind noch kein offiziell anerkanntes Familienmitglied." Die Feindseligkeit in ihrer Stimme ist kaum zu überhören. Was in Gottes Namen habe ich dieser jungen Frau getan, dass sie mich auf diese erniedrigende Art und Weise behandelt? „Das ist mir natürlich bewusst", presse ich durch zusammengebissene Zähne hervor und richte meine Augen auf das so übertrieben feindselige Geschöpf vor mir. Aus irgendeinem Grund kommt sie mir sehr bekannt vor. Es ist, als hätte ich sie schon einmal gesehen. Doch ganz egal wie sehr ich mich anstrenge, mir fällt einfach nicht ein, wo ich sie schon einmal getroffen habe. Plötzlich wird unsere stille Auseinandersetzung von einer anderen, um einiges älteren Frau unterbrochen, die zum Fenster tritt. „Raphael Blanco ist im 3. Stock. Sie dürfen zwar nicht direkt zu ihm, aber im Wartezimmer ist Platz genug." Sie kommt mir wirklich sympathisch vor. Das totale Gegenteil des Mädchens, das mich zuvor behandelt hat. „Danke schön", ich bedanke mich mit einem strahlenden Lächeln und stolziere davon. Im Hintergrund vernehme ich noch, wie die beiden wild diskutieren. Hoffentlich muss ich diesem Girl nie wieder begegnen. Nun konzentriere ich mich aber wieder auf dem tatsächlichen Grund meines Aufenthaltes, nämlich Jorge und Raphita.

Voy hacerte felizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt