"Ja, danke ... Nett von dir", weiß ich nicht wirklich, ob ich gegenüber jemanden wie ihm dankbar oder ablehnend sein soll. Ich setze mich mit ihm in mein unaufgeräumtes Zimmer, bevor ich mit dem kleinen Geschenk anfange. "Du müsstest dir nicht immer so eine Mühe machen, wofür auch immer du sie dir machst."
Als ich das Papier abziehe, kommt ein Himbeerlutscher hervor. Durchaus kreativ. "Muss schön sein, sich alles auf einem Klemmbrett zu notieren." Ansonsten hätte er niemals daran gedacht, dass er mir so einen versprochen hat. "Ich hab noch mehr", zückt der Blondhaarige schließlich fünf weitere Lollis hervor. "Für deine Geschwister." - "Ja ... Danke, dass du an sie gedacht hast ..." Mal sehen, ab wann er es wieder ausnutzen wird, dass ich in seiner Schuld stehe, wenn er so weiter macht. "Jetzt mach das andere auf und hör auf, alles schlecht zu reden", grinst Rye bei meinem eher ablehnenden Ton und wie der König es möchte, öffne ich die Box. Hervor kommt eine holzähnliche, kleine Kiste auf der irgendwelche Zahlen stehen. In ihr: ein Smartphone mit ein paar Gebrauchsspuren.
Unglaubwürdig sehe ich zu Rye hoch. "Dein Ernst?" - "Das ist eines meiner alten Handys, du kannst es haben. Meine jetzige Nummer ist schon eingespeichert", freut er sich ähnlich wie ein Kind, als ich sein Geschenk endlich zu Gesicht bekommen habe. "Aber was soll ich damit?" Die Zeiten, in denen ich mit Kumpels um die Häuser ziehe ist vorbei und ich bin meistens alleine. "Jetzt kannst du mich immer erreichen, du Dummerchen ..." - "Welcher Idiot gibt einem Fremden denn ein Smartphone? Das war doch sicher sau teuer? Ist dir Geld so egal?"
"Ja, mir ist das Geld egal, ich habe es schließlich auch nicht bezahlt."
Ziemlich arrogant ... "Eigentlich sollte ich das nicht annehmen."
"Ich werde es aber nicht mehr wieder mitnehmen und wenn du es zum Beispiel deinem Bruder gibst, hast du es ja irgendwie doch wieder angenommen, nur weiterverschenkt", lächelt er. "Willst du etwas essen gehen?" Immer seine plötzlichen Themenwechsel. Ich weiß nicht so recht, ob ich mich über das schwarze Handy freuen soll oder es mich eher nerven sollte, dass er mich so beansprucht. "Ich muss Abendessen machen." - "Nehmen wir deine Geschwister halt mit." -"Lass lieber ...", sage ich aber ab. "Na ja, du hast ja gemacht, was du wolltest. Eigentlich könntest du jetzt auch wieder gehen", hat sich Rye schließlich bloß selbst eingeladen und ich will mich nicht um eine weitere Nervensäge kümmern müssen. "Halt, warte!", macht er schließlich und zieht dieses Klemmbrett vom letzten mal aus seiner Tasche, über das ich eben noch gesprochen habe. "Wie fühlst du dich momentan, Jin-Jin?"
"Ganz okay halt ..."
"Du siehst nicht so aus, als hättest du die Nacht geschlafen. Bedrückt dich etwas?" Dabei grinst er, als ob er nur darauf warten würde, wie ich bei ihm angeheult komme. "Nee."
"Ah, okay", notiert er sich irgendetwas und als ich darauf schaue, schreibt er tatsächlich, dass ich ihn gerade angelogen habe. Es ist zwar tatsächlich so, allerdings finde ich das nicht unbedingt gut. "Kannst du dir nicht einfach merken, was wir reden?", nervt mich sein ständiges Festhalten von privaten Informationen. "Ja, aber so ist es cooler."
Cooler also. "Ich will das aber wirklich nicht." Einfach ruhig und gesotten bleiben. "Mhm, ja ja."
"Rye", werde ich aggressiver bei seinen frechen Worten und ohne es zu steuern, plustere ich mich auf. "Ja, chill doch mal. Hast du - ..." - "Was denn!?" - "Eh egal."
Er steckt das Klemmbrett zurück in seine Tasche und nimmt mir das Handy aus der Hand. Meine aufkommende Wut scheint ihn ebenso wenig wie der Preis für dieses Gerät zu interessieren. "Hier macht man es an", drückt er lange auf einen Knopf und der Bildschirm wird hell. Als Hintergrund sind es einfach nur ein paar Standart-Blasen, wie viele sie haben. "Hier ist das Telefonbuch ... Hier die Galerie ... Das erklärt sich eigentlich von selbst."
Plötzlich rückt Rye ziemlich nah an mich, öffnet die Kamera und macht ein Foto von uns beiden, welches schon eine ziemlich gute Qualität hat und gibt mir das Smartphone zurück. "Wie gesagt, wenn mal etwas ist ... Ruf an." - "Wahrscheinlich hast du so einen Sensor in das Ding eingebaut, damit du mich überall zu jeder Zeit finden kannst ..."
"Ach komm, Jin, übertreib doch nicht immer so. Ich habe einfach zu viel und würde es gerne mit dir teilen. Bei mir Zuhause liegen noch mehr von den Teilen - funktionstüchtig - und verkaufen brauche ich sie auch nicht, weil ich sowieso nicht weiß wohin mit meinem Taschengeld."
"Ja ... Du gehst doch immer so gerne essen, dachte ich?"
"Ja, aber immer alleine macht es keinen Spaß ..." Warum denn bitte alleine? Er kann doch mit seinen ebenfalls reichen Freunden der Eltern in irgendein völlig überteuertes Lokal gehen und 50 Euro für eine fünf Gramm schwere Nachspeise zahlen, wenn er nicht weiß, wohin mit seinem Geld.
"Andere haben eben nicht so viel wie du", komme ich allerdings wieder auf das Thema zu sprechen, dass er arrogant ist und ziemlich viel als selbstverständlich zu beachten scheint. "Ich weiß, deswegen -..." Rye hört auf zu sprechen, als schrilles Kindergeschrei durch den Flur hallt und ich stöhne genervt auf. Ich habe keine Lust, mich um Maurice zu kümmern! Was hat er bloß schon wieder?! Die Augen verdrehend erhebe ich mich, gehe in den Korridor und hebe den kleinen Jungen auf meinen Arm, als er sich den Bauch haltend und weinend langsam in Richtung meines Zimmers bewegt. "Was ist denn?", frage ich halbherzig und bin aus irgendwelchen Gründen viel gereitzter als sonst. Sofort tut mir meine Frage wieder leid und ich setze mich mit dem Kind zurück in mein Zimmer, um ihn dort zu umarmen. "Mein Bauch tut ganz doll weh", weint er ziemlich leise an meine Brust, während ich über seine Schulter streichle und ihn sanft wippe. "Rufst du mich also an?", wirft Rye ein, als er mich mit dem Kleinen sieht. "Eher nicht."
"... Okay." Der junge Mann steht auf und sieht mich mit einem aufgezwungenen Lächeln an. "Bis dann", verabschiedet er sich aus dem nichts ... und wie er kam, ist er auch wieder verschwunden.
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Disallowed Love (BoyxBoy. Yaoi)
RomanceEr aus dem Ghetto - der andere aus guten Verhältnissen. Eine Liebe nach diesen Klischee ... Ist das möglich? Um seine Sucht nach der Selbstzerstörung zu befriedigen hat Jin, ein 19 Jahre junger Mann, sich wieder sein Pulver besorgt, welches sein Inn...