Kapitel 18: Für immer fern

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Mit dem unangenehmen Gefühl von Schwindel drehe ich den Schlüssel der Tür auf, um einen Blick hinter diese zu wagen. Der Flur ist leer und das Lachen meiner Geschwister ertönt aus der Küche, sowie ein unangenehmer Geruch von verbrannten Essen. Nur meine Mutter kann sie in die Wohnung gelassen haben, denn Chen wird schon längst wieder weg sein ... Sie wird mich später bestimmt ausschimpfen, weil ich nicht da war und sie meine Arbeit machen musste. In meinen Kopf baut sich aus, wie die Kleinen Sturmklingeln begehen und sie wütend von der Coach aufsteht, um den Knopf an unserer Haustür zu betätigen, wie sie sich dabei aufregt und flucht.

Schwerfällig taste ich mich an der Wand entlang, noch immer ein Kribbeln und der Geruch von Blut in der Nase. "Was macht ihr denn da?", wage ich zu fragen, obwohl das Bild klar vor meinen Augen steht.

Sie haben sich wohl im Backen und Kochen versucht, denn die Fenster der Küche stehen offen und der Rauch des verbrannten Ofeninhalts sucht seinen Weg dort hinaus. Die Mädchen scheinen das alles andere als ernst zu nehmen, denn ihr Gelächter dabei lässt auf nichts anderes schließen. "Da bist du ja endlich!", quaken sie, ohne mir zu antworten und verschwinden, um die Toilette aufzusuchen, welche stundenlang von mir besetzt war. Natürlich bleibt der Rest vom Lüften und das Aufräumen an mir hängen, so wie es immer ist und ja, meine Mutter schimpft mich tatsächlich noch am restlichen Abend deswegen aus, weil sie einmal den Flur bis zum Ende hin entlang gehen musste.

Während ich nach dem Kochen, bei welchen sich große Kopfschmerzen bei mir anbahnen, in mein Bett falle, verschwende ich nur noch Gedanken daran, wo Rye ist und ob er noch herkommt. Dabei schwingt das Gefühl von Angst mit, denn wenn er mich so sieht, wird er wissen was los ist und was ich getan habe. In meinen Kopf spielen sich bereits Theaterspiele ab. Was wäre, wenn er es tatsächlich sieht und mich schließlich zur Polizei bringt? Ich bin in dieser Sache vollkommen hin und her gerissen.

Zum einen denke ich mir, dass es total egal ist was Rye macht, zum anderen habe ich große Angst vor seiner Reaktion. Scheinbar alles umsonst, denn Rye meldet sich heute nicht.

Auch am nächsten Tag nicht.

Die ganze Woche höre ich kein Wort von oder über ihn.

Selbst am Wochenende schickt er mir keine Nachricht auf das Smartphone, welches er mir einfach so hinterlassen hat. Auch keine Anrufe oder ähnliches. Es ist beinahe so, als hätte es ihn nie gegeben und ich beginne auch meine Vorsätze im Zusamenhang mit den Drogen stark schleifen zu lassen. Ich nehme sie einfach, wenn ich will, denn die ANgst erwischt zu werden sinkt. Dass ich immer weiter abnehme ist mir wie der Rest meiner Gesundheit egal, ich meine, sterben tun wir doch alle irgendwann ... Nicht, dass ich das unbedingt wollen würde, aber letzten Endes kann ich es mir mit diesen Worten etwas schöner und gemütlicher reden, wenn ich Sachen durch die Nase ziehe, die meine Schleimhaut total zerstören und förmlich auseinander fressen. Rauchen zerstört auch alles und tötet irgendwann, trotzdem macht es beinahe jeder. Deswegen ist es okay.

Leider reicht mein Pulver nicht für immer, genauso wie Rye mir leider nicht fern bleibt, auch wenn ich es mir unendlich gewünscht häte. Unfair wie das Leben ist, steht er eines Samstags nachmittags vor unserer Tür und lächelt mich frech wie sonst immer an. "Hast du deine freie Zeit genossen?"

"Wie kommts, dass du nach zwei Wochen wieder hier aufkreuzt?"

"Vielleicht gehe ich noch zur Schule?"

Ehrlich gesagt wäre es mir lieber gewesen, wäre er mir für immer fern geblieben. Ich frage mich was er will, warum er hier ist, ob ihm erst jetzt wieder Zuhause nichts eingefallen ist, weswegen er her gekommen ist ... "Jin-Jin?", reißt er mich aus meinen Gedanken und sieht mich prüfend an. "Du hast die letzte Zeit verbotene Dinge gemacht, nicht wahr?"

Disallowed Love (BoyxBoy. Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt