Die Gesichter meiner kleinen Geschwister tragen einen bescheidenen Ausdruck, als sie den Weg in die Küche antreten und sehen, dass nicht wie sonst bereits alles vorbereitet auf dem Esstisch steht und ich ganz tatenlos aus der Bank sitze.
"Was sollen wir denn essen?", quakt sofort meine Schwester in ihrem rosa Nachtshirt, während sie sich an den Tisch zu mir gesellt. "Schalen stehen im Schrank", entgegne ich ihr und fühle mich wie ein Rebell, welcher sich gegen seine Pflichten auflehnt.
Völlig legitim.Mit beleidigt aufgeplusterten Wangen sorgt also jeder für seine eigene Schale Müsli oder Teller Brot und ich muss sagen, dass einfaches Zusehen ziemlich gut tun kann, statt immer alled selbst in die Hand zu nehmen und aufwendigere Dinge am Morgen zu zubereiten. "Dann mal guten Appetit", wünsche ich mit in Frust und Zufriedenheit aufgeteilten Gefühlen, als ich aufstehe und mich um den kleinen Maurice kümmere, der als einziges kein scharfes Messer in die Hände bekommen soll, bevor er sich noch schneidet.
Beim Frühstück ist es still und das einzige, vernehmbare Geräusch kommt vom aufeinander aufschlagendes Geschirr beim Essen, doch an eine Unterhaltung zwischen Familienmitgliedern ist nicht zu denken. "Was ist?", frage ich Maurice, als der kleine Junge lustlos in seiner kleinen Milchschale herumrührt, anstatt sich etwas davon oder den kleinen, frischen Obststücken in den Mund zu schieben. "Bauchweh", antwortet er leise und ich seufze. Er hat oft irgendetwas, aber meistens geht es nach kurzer Zeit wieder weg.
Als alle endlich weg sind melde ich ihn im Kindergarten ab und setze mich mit ihn zurück auf mein Bett. Nach wie vor fühle ich mich selbst nicht so gut und mein Blick fällt immer und immer wieder auf die Haarbürste, die für mich Tabu ist. Wann Rye wohl das nächste mal herkommt?
Heute Abend?
Morgen abend?
Vielleicht auch erst am Wochenende?
Wie soll er mitbekommen, ob ich etwas nehme, wenn er gar nicht da ist?So schnell wie ich diese Gedanken abschüttle, tauchen sie erneut wieder auf und lassen mir keine Ruhe. Ich beginne abzuwegen, wie wahrscheinlich Ryes Auftauchen hier ist und zu meinen Leidwesen steht ed zu meinen Ungunsten. Er wird wissen, dass ich ihn umgehen will und mich wohl oft kontrollieren kommen, andererseits müsste es ihm selbst doch irgendwann stören und er wird es verschieben. Das heißt, dass er vielleicht heute nicht kommt, sondern erst morgen. Hat Rye sich bisher immer angekündigt? Ich weiß es gar nicht, aber ich glaube schon. Hat er gestern von "Bis morgen" geredet? Hätte ich ihm bloß besser zugehört! Dann wüsste ich jetzt besser Bescheid ... Es ist wirklich zu risikoreich, aber ich will es so sehr ... Doch noch ist es auszuhalten, auch wenn ich mich von Sekunde zu Sekunde schlechter fühle.
Ich kann einfach keine Entspannung finden. Weder körperlich, noch im Geiste. Meine Gedanken kommen nicht von Heroin und Kokain ab, ganz im Gegenteil, sie kleben förmlich daran und ich verkrampfe mich immer mehr darauf. Manchmal zuckt mein Körper kurz, als ob er Anstalten tun würde aufzustehen, es einfach zu nehmen, doch ich bleibe mit dem Kind im Arm sitzen.
Es heißt immer, man soll an etwas anderes denken, an schönes, aber Drogen sind das schöne! Egal, was ich versuche, meine Gedanken tun was sie wollen und sie kreisen wie die Aasgeier um meinen schwächeren Willen.
Ach, scheiß einfach auf Rye! Ich nehme einfach, was mir zusteht, schließlich habe ich teuer Geld dafür gezahlt!Ich schiebe das schlafende Kind von mir und erhebe mich, um nach der Haarbürste zu greifen. Erschrocken zucke ich zusammen, als es plötzlich klingelt und mein irritierter Blick fällt auf die Uhr. Es hat sich wie Stunden angefühlt ... Die Zeit, welche ich über Rye und den Rest nachgedacht habe, doch in Wirklichkeit ist nicht eine davon vergangen. Haben meine Eltern etwas bestellt? Wer könnte das an der Tür sein? Vielleicht hat sich auch jemand an den vielen Knöpfen mit Namen draußen vertan ...
Als es erneut schellt, lege ich die Bürste doch wieder zurück und drücke am Eingang den Schalter zum Öffnen, während ich in das Treppenhaus luge und sehen muss, dass der Besucher tatsächlich für mich zu sein scheint.
"Guten Morgen, Jin."
"Morgen", stammele ich vor mich hin und öffne ihm die Tür. Was macht er denn hier? Er ist nie hier, also warum jetzt und vor allem um diese Zeit?
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Disallowed Love (BoyxBoy. Yaoi)
RomansaEr aus dem Ghetto - der andere aus guten Verhältnissen. Eine Liebe nach diesen Klischee ... Ist das möglich? Um seine Sucht nach der Selbstzerstörung zu befriedigen hat Jin, ein 19 Jahre junger Mann, sich wieder sein Pulver besorgt, welches sein Inn...