"Ist das dein Ernst!?"
Langsam drehe ich mich erneut von ihm weg. "Das würdest du dich sowieso nicht trauen. Danke für das Essen, Rye."
Ich würde es diesen unberechenbaren, verrückten Jungen alles zutrauen, doch ich will meine Angst nicht zeigen. Alles würde heraus kommen. Ich verstecke die Drogen vor meinen Geschwistern, weil ich mich auf einer Seite schäme und die andere ist diese, dass ich eine Vorbildfunktion habe. Welches Vorbild würde ich damit abgeben!?
Nehmt Heroin und Kokain, dann geht es euch besser!? Mann, selbst wenn es stimmt, so würde es nicht gut für sie sein. Bei mir ist das schon egal ..."Also gut, dass du mitmachst. Hier ist meine Nummer, du solltest ja wenigstens ein Haustelefon haben."
Der Junge legt einen kleinen Zettel auf den Tisch. Ich antworte nicht und gehe einfach weiter Richtung Ausgang. "Wenn du dich bis morgen Abend nicht meldest, verpfeife ich dich übermorgen und dann wirst du untersucht, klar?"
Funkelnd sehe ich Rye aus den Augenwikel an. Das kann er doch nicht machen!Während ich ihm erschrocken hinterher sehe, ist er noch vor mir aus dem Lokal raus und hat bezahlt. Irritiert gehe ich nach einer kurzen Zeit zu dem Tisch zurück und sehe mir die mit einem schwarzen Kulli geschriebene Zahlenfolge an. Er hat nur seinen Vornamen darauf geschrieben ... Rye. Ich streiche mir durch das Gesicht und bemerke, dass meine Wangen feucht sind. Dieses blöde Arschloch will mir das einzige auf Erden nehmen, was mich glücklich macht, mir Schutz verleiht und für einen Moment alles so aussehen lässt, als wäre ich kein blöder Looser, der in einer kaputten Familie lebt und nicht einmal einen Sonderschulabschluss hat!
Mit dem Gefühl keine Wahl zu haben nehme ich den Zettel und schnelle aus dem Lokal, um mir ein Versteck zum hilflos sein zu suchen. Wie kann man nur so gemein sein? Wie viel Monster muss in einem stecken, um jemanden alles was er hat wegnehmen zu wollen? Der Kerl tut alles, um seinen unnötigen Willen durchzusetzen ... Erpressung ist genauso illegal! Wieso tut er mir etwas so schreckliches an!?Ich finde eine leere Ecke, in der ich mich hinter mehreren Müllcontainern verstecken kann und drücke mein Gesicht in die Knie. Der Gedanke, dass mir mein einziger Schatz weg genommen werden, soll treibt mir die Tränen in die Augen. Wieso kann er sich nicht jemand anderen dazu suchen? Als gäbe es hier nicht genügend Drogenabhängige! Wieso muss ich es sein? ... Verzweifelt umarme ich mich selbst. Dass ich mit dem Rücken in einer dreckigen, womöglich eingekotete Ecke drücke lässt mich kaum ekeln. Das Blut staut sich in meinen Beinen und wissentlich, dass ich nicht weiß wohin, erhebe ich mich wieder. Ich hasse diesen Kerl! So ein Herzloser, der weiß doch gar nicht, was er damit in mir auslöst!
Er kann sich nicht in meine Lage versetzen ... oder er kann es eben doch und genießt es, andere leiden zu sehen.
Andere ohne alles dastehen zu sehen.
So ein Sadist.Aufgelöst trete ich langsam schweren Schrittes den Weg zum Ort an, der sich selbst mein Zuhause nennt, den ich jedoch nur als einen Unterschlupf in der Hölle sehe. Welchen Sinn hat mein Leben denn schon ohne mein Pulver? Ohne das Gefühl einer Umarmung? ... Wer soll mir das schon geben, wenn es weg ist?
Selbst wenn ich clean werde ... wer hat schon etwas davon, wenn nicht einmal ich? Mir ging es schlechter, als ich noch nichts genommen habe! Ich habe viel geweint und bin untergegangen - erst jetzt kann ich auf den eigenen Beinen gerade stehen und jetzt kommt ein Fremder, der mir einfach den Boden unter den Füßen wegreißen will ...
Das Leben meint es nicht gut mit mir ...Ich fühle mich, als hätte ich starken Liebeskummer, während ich wie immer den menschlichen und auch animalen Ausscheidungen ausweiche und die Tür zum lauten Unterschlupf dieser Welt öffne. Deprimiert hänge ich meine Jacke an den dafür vorgesehenen Haken und ziehe den Zettel mit der Nummer aus deren Tasche.
"Bin wieder da ...", rufe ich mit dem Versuch nicht traurig oder wütend zu klingen in den Flur, bevor ich mich für die erste Zeit in meinem Zimmer zurückziehe. Es schmerzt mir so sehr ... So unendlich weh tut es. Muss ich den Zauber wirklich loslassen? Nur, weil mich irgendein Fremder dazu zwingt und sonst verpetzt? Was hätte Rye denn davon!? Wieso sollte er so etwas tun wollen? Mein Wohl ist ihm doch völlig egal! Er hat Geld, gute Kleidung, wohl nie Schuhe mit Löchern und sein Hausflur ist sicherlich auch nicht bis oben hin mit Scheiße und Pisse zugeflutet!Ich nehme das Pulver aus der kaputten Haarbürste und setze mich weinend auf das Bett. Wären meine Geschwister nicht, würde ich mir jetzt eine Überdosis verabreichen und einfach glücklich sterben! Aber nein! Sie brauchen mich, sie leben nur noch dank mir, weil meine Erzeugerin es zu nichts schafft, zu nichts in der Lage ist. Was habe ich falsch gemacht, dass ich so gestraft werde!?
Wenn es doch einen Gott gibt, so ist dieser völlig unfair ...Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. "Jin? Kannst du etwas zu essen machen?", kommt eine Mädchenstimme von der anderen Seite der Tür. "Ja", sage ich laut und hoffe, dass man den Bruch in meiner Stimme nicht hört.
Ein letztes Mal fällt mein Blick auf Ryes Nummer ... Ich werde es machen, ja ...
Schließlich bleibt mir doch gar keine Wahl ...
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Disallowed Love (BoyxBoy. Yaoi)
RomansaEr aus dem Ghetto - der andere aus guten Verhältnissen. Eine Liebe nach diesen Klischee ... Ist das möglich? Um seine Sucht nach der Selbstzerstörung zu befriedigen hat Jin, ein 19 Jahre junger Mann, sich wieder sein Pulver besorgt, welches sein Inn...