9. Kapitel

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Wir küssten uns sehr lang. Seltsame Situation... wirklich seltsam... Herrgott, was ging hier bloß vor sich? Warum konnten wir keine ganz normale Freundschaft haben? Warum waren wir nicht ganz normale junge Frauen, die sich sehr gut aber in keiner erotischen Weise verstanden? Warum... Meine Güte, ihre Lippen waren so weich!

Konzentration, Leila! Denk an die Grenze! Denk an... Lieber Himmel, ihre Hände auf meiner Hüfte!

Nein, konzentrier dich! Lass es enden. Es muss jetzt... Oh, bitte nicht aufhören!

Ich hatte ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, was mich überkam. Meine Hände wanderten zu ihrer Taille und plötzlich hatte ich ihr den Bademantel ausgezogen. Verdammt!

Die entblößte Cassy wich zurück und sah mich bis zur Unkenntlichkeit errötend an.

Scheiße! Ich hatte die Grenze überschritten. Toll, wie jetzt weiter?

"Cassy", stammelte ich entsetzt. "Es tut mir leid, ich..."

Als ihre Hände auf mich zu schnellten, dachte ich, sie würde mich weg stoßen. Doch sie zog meinen Pullover aus und sagte grinsend: "Jetzt sind wir quitt."

In meinem Kopf drehte sich alles. Das Bild meiner Umgebung wurde verschwommen und irgendwie weich. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte.

"Willst du ins Schlafzimmer gehen?", fragte Cassy.

Tja, wollte ich das? Ich wusste es wirklich nicht. Die Grenze war verschwommen. Ich nickte nur stumm und Cassy nahm meine Hand. Ich zitterte am ganzen Körper. Sie führte mich in ihr Schlafzimmer und schubste mich auf das Bett. Wehrlos plumpste ich rücklings in die weichen Kissen. 

Cassy stand noch neben dem Bett. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte sie mir die Jeans und die Socken ausgezogen. Ich konnte nichts sagen, mich nicht bewegen. Wie versteinert lag ich nur in Unterwäsche auf dem Bett. Und schon saß Cassy neben mir. Sie beugte sich über mich und küsste mich wieder. Sie zitterte. Es hört sich vielleicht seltsam an, aber das beruhigte mich ungemein. Sie hatte genauso viel Angst wie ich. Eigentlich wussten wir beide nicht so genau, was wir da taten. Es war für uns beide neu und unbekannt. 

Gib dir einen Ruck, Leila, dachte ich. Es fiel mir nicht so leicht, aber ich schaffte es nach einigem ungeschicktem Fummeln doch, ihr die Haken vom BH zu öffnen. Nicht gleich so einen großen Ruck!, tadelte ich mich in Gedanken selbst. Aber Cassy bestätigte mein Handeln nur, indem sie den BH selbst auszog. Mein Gefühl sagte mir, dass jetzt mein BH dran war. Irgendwie fühlte ich mich gar nicht wohl dabei. Irgendetwas in meinem Kopf sagte mir, dass wir beide etwas wirklich Falsches machten.

Während ich verzweifelt nach einem Grund zum Aufhören suchte, bekam ich gar nicht mit, wie Cassy meinen BH auszog und damit begann, mich zu streicheln. Ihre Hände waren warm und weich und ihre Berührung fühlte sich ganz zart an. 

Ich fühlte ihren heißen Atem auf meinen Lippen und es war wundervoll. Ihre Zunge spielte mit meiner. Als sie dann auch noch verspielt an meiner Unterlippe knabberte, entfuhr mir ein leises Stöhnen. Cassy kicherte. Ich schämte mich in Grund und Boden.

Aber ich selbst hatte mich in diese Situation gebracht. Wir waren jetzt hier. In ihrem Bett. Beinahe nackt. Dieser Gedanke verursachte eine schreckliche Gänsehaut bei mir. Ich hatte die Augen geschlossen. Ich konnte sie einfach nicht öffnen. Denn dann würde ich sie sehen und das machte mir Angst. Ich konnte sie nicht nackt sehen, weil mir dann bewusst geworden wäre, dass ich diejenige gewesen war, die sie ausgezogen hatte und das konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Aber ich konnte sie berühren. Ich wollte sie berühren. Wir lagen uns gegenüber und spielten mit dem Körper der anderen. Es wäre bestimmt ein nettes Foto für ein Poster in einem Billard-Keller gewesen. 

Cassy schlang ihre langen Beine um mich. Sie schubste mich auf den Rücken und saß nun auf meinem Becken. Sie richtete sich auf und legte meine Hände auf ihre Brüste. Sie hatte ja erzählt, dass sie schon viele Männer hatte, also wusste sie genau, wie sie sich präsentieren musste. 

Die Grenze war nun nicht mehr verschwommen, sie war niedergerissen worden. Wir schlugen die Bettdecke über uns und ließen uns ganz aufeinander ein. Es war für uns beide eine neue Erfahrung und wir tasteten uns unsicher heran, stellten uns aber schnell aufeinander ein und hatten eine gute Zeit, bis wir schwer atmend dalagen und uns verlegen anblickten. 

Wir lachten wie Idioten. Cassy gab mir einen Kuss auf die Stirn.

CassyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt