30. Kapitel

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Wie bereits erwähnt - ich war nicht der Typ, der mit Fremden mit in eine Bar geht. Ohne Cassy als meine Begleitung hätte ich dem auch sicher niemals zugestimmt.

Sam und Dean waren zwar bei weitem nicht so cool wie die Winchester-Brüder. Und ja, ich hatte mir ungefähr dreieinhalb Folgen Supernatural angesehen - aber auch nur, weil Jared Padalecki bei den Gilmore Girls Dean war und ich diesen Fun Fact so gefeiert hattee. Nebenbei bemerkt auch die Gilmore Girls, meine Lieblingsserie als Teenager. Und seien wir mal ehrlich: Jensen Ackles ist ja wohl ein Schnittchen!

Wir saßen also in diesem Irish Pub und unterhielten uns. Sam und Dean tranken Bier und Cassy und ich gönnten uns einen Hugo. "Was macht ihr in der Stadt?", fragte Cassy. Dean erzählte: "Wir wohnen ungefähr drei Stunden Autofahrt entfernt von hier. Wir hatten eine ziemlich lange Radtour geplant. Eigentlich wollten wir nach Rom." Cassy und ich glucksten. "Na da seid ihr ja nicht besonders weit gekommen", bemerkte ich.

"Daran bin leider ich schuld", sagte Sam. "Mein Fahrrad war komplett überladen und gleich am zweiten Tag ist die hintere Achse gebrochen. So sind wir hier gelandet und haben uns gedacht, wir pfeifen auf Rom und machen einfach hier Urlaub."

Sie hätten doch auch einfach mit dem Auto oder mit dem Zug fahren können! Ich schüttelte den Kopf. Sam zeigte uns Fotos auf seinem Handy. Sie zeigten die zwei Jungs in professioneller Radsportkleidung auf ihren voll bepackten Fahrrädern. Ungefähr zwanzig Kilo Gepäck pro Person, meinte Dean. Es wunderte mich nicht, dass das erste Fahrrad schon an Tag zwei der Tour eingegangen war...

"Ich glaube, wir hätten es eh nicht bis Rom geschafft. Vielleicht fahren wir im Herbst mal mit dem Zug hin", meinte Sam. "Hey, heute ist doch das Spiel.", unterbrach Dean ihn. "Argentinien gegen Luxemburg." Ich verdrehte die Augen. Fußball ist wirklich ein Thema, das mich überhaupt nicht interessiert.  Cassy kicherte. "Uuh, Argentinien will ich sehen. Ich steh total auf Messi."

Sam und Dean sahen sie verwundert an. "Du kannst nicht behaupten, dass du den Typen ernsthaft attraktiv findest", sagte Dean. Cassy schüttelte den Kopf. "Um Gottes Willen, nein. Ich finde nur, dass er irgendwie niedlich ist. Er ist so klein und wendig und wedelt so flink an den Gegnern vorbei, wie ein hektisches Wiesel."

Sam und Dean blinzelten verwirrt. Man konnte ihnen ansehen, wie es sie zutiefst erschütterte, dass Cassy einen der weltbesten Fußballer als "hektisches Wiesel" bezeichnet hatte. Dean räusperte sich. "Nun gut, das sei dann mal dahingestellt", sagte er. Hektisches Wiesel. Okay.

"Es gibt in der Fußgängerzone ein Café, das immer die FIFA Spiele live auf einer Leinwand überträgt", sagte Cassy. "Das ist gar nicht weit von hier." Ich murmelte: "Eigentlich finde ich, wir sollten dann bald mal nach Hause gehen." Cassy winkte ab. "Ach, komm schon, Zuckerstück. Es ist doch gerade so gemütlich mit den Jungs. Lass uns doch noch das Spiel ansehen." Ich seufzte. Mit Fußball hatte ich überhaupt nichts am Hut und ich befürchtete inständig, das Cassy sich fieberhaft mit Sam und Dean über das Spiel unterhalten würde und ich nur daneben saß, auf meinem Handy Candy Crush spielte und mich zu Tode langweilte.

Aber die Jungs waren wirklich freundlich und sehr gesellig. Ich bereute es nicht, dass wir sie begleitet hatten. "Also gut. Gehen wir ins Mokkachino", willigte ich ein. Das Mokkachino war das besagte Café, das seinen Gästen ein kleines aber feines Public Viewing bot.

Gesagt, getan. Wir bezahlten - oder besser gesagt: Dean bezahlte. Er lud uns alle ein. Yippie! Ich holte mein Fahrrad und wir schlenderten zu viert die Straße entlang bis zur Fußgängerzone. Im Mokkachino war ungewohnt wenig los. Wegen des schönen Wetters - die letzten Tage war es draußen kontinuierlich wärmer geworden - standen schon die Gartentische und -bänke aus Europaletten auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Lokal. Große Sonnenschirme mit dem Campari-Logo waren aufgespannt und kleine Palmen in großen Terrakottatöpfen standen ringsherum. Ein Gefühl von Sommerurlaub lag in der Luft, obwohl es erst Mitte Juni war. Da die Luft ab und an aber trotzdem noch recht schnell abkühlen konnte, lagen bunte Fleecedecken für die Gäste auf den Bänken. Wir setzten uns und deckten uns zu. Auf der Leinwand lief gerade eine Werbung für Coca Cola.

CassyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt