Kapitel 7

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Niflheim war genauso, wie es beschrieben wurde. Kalt und dunkel. Der Boden war steinig und keine einzige Pflanze wuchs hier. Dafür war der Boden nass und glitschig. Auch war es ziemlich kalt und ich zog die Weste enger um mich.

Da ich nicht wusste, wo ich hin musste, lief ich einfach drauf los. Insgeheim hoffte ich, dass ich den Fluss finde bevor die Riesen mich finden würden.

Meine Bändigerkräfte halfen mir bei der Suche, denn sobald Wasser in der Nähe ist würde ich es spüren. Leider spürte ich gar nichts. Kein Wasser weit und breit.

So lief ich weiter durch die Dunkelheit.

Nach einer Weile bekam ich das Gefühl, dass es noch dunkler wurde als ohnehin schon. Ich konnte keine fünf Meter weit gucken. Trotzdem lief ich weiter. Ich musste diesen Fluss finden. Leider ist Niflheim groß und ich könnte bereits in die falsche Richtung laufen.

Da ich jedoch keine bessere Idee hatte lief ich stumm weiter.

Ich lief bereits eine gefühlte Ewigkeit als ich etwas hörte. Ein Knurren, oder war es ein Lachen? Auf jeden Fall jagte es mir einen schauer den Rücken runter. Ich blieb stehen und sah mich um.

Ich zog einen meiner Dolche und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Nach einer Weile konnte ich eine Silhouette erkennen, die sich auf mich zubewegt. Sollte ich abhauen, in der Dunkelheit verschwinden? Oder hatte es mich schon gesehen?

Ich blieb stehen. Dann tauchte auch schon ein großes hässliches Irgendwas vor mir auf. Es hatte graue haut und trug einen Fetzen am Körper, der wohl als Kleidung dienen sollte. Es hatte zwei Hörner auf dem Kopf und trug eine große Keule bei sich. Das musste ein Reifriese sein. Unbewusst stellte ich mich kampfbereit hin.

Der Reifriese blieb stehen und starrte mich an. Dann stieg er ein markerschütterndes Brüllen aus und kam mit gehobener Keule auf mich zu. Er schwang die Keule und schlug nach mir, doch ich sprang zur Seite und rollte mich ab. Er brüllte, drehte sich zu mir um und kam wieder auf mich zu. Wieder schlug er mit seiner Keule nach mir und ich wich wieder aus. Nur diesmal verpasste ich ihm einen tiefen Schnitt am Bein mit meinen Dolch. Wieder brüllte er.

Ich ließ ihm diesmal keine Zeit um auf mich loszugehen, sondern sprang nach vorne und verpasste ihm einen zweiten Schnitt am anderen Bein und rammte ihm mit einer fließenden Bewegung den Dolch in den Bauch. Ich zog ihn wieder raus und sprang zurück um nicht von seinem Schlag getroffen zu werden.

Anscheinend bemerkte er, dass er mit seinen schwerfälligen und langsamen Bewegungen keine Chance gegen mich hat, denn er trat den Rückzug an. Er drehte sich um und rannte davon. Feigling, dachte ich.

Instinktiv rannte ich ihm mit etwas Abstand hinterher. Mal gucken wo er hinwollte.

Der Reifriese bemerkte nicht, dass ich ihm folgte und war aufgrund der Schnitte an seinen Beinen langsamer als sonst. So konnte ich ihm problemlos folgen, ohne ihn in der Dunkelheit zu verlieren.

Ich rannte weiter hinter ihm her, als vor mir plötzlich eine Hölle auftauchte, die in den Boden führte. Der Reifriese rannte direkt dort hinein. Schnell folgte ich ihm. Jetzt ging es langsam Berg ab.

Schließlich öffnete sich der Tunnel vom uns und wir standen in einer etwas größeren Höhle. Wie groß genau sie war, konnte ich jedoch nicht sagen, da das meiste von der Dunkelheit verschluckt wurde. Der Reifriese rannte in einen weiteren Tunnel und ich folgte ihn.

Nach einer Weile konnte ich Geräusche wahrnehmen. Irgendwo hier waren noch mehr Riesen, also musste ich jetzt vorsichtig sein. Wenn es zu viele waren, hatte ich keine Chance gegen sie. Auch dieser Tunnel endete in einer weiteren Höhle. Überall gingen weitere Tunnel und Verzweigungen ab. Das war das reinste Labyrinth. Schon jetzt wusste ich nicht mehr, wo genau der Ausgang war.

Ich sah vorsichtig in die Höhle und erkannte einige Reifriesen, die darin herumsaßen. Ich wandte mich von der Höhle ab und lief in einen anderen Tunnel hinein. Meinen Dolch die ganze Zeit über fest in der Hand.

So lief ich weiter durch die Tunnel. Irgendwann bekam ich das Gefühl, dass ich im Kreis lief, alles sah hier gleich aus. Ab und zu musste ich mich auch an die Höhlenwand pressen oder in einer Nische verschwinden um unentdeckt zu bleiben, wenn mir ein Reifriese entgegen kam.

Bis jetzt lief es jedoch ganz gut und ich blieb unentdeckt.

Irgendwann konnte ich plötzlich fühlen, dass Wasser in der Nähe war. Ich folgte diesem Gefühl und lief durch die Tunnel in dessen Richtung. Tatsächlich kam ich irgendwann an einen kleinen Bach mit dunklem Wasser.

Ich sprang in den Bach und folgte ihm durch die Dunkelheit. Je weiter ich lief, desto größer wurde der Bach und desto stürmischer wurde das Wasser. Irgendwann blieb mir nichts anderes mehr übrig, als am Rand weiter zu laufen, da ich sonst von der Strömung mitgerissen würde. Der Bach wurde immer größer und war bald schon eher ein breiter Fluss. Leider würde ich so nicht weiter kommen, denn die Stromschnellen waren viel zu stark. Ich brauchte ein Boot.

Als ich aus einem weiteren Tunnel trat, stand ich plötzlich in einer Hölle, in der um die zehn Reifreisen waren. Schnell trat ich wieder zurück in den Tunnel. Wenn ich dem Fluss folgen wollte, musste ich hier durch.

Konzentriert sah ich mich um und entdeckte etwas, dass mein Herz schneller schlagen ließ. Direkt neben dem dunklen Fluss lag ein großes Stück Holz. Sah aus wie ein zerfetzter Baumstamm. Es war zwar kein Boot, dachte ich. Aber das würde auch gehen. Nur wie sollte ich unentdeckt da ran kommen. Es waren zu viele Reifriesen in der Höhle. Aber warten wollte ich auch nicht. Ich hatte schon lange genug gebrauch um hier her zu kommen. Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, wusste ich eigentlich gar nicht wie lange ich schon weg war. Ob Thor schon nach mir suchte? Ob sie überhaupt schon gemerkt haben, dass ich nicht bei Steve bin?

Da mir nichts anderes übrig bleibt, entschließe ich mich zu kämpfen. Zum Glück war der Fluss direkt neben mir, sodass ich meinen Dolch wegsteckte und beschloss mit meinen Bändigerkräften zu kämpfen.

„Dann mal los.", sagte ich zu mir selbst, sprang in die Höhle und rannte auf den halben Baumstamm zu. Dabei schoss ich zwei Wasserstrahlen auf die ersten beiden Reifriesen. Da sie mich noch nicht mal bemerkt hatten, hatten sie keine Chance um auszuweichen.

Zwei weniger, bleiben noch acht und die hatten mich jetzt alle bemerkt. Mit ihren Keulen kamen sie auf mich zu. Sofort fror ich zwei weitere am Boden fest und schleuderte einen dritten mit einer Wasserkugel nach hinten, da er mir schon ziemlich nah gekommen ist.

Jetzt finden sie alle an zu brüllen. Ich duckte mich unter einer Keule hindurch und schleuderte den Reifriesen von hinten an die gegenüberliegende Höhlenwand, wo er bewusstlos liegen blieb. Die anderen Reifriesen nicht beachtend, sprintete ich zu dem Baumstamm und klammerte mich daran fest. Mit Hilfe meiner Bändigerkräfte stieß ich den Baumstamm in den Fluss.

Sofort wurde er von der Strömung erfasst und ich wäre beinahe abgerutscht. Im letzten Moment konnte ich mich noch richtig festklammern, dann wurde ich auch schon hin und her geschleudert. Leider drehte sich der Baumstamm die ganze Zeit, sodass ich viel Wasser schluckte.

Mit Hilfe meiner Bändigerkräfte schaffte ich es endlich das Wasser um mich herum ruhig zu halten und konnte mich auf den Baumstamm ziehen. Dort ließ ich mich auf den Bauch fallen und amtete ein paar Mal tief durch. Meine Arme und Beine schlang ich um den Stamm, damit ich auch nicht abrutschen konnte.

So trieb ich weiter den Fluss hinunter, immer tiefer in die Erde. Und je tiefer es wurde, desto dunkler wurde es auch.


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