Kapitel 15

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Langsam drehte ich mich zu ihr um und musterte sie. Ich war also wieder in der Hölle. War Hel sauer? Ich konnte es nicht einschätzen, da sie mich einfach emotionslos ansah.

„Ich weiß und es tut mir leid. Aber im Vertrag war nie die Rede davon, dass ich sie nicht wieder bekommen darf. Da stand nur, dass ich sie aufgeben muss und das habe ich.", sagte ich vorsichtig und behielt sie im Auge.

Langsam lief sie um mich herum.

„Was mache ich den jetzt mit dir?", sagte sie, es klang aber nicht so als ob sie eine Antwort erwartete. „Soll ich dir deine Gefühle wieder nehmen und als Strafe, dass du den Vertrag gebrochen hast auch noch deine Gefühle für Loki? Oder soll ich Gnade walten lassen?"

„Bitte Hel. Ich wollte dich in keinster Weise verärgern, geschweige denn den Vertrag brechen."

„Also gut. Direkt gebrochen hast du ihn nicht, dass stimmt. Du hast quasi eine Lücke im Vertrag gefunden, aber dich einfach so gehen lassen kann ich auch nicht.", sagte sie nachdenklich.

„Was schlägst du vor?", fragte ich sie.

„Du kannst froh sein, dass ich dich sympathisch finde. Deine Gefühle will ich dir nicht nochmal nehmen. Aber was mache ich dann mit dir?", sagte sie und blieb vor mir stehen. „Ich weiß was. Damit wärst du sicherlich auch zufrieden. Du wirst mir ein paar Wochen mit den Seelen helfen. Danach kannst du gehen."

„Ein paar Wochen?", fragte ich nochmal nach.

„Ein paar Wochen und anschließend kannst du gehen, ohne dass ich noch irgendwas von dir verlange."

Kurz überlegte ich. „Einverstanden.", sagte ich dann.

„Gut, dann komm mit. Ich zeig dir wo du schlafen kannst.", sagte Hel und führte mich in einen anderen Raum. Darin stand nur ein großes Himmelbett mit zerrissenen schwarzen Vorhängen. Ein riesiger Spiegel stand an der Wand, dessen Scheibe komplett gesprungen war. Ein alter Schrank ohne Türen stand an der gegenüberliegenden Wand, in dem ausschließlich schwarze Kleider hingen.

„Charmant.", sagte ich nur und sah mich skeptisch um.

„Leg dich schlafen und zieh dich um. Danach komm zu mir, ich zeig dir dann deine Aufgabe.", sagte Hel und verschwand.

Ich legte mich in das große Bett und schlief tatsächlich direkt ein. Anschließend zog ich mir eines der schwarzen Kleider an.

Ich begab mich raus auf die Gänge und irrte auf der Suche nach Hel durch die Burg. Alles hier war heruntergekommen und zerstört. Ich war mir sogar sicher, dass ein paar der Flecken auf dem Boden Blut war.

Schließlich fand ich Hel im Thronsaal.

„Du bist wach. Gut, dann zeig ich dir was du die nächste Woche über machen wirst.", sagte sie und stand auf.

Wir liefen durch die Burg und stiegen immer mehr Treppen hinab. Je tiefer wir gingen, desto kälter wurde es.

„Ich dachte immer in der Hölle sei es extrem heiß und nicht kalt.", sagte ich um die Stimmung aufzulockern.

„Wie verbreiteter Irrtum.", sagte sie lachend.

Danach schwiegen wir wieder. Wir traten in eine große Halle, durch die Mitte floss ein Fluss, der in tiefen schwarzen Löchern an den Wänden verschwand. Man konnte nicht sagen, wohin der Fluss führt oder wo er herkam.

„Der Fluss kommt von draußen, du hast ihn gesehen als du das erste Mal hier warst.", sagte Hel als könnte sie meine Gedanken lesen. „Wohin er genau führt weiß nicht einmal ich so genau."

Ein Schauer lief mir den Rücken herunter, als ich in den schwarzen Tunnel sah.

Dann deutete Hel auf den Fluss. „Das dort sind die Seelen der Toten."

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