Kapitel 5

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Den Rest der Fahrt über schweigen wir uns an. Ich überlege was ich sagen könnte um dieses Schweigen zu brechen, doch mir fällt nichts ein. Ich lehne meinen Kopf gegen die Fensterscheibe und schaue raus. Nicht das irgendwas in diesem Kaff interessant wäre, aber es ist besser als einfach nur dazusitzen.

Nach ein paar Minuten taucht das vertraute Haus vor uns auf. Schon lustig, wie viele male ich in den letzten zwei Wochen hier war. Noch interessanter ist die Hinsicht, das ich in dieser Zeit nie auf seine Eltern oder seine Schwester getroffen bin. Sie sind viel beschäftigt, erklärte er mir eines Nachmittags.

Minoh parkiert den Wagen in der Einfahrt, dann steigt er aus. Ich tue es ihm gleich.

Er will mich direkt in sein Zimmer hochlotsen, doch auf halbem Weg stossen wir mit seiner Mutter zusammen.

„Hallo ihr beiden", lächelt sie. Das Aussehen hat Minoh von seiner Mutter. Ihre Augen sind in demselben Braunton, auch die Haarfarbe stimmt überein. Er will gerade ansetzen etwas zu sagen, als seine Mutter meint: „Ah du musst Nicky sein! Minoh hat mir schon von dir und eurem Schulprojekt erzählt." Dann zieht sie mich in eine Umarmung. Überrascht erwidere ich sie. Diese Direktheit, hat Minoh wohl von ihr. Nach ein paar Sekunden gibt sie mich wieder frei. „Mama ich und Nicky wollen uns noch einen Film anscha..." Eine Türe öffnet sich und das blonde Mädchen, welches auf seinem WhatsApp Profilbild zu sehen ist, nähert sich uns. Genau wie Minohs Mutter, lächelt sie mich an. „Hallo ich bin Minohs Schwester Jeanny", flötet sie und reicht mir die Hand. „Nicky", erwidere ich und greife nach ihrer Hand. Anstatt sie zu schütteln zieht Jeanny mich in eine feste Umarmung.

Was für eine Familie. Es würde mich nicht verwundern, wenn jetzt ein Hund daher zottelt um mich zu umarmen. Nach kurzer Zeit lässt auch sie mich los. Sowohl seine Mutter, als auch seine Schwester sprechen mich nicht auf das blaue Auge an. Frauen besitzen eben mehr Feingefühl als Männer.

„Also", beginnt er, „kann ich jetzt mit meinem Freund hochgehen und mir mit ihm in ruhe einen Film anschauen?" Er möchte nach meiner Hand greifen, hält dann aber inne als er den Blick seiner Schwester bemerkt. „Warte, mit deinem Freund?", fragt sie grinsend. „Was...nicht mit meinem Freund, mit einem Freund ok?", stellt er klar. Der Blick den sie uns daraufhin zuwirft, sagt aus: Das glaubt ihr doch selber nicht.

Jetzt sitze ich in seinem Zimmer und warte. Ich warte darauf, dass Minoh wieder zurück kommt. Er wollte eine Schüssel Popcorn aus der Küche holen. Zitat Minoh: „Kein Filmeabend ohne Popcorn." Popcorn, etwas, dass nie hätte entdeckt werden sollen. Mich ekelt nur schon der Gedanke daran an. Ich lehne mich auf seinem Bett zurück und starre an die Decke. Die Türe öffnet sich. Mein Blick gleitet zu Minoh, der eine Schüssel Popcorn und eine mit Chips balanciert. Er gibt der Türe einen Tritt und diese fällt leise ins Schloss. Dann setzt er sich neben mich und drückt mir die Schüssel Chips in die Hände. Fragend schaue ich ihn an. „Du hast vorhin, als ich das mit dem Popcorn erwähnt habe, nicht ganz so begeistert ausgesehen. Da dachte ich mir, ich bringe dir Chips mit", meint er und stopft sich Popcorn in den Mund. Ich lächle ihn an, wie niedlich kann ein einzelner Mensch sein? „Also welchen Film möchtest du sehen?", fragt er mich. „Mir egal", antworte ich und beginne meine Chips zu essen. Schlussendlich schauen wir uns „Monty Python's life of Brian" an. Auf meinen Wunsch hin auf Englisch. Diesen Film auf Deutsch zu sehen, wäre eine Schande. Gerade beginnt im Film die Szene mit der Steinigung. Die Zuschauer dieses Events verursachen ein riesen Chaos. Ich beginne zu lachen und verschlucke mich an den Chips. Minoh blickt mich etwas verwirrt an. Entweder hat er den Witz nicht verstanden, oder sein Englisch ist nicht so gut, wie ich immer dachte.

Der Abspann des Films läuft, die gekreuzigten singen und pfeifen immer noch durcheinander. Minoh schaltet den Fernseher aus und legt sich neben mich auf das Bett. Von den Chips, die ich von ihm bekommen habe, sind seit der Hälfte des Filmes nur noch ein paar Krümel übrig. Vollgefressen, müde und glücklich, kuschle ich mich an Minoh. Dieser versucht mir etwas zu sagen, aber ich höre nicht mehr was, ich bin schon eingeschlafen.

Nur weil du es bist (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt