Kapitel 7

6.2K 425 107
                                    

Minoh hält auf dem Parkplatz der Schule. Meine Schulsachen, hatte ich zum Glück vorgestern in Minohs Auto vergessen.

Ich schnappe mir meinen Rucksack und steige aus. Alle Schüler die sich auf dem Parkplatz befinden, werfen uns neugierige Blicke zu. Ich drehe mich weg, spüre aber trotzdem ihre Blicke in meinem Rücken.

Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass Minoh und ich zusammen gesehen werden. Denn ich gelte nicht gerade als jemand, der auf neue Freundschaften aus ist. Er hingegen ist bekannt dafür sich mit allen anzufreunden.

Während ich das denke, fällt mir etwas ein. Gibt er sich nur wegen diesem Schulprojekt mit mir ab, oder weil er vielleicht Mitleid hat? Eines ist jedenfalls klar. Ich brauche kein Mitleid. Nicht von ihm, nicht von allen anderen, von keinem.

Schlagartig sinkt meine Laune. „Was ist los?", fragt Minoh, der nun neben mir steht. „Nichts ist los", flüstere ich. War alles nur gespielt? Diese Freundlichkeit mir gegenüber, die Sorgen, die er sich um mich gemacht hat? Ich seufze und laufe in Richtung des Schuleingangs.

Minoh lasse ich stehen. Ich weiss es ist nicht fair, aber es ist einfacher für uns beide. Er muss nicht so tun, als würde er mich mögen und ich muss nicht so tun als würde es mir nichts ausmachen.

Niedergeschlagen schlurfe ich an den Gruppen von Schülern vorbei, die mich ansehen als wäre ich ein Alien.

Was entweder daran liegt, dass ein überaus schönes Veilchen mein Gesicht ziert, oder an dem Umstand, dass ich ein blaues T-Shirt trage.

Menschen sind seltsam. Sie interessieren sich nie wirklich für dich, aber sofern sich etwas an dir verändert, ist es als wärst du das interessanteste Wesen der Welt.

Ich dränge mich an den Schülern vorbei. Nur um dann einen Moment später verwirrt stehen zu bleiben. Wohin muss ich schon wieder? Ich denke nach, heute ist Donnerstag, also haben wir als erstes Deutsch. In Gedanken versunken begebe ich mich zum Klassenzimmer. Ich trete über die Türschwelle, bleibe dann aber wie angewurzelt stehen.

Ein paar Schüler sitzen schon an ihren Plätzen. Auch er. Minoh. Ohne mir etwas anmerken zu lassen, gehe ich zu meinem Platz und setze mich. Meine Jacke, die eh schon offen ist, ziehe ich jetzt aus und hänge sie über die Stuhllehne. Ich höre wie jemand aufsteht und sich mir nähert. Dieser Jemand bleibt dann vor meinem Pult stehen. Ich muss gar nicht erst aufsehen, um zu merken wer vor mir steht.

„Was sollte das auf dem Parkplatz vorhin?", fragt er enttäuscht. Nun hebe ich meinen Blick. Er schaut mich traurig an. Hat ihm das so zu schaffen gemacht? „Ach komm schon, tu nicht so als würdest du dich freiwillig mit mir abgeben", zische ich und spiele mit dem Saum meines Shirts. Genervt seufzt mein Gegenüber auf.

„Checkst du's nicht? Ich mach das alles nicht weil ich muss, sondern weil ich dich mag!", stellt er klar.

„Und ich bin Louis 14 der Sonnenkönig", lache ich.

Minoh wird nun lauter: „Weisst du, du bist einfach so ein komplizierter Mensch. Kannst du's nicht einfach akzeptieren, dass dich jemand mag? Manchmal wünsche ich mir einfach den Nicky zurück, der mich mitten in der Nacht mitschleift um ein Graffiti zu sprayen, der Junge, der keine Angst vor der Polizei hat. Aber wenn ich dich jetzt so ansehe frage ich mich ob das überhaupt möglich ist.

Kein Wunder das du keine Freunde hast".

Nur weil du es bist (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt