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Valentine,

zu allererst möchte ich klar stellen, das dies kein Liebesbrief ist, in dem ich dir meine zu dir heimlich vor kurzem aufgeflammte Liebe erkläre. Auch werde ich dir nicht diese Versprechen machen, wie sie in Liebesfilmen immer gemacht werden. Von wegen, wir werden bis ans Ende unseres Lebens glücklich miteinander zusammen sein. Wir sind ja gar nicht zusammen. Ich bin in dich verliebt, doch du nimmst mich nicht so war. Ich bin dein bester Freund. Der zu dem du kommst, wenn dein neuer Freund mit dir Schluss gemacht hat, der der dich dann tröstet, wenn wieder mal ein Arschloch dir dein Herz gebrochen hat. Der, dem das Herz zerbarst als du ihm das erste Mal einen deiner Freunde vorstelltest. Deinem besten Freund, dem du vorschwärmtest, wie toll dein Freund wäre. Der, der schon immer bei dir gewesen ist.

Das bin ich.

Luke.

Jetzt sitze ich hier und starre auf meine Wand. Mit einem Kulli in der Hand und überlege, warum du mich nicht willst. Und wie sinnlos das hier alles ist. Weißt du Valentine, da du diesen Brief eh nie erhalten wirst, da ich ihn höchstwahrscheinlich verbrennen werde, damit ich nicht vor Augen habe, in was für ein Weichei ich mich in den letzten Jahren verwandelt habe, kann ich auch einfach meine ganzen Gefühle und Gedanken hier aufschreiben.

Vielleicht sind sie dann ja weg.

Auch meine Gefühle für dich.

Ich will dein Beschützer sein, doch du lässt mich nicht. Du willst nicht als schwach und verletzlich abgestempelt werden.

Ich will der Junge sein, zu dem du aufschaust, als ob ich der einzige Mensch im Universum für dich wäre. Doch das tust du nicht.

Ich will derjenige sein, den du niemals gehen lassen willst, doch nicht als bester Freund, sondern als dein Freund.

Valentine, ich will dein Freund sein. Ich denke das trifft es auf den Punkt.

Im Laufe dieses Briefes stelle ich fest, dass ich wütend und vorwurfsvoll klinge. Doch das bin ich nicht, ich bin verzweifelt. Du liebst mich nicht. Nicht so wie ich dich. Wahrscheinlich wirst du das auch nie.

Nie.

Dieses Wort hat so eine schreckliche Endgültigkeit. Es klingt in meinem Kopf nach und ich muss mich beherrschen, um die Tränen zurückzuhalten.

Gott Valentine, du machst mich zu einem verweichtlichen Weichei! Und du merkst es nicht. Du hast es die letzten 16 Jahre nicht bemerkt!

Seit 16 Jahre, bin ich in dich verliebt. Gott verdammte 16 Jahre. Ich habe nie jemanden anders geliebt als dich. Du warst immer anders als die anderen. Du bist immer noch so anders als alle anderen Mädchen. Sobald du den Raum betrittst, verblassen die anderen, rücken komplett in den Hintergrund, bis ich nur noch dich sehe. Und wenn du mich dann anlachst, kann ich nur zurück lachen.

Die anderen Mädchen sind doch alle gleich, im Sommer so kurze Hosen, dass sogar meine Unterhosen länger sind, alle komplett zugekleistert mit Schminke. Sie machen die neusten Diäten und hungern sich sosehr ab, bis sie aussehen wie ein Besenstiel, alle folgen sie den neusten Trends und kreischen, wenn auch nur das kleinste Krabbeltierchen in Sicht ist.

Du nicht.

Du trägst immer die Klamotten, die dir und nicht den anderen gefallen. Doch das ist dir egal. (Ich mag deine Klamotten übrigens auch...) Valentine, du bist wohl das schönste Mädchen, das ich kenne. Ohne Schminke, ohne Diäten. Du fürchtest dich nicht vor Spinnen oder so.

Gerade schreibst du mir bei Whatsapp.

Valentine schreibt...

Du sagst du würdest dich gleich mit einem neuen Typen treffen.

Wenn du wüsstest, wie sehr du mich damit verletzt, würdest du dann aufhören dich mit anderen Jungen zu treffen?

Ich fühle mich, als hättest du mir in den Magen geschlagen.

Schmerz.

Wut.

Wut auf mich selbst.

Warum hatte ich dir nicht gesagt, dass ich dich mag.

Mehr als mag?

Ist es jetzt dafür zu spät?

Valentine, ich liebe deinen Namen.

Valentine, ich liebe dein Aussehen.

Valentine, ich liebe deine Art.

Valentine, ich liebe dich.

Bleib so wie du bist.

Luke


(K)ein LiebesbriefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt