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01.02.2014

Valentine,

ich denke, dass ich ein Datum auf diesen Brief geschrieben habe, zeigt, dass ich nicht vorhabe dir diesen Brief zu geben. Ich werde ihn, genau wie den ersten, unter meiner Matratze verstecken.

Heute hast du mir deinen neuen Freund, mit dem du dich vor einer Woche getroffen hast, vorgestellt. Auch wenn ich es inzwischen gewöhnt seien müsste, hat es mich wieder innerlich zerrissen. Es gibt anscheinend immer noch einen kleinen Teil in mir, der Hoffnung hat. Hoffnung, dass du dich doch noch in mich verlieben könntest. Ich schätze, das ist mein Herz. So ein dummes Ding. Vielleicht hört es auch einfach nur auf die Schmetterlinge die in meinem Bauch herumschwirren, wenn du mich anlächelst. Sie flüstern ihm zu das es noch Hoffnung gibt. Befeuern es. Und es hört auf sie. Es klopft immer schnell, wenn du in der Nähe bist.

Dummes Herz.

Dein neuer Freund ist ein absoluter Vollschwachmat. Er ist total aufgepumpt und nicht gerade der Hellste. Wenn du mich fragst, hört man das schon an seinem Lachen, total hohl, wie sein Kopf. Außerdem starrt er dir die ganze Zeit auf die Brüste. Entweder es ist dir egal oder du bemerkst es einfach nicht.

Natürlich hoffe ich, dass es letzteres ist, doch dann hätte ich dich zu einem Sehtest schleifen müssen. So auffällig tat er es.

Vielleicht bin ich aber auch nur eifersüchtig, weil er dir in den braunen Haaren herumwühlen und dich küssen darf.

Du hasst es, wenn andere Leute deine Haare anfassen, es ist nur okay, wenn ich dir tröstend übers Haar streiche und selbst dann habe ich manchmal Angst, dass du mich zurück weist. Ich glaube, das würde ich nicht überleben.

Generell habe ich Angst von dir zurück gewiesen oder fallen gelassen zu werden. Ich habe Angst, dass ich dir irgendwann zu langweilig werde, das ich zu normal für dich bin. Du bist so anders. Mit Fehlern, zu denen du stehst. Fehler, die dich perfekt machen. Diese kleinen Macken von dir, über die ich noch lange heimlich lächel. Diese kleinen Macken, die dich so unglaublich menschlich machen, Valentine. Sonst würde ich manchmal glaube, dass du kein Mensch bist. Du bist so voller Güte, voller Freude. Voll von Emotionen. Hättest du diese Macken nicht, müsste ich mich manchmal kneifen, damit ich sicherstellen könne, ob du wirklich real bist.

Siehst du? Ich könnte sogar über deine Fehler und Macken Stunden lang schwärmen.

Valentine, du machst mich zu so einem Weichei. Ich habe mich gerade dabei erwischt, wie ich Herzen auf das Blatt gemalt habe. Nur wegen dir. Wie kannst du nur so eine Macht auf mich haben.

Wie kann man einen Menschen nur so sehr brauchen, wie ich dich, Valentine?

Verdammt, ich liebe dich! Verdammt, ich brauche dich!, würde ich dir manchmal direkt ins Gesicht sagen.

Doch das tue ich nicht. Dafür habe ich nicht die Eier. Auch wenn es die Wahrheit ist, traue ich mich nicht. Ich habe Angst vor Abweisung, Valentine.

Warum kannst du nicht Gedanken lesen? Das würde so vieles einfacher machen. Oder?

Wäre es einfacher für mich zu wissen, dass du es weißt, du es aber nicht erwiderst?

Doch ich sollte aufhören zu träumen, du wirst niemals Gedanken lesen können, du wirst mich niemals lieben.

Niemals.

Valentine, ich brauche dich.

L.

(K)ein LiebesbriefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt