(K)ein Liebesbrief

13

Ich kann es, will es nicht glauben.

Ich fühle mich leer.

Nutzlos.

Du bist weg.

Für immer.

Nie wieder kann ich dich finden.

Ich starre auf meine Hände, die das hier schreiben, als wären sie nicht meine eigenen.

Stille.

Mein schwerer Atem.

Ein Stich im Herz. Ich kann also doch noch fühlen.

Ein Schluchzer bleibt in meiner Kehle stecken. Ich muss würgen. Mir ist übel. Ich muss mich übergeben.

Du bist tot, Valentine.

Tot.

Ein kalter lebloser Körper, in einem Krankenhaus, in der Gerichtsmedizin. Keine Ahnung, wo sie Tote hinbringen. Das ist mir auch egal.

Denn dein Körper ist jetzt nur noch eine leere Hülle, ohne deine Seele oder so. Auf jeden Fall hat das, was dich zu dir gemacht hat, deinen Körper verlassen.

Warum, du hattest doch noch so viel Zeit? Warum, hast du nicht aufgepasst?

Warum wolltest du zu mir?

Meine Mutter stand vor meiner Zimmer Tür, weinend. Sie zog mich in ihre Arme und erklärte mir, dass du verunglück bist. Du wurdest von einem Bus erfasst.

Warum, Valentine?

Deine Eltern hatten angerufen, du wolltest zu mir. Du hattest einen verschlossenen Briefumschlag mit meinem Namen dabei gehabt. Sie hätten ihn noch, nicht geöffnet, sagten sie meiner Mutter.

Ich fühle mich leer. Und schuldig.

Warum weiß ich nicht.

Valentine, ich meinte es in meinem letzten Brief nicht so, ich liebe dich immer noch. Kann man Tote lieben? Ich denke schon.

Einmal habe ich gelesen, dass das Gehirn von Menschen noch 11 weitere Minuten nach dem Tod weiterlebt. In diesen 11 Minuten, soll man angeblich sein Leben an sich vorbei ziehen sehen. Ich habe nie richtig verstanden, wie Wissenschaftler das gemessen haben. Doch eine Frage lässt sich nicht aus meinem Kopf verscheuchen, hast du da mich gesehen? Uns?

Ich werde es nie erfahren, denn du bist tot.

Nicht mehr da.

Ich glaube ich werde diesen Brief verbrennen, in der Hoffnung, dass er dich irgendwie erreicht. Falls, ja, gib mir irgendein Zeichen, falls du kannst.

Die Vorstellung, dass du da oben, wie ein Engelchen auf einer Wolke sitzt tröstet mich irgendwie.

Valentine, ich werde dich nie vergessen.

Ich werde dich immer lieben.

In Liebe,

Luke