Die letzte Sirene - The Avengers

Kapitel 9

Nur mit Mühen konnte ich in meiner wackelnden Kabine einschlafen. Natasha war zurück zu Nick gegangen und ließ mich allein. Der kurze Schlaf hat mir nicht wirklich geholfen, da ich mich immer noch ausgenutzt und schäbig fühle. Den Dreck den Loki mir auf die Haut geschmiert hat, werde ich nie wieder los. Er hat Menschen getötet und verletzt und ich Idiotin schlafe auch noch mit ihm. Wie konnte ich nur so blind sein? So eine schlechte Menschenkenntnis kann man doch nicht haben?

"Darf ich stören?", fragt plötzlich jemand an der Tür. Meine Tür hat Gläserne Fenster, wodurch ich die Person erkennen kann. Es ist Steve. Ich nicke leicht und sehe zu ihm hoch. Mit einer Schlüsselkarte oder Ähnlichem öffnet er meine Tür und tritt ein.
"Ich wollte wissen ob du uns Informationen zu Loki geben kannst", sagt er ohne groß um den heißen Brei herum zu reden. Ich merke wie mir die Röte in die Wangen steigt und das Wasser in meinen Augen überhandnimmt. Es ist mir einfach so Peinlich auf ihn herein gefallen zu sein.
"Tut mir leid, ich hatte nicht vor dir zu nahe zu treten", entschuldigt er sich und setzt sich zu mir auf das Bett.
"Schon gut, es ist mir einfach nur peinlich", sage ich und wische die einzelnen Tränen weg.
"Es ist nicht deine Schuld, ich hätte nicht fragen sollen."
"Nein, es ist nur alles zu viel. Ich erfahre, dass ich ein Monster bin und dass ich mit einem geschlafen habe", sage ich voller Selbstmitleid.
"Ich glaube nicht, dass du ein Monster bist", sagt Steve und legt mir seine Hand beruhigend auf den Rücken. Zum ersten Mal sehe ich ihm direkt in die Augen. Er hat wirklich hübsche Augen, aber Lokis kann keiner übertreffen. Verdammt! Schon wieder hat er sich in meine Gedanken geschlichen. Das kann doch nicht wahr sein. Warum kann ich nicht aufhören an ihn zu denken? Warum verspüre ich immer noch den Drang bei ihm sein zu wollen? Als ich erfahren habe, dass er Menschen getötet hat, war ich angewidert von mir selbst, doch das Bedürfnis nach seiner Nähe ist noch da. Wie kann ich nur so für jemanden wie ihn fühlen?
"Tut mir leid, ich kann dir keine Informationen zu Loki geben", sage ich um meinen Gedanken zu entfliehen.
"Keine Sorge, wir werden ihm schon das Handwerk legen", sagt Steve selbstsicher und steht auf. Er nickt mir kurz zu und verlässt dann meine Kabine. Ich sehe ihm nach. Steve ist bis jetzt der einzige, der wirklich nett zu mir war. Natasha war zwar auch mehr oder weniger freundlich, aber durch meine "Verbindung" zu Loki war sie eher distanziert. Von Thor muss ich wohl gar nicht erst anfangen.

Meine Gedanken haben mich wie so oft übermannt und von der Realität abgeschnitten. Ich sehe immer noch zur Tür hinaus obwohl Steve bereits weg ist. Plötzlich bemerke ich etwas. Die Tür ist nicht verschlossen. War das Absicht, oder ein Versehen? Für einen kleinen Moment denke ich daran die Tür zu schließen und hier drin zu bleiben, doch dann kommt mir meine Wut auf Loki wieder in den Sinn. Ich zögere kurz, stehe dann aber doch auf und gehe nach draußen. Nick wird mir den Kopf abreißen, wenn er mich entdeckt. Aber ich muss Loki zur Rede stellen und das jetzt. Langsam schleiche ich durch die Gänge. Hoffentlich finde ich den Weg zu seiner Zelle, ohne von einem der Agenten entdeckt zu werden. Ich gehe durch sämtliche Türen und laufe einen Gang nach dem anderen ab. Wenn man sich hier nicht auskennt ist man wirklich arm dran. Nach der gefühlten hundertsten Tür komme ich in einen breiteren Gang mit nur einer großen Stahltür. Davor steht ein Agent mit einer Waffe und starrem Blick nach vorn. Klasse, und was jetzt? In der Hoffnung, dass er mich durchlässt wenn ich nett frage schreite ich auf den Agent zu. Es ist zwar echt lächerlich zu denken, dass er mich ohne großen Widerstand durchlässt aber versuchen kann man es ja mal.

"Sie können hier nicht durch Miss", wirft er mir direkt entgegen. Das fängt ja schon mal gut an.
"Ist der Gefangene dort drin?", frage ich aufrecht vor ihm stehend. Als würde ich ihn hypnotisieren starrt er in meine Augen. Was soll das?
"Ja, der Mann aus einer anderen Welt ist hier eingesperrt", antwortet er mir ohne auch nur einmal zu blinzeln. Seine Gesichtszüge verharren und machen keinen Mucks mehr. Was ist hier eigentlich mit den Agenten los? Gestern hat mich der andere Agent auch schon so komisch angesehen.
"Könnte ich ihn vielleicht sprechen?" Der Mann sieht mir immer noch tief in die Augen. Ich bemerke, dass wie bei dem letzten schon die Pupillen erneut kleiner werden.
"Aber natürlich", sagt er ohne Regung in seinem Gesicht. Entweder gehört das zu ihrer Ausbildung oder sie sind auf Drogen. Das ist doch nicht normal oder? Der Agent tritt zur Seite und gibt auf einem Tastenfeld einen Code ein, der die Tür entriegelt. Automatisch gehen die Türen zur Seite und gewähren mir Einblick auf das innere des Raums. Er ist riesen groß und komplett aus Stahl. Der Boden auf dem ich gehe ist aus Stahlgittern. In der Mitte steht ein breiter Panzerglaskasten, der von jeder Seite aus beschaubar ist. Hinter mir schließen sich die Türen wieder und sperren mich ein. Ich sehe kurz durch den Raum und bemerke die Person im Kasten. Loki. Er steht mit dem Rücken zu mir, weiß jedoch ganz genau, dass ich hier bin.