Kapitel 16

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Stille um mich herum breitet sich aus, während ich ohne zu blinzeln auf den weiß-glitzernden Rauch starre, der weiter und weiter in die Höhe steigt. Das Spektakel verzaubert mich. Was ist das bloß? Unbemerkt strecke ich meine Hand nach dem Rauch aus. Als würde er leben steigt er langsam in meine Richtung. Der kaum spürbare Rauch auf meiner Hand löst ein Lächeln auf meinen Lippen aus. Mein Mund öffnet sich einen kleinen Spalt. Der Rauch nähert sich langsam meinem Mund, während ich weiter verzaubert auf ihn starre. Als hätte sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wird mir klar was hier gerade geschieht. Sofort schrecke ich von zurück und falle auf den Po. Das ist es wovor Thor mich gewarnt hat. Das muss die Seele der Frau sein. Gott, beinahe hätte ich sie gefressen! Immer noch gebannt, aber auch zugleich schockiert von mir selbst starre ich auf die Seele. Was war das gerade bitte? Thor hatte mich zwar davor gewarnt, aber dass es sich so anfühlen würde hatte er nicht gesagt.

„Mummy!", schreit plötzlich Andrew hinter mir und kommt auf mich und seine Mutter zu gerannt. Er stürmt an mir vorbei und kniet sich vor seine Mutter. Die Seele ist fort. Wo sie hin ist habe ich nicht mitbekommen. Ich hätte wirklich besser auf Thor hören sollen. Ich stand knapp davor die Seele von Andrews Mutter zu fressen. Was wenn ich noch mehr Toten begegne? Ich glaube nicht, dass ich nochmal so standhaft bleiben kann. Andrews Tränen reißen mich aus meinen Gedanken. Verzweifelt sieht er zu mir und springt zurück in meine Arme. Ich schließe meine Arme fest um ihn, während meine Schulter immer nasser und nasser wird. Immer noch schockiert von den letzten Sekunden sehe ich auf den Seelenlosen Körper von Andrews Mutter. Das halte ich ganz gewiss nicht nochmal aus. Erst recht nicht wenn ich noch einen kleinen Jungen bei mir habe. Ich sollte mich und den Kleinen schleunigst hier raus bringen, bevor ich noch wirklich die Kontrolle verliere. Mit Andrew in meinen Armen stehe ich langsam auf. Er muss sich das wirklich nicht weiter antun. Wie ein Äffchen klammert er sich weinend an mich. Vorsichtig steige ich mit Andrew in den Armen über die Bruchteile.

„Was ist mit deinem Dad, ist er auch hier?", frage ich um ihn abzulenken. Es klappt. Andrew sieht auf zu mir und wischt sich mit seinen kleinen Händen die Tränen von den Wangen.

„Mein Dad ist Soldat", antwortet er traurig und schnieft einmal. Ich bleibe kurz stehen und streiche ihm über den Kopf. Der arme Junge ist für die nächste Zeit also erstmal allein. Die Worte seiner Mutter hallen in meinem Gedächtnis wieder. „Bitte kümmern Sie sich um Andrew"  Der Kleine ist jetzt wohl meine Verantwortung. Zu mindestens für die nächsten Tage bis sein Dad hier ist.

Ich konzentriere mich wieder auf den Ausgang und steige weiter über die Teile und verlasse den Wagon samt Andrew in den Armen.

„Ich bring uns jetzt hier raus und dann an einen sicheren Ort, okay?", sage ich mit einem Lächeln. Andrew nickt leicht und legt seine Arme wieder um meinen Hals. Ich steige so die Treppen mit ihm hoch und lasse ihn dann oben angekommen runter. Ich sehe mich um ob eines dieser hässlichen Dinger hier ist, aber so wie es aussieht sind sie nur draußen und treiben dort ihr Unwesen. Erleichtert nehme ich Andrew an die Hand und gehe mit ihm von den brüchigen Treppen weg.

„Wir werden deinen Dad kontaktieren und bis er hier ist kümmere ich mich um dich. Bist du damit einverstanden?" Ich knie mich vor ihn hin und sehe ihm in seine braunen Kulleraugen. Von den Tränen sind seine Augen stark aufgequollen und rot.

„Ja", antwortet er leise und nickt eifrig. Ein Lächeln kommt mir über die Lippen, genauso wie Andrew. Ich selbst weiß zwar wie es ist ohne Mutter aufzuwachsen, aber ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen wie schrecklich es sein muss seine Mutter auf solch eine Art zu verlieren. Ich bin froh, dass er wenigstens noch einen Vater hat, der sich um ihn kümmern kann. Wenn er nun ganz allein wäre wüsste ich nicht was ich tun sollte. In ein Heim oder zu Sozialarbeitern würde ich ihn ganz sicher nicht schicken, das könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Durch ein lautes Grölen zucke ich plötzlich zusammen. Schnell verstärkt sich mein Griff um Andrews Hand. Ich sehe mich blitzschnell in der Halle um und versuche etwas zu entdecken.

„Was war das?", fragt Andrew ängstlich und klammert sich an mein Bein.

„Dir passiert nichts, alles wird gut." Hoffentlich behalte ich auch Recht. Erneut hallt das angsteinflößende Grölen durch die Halle des Grand Central Station. Beide zucken wir erneut zusammen. Andrew bekommt noch mehr Angst und klammert sich stärker um mein Bein und vergräbt sein Gesicht hinter ihm. Auf dem oberen Geländer der ersten Etage taucht plötzlich eines dieser Dinger auf. Auf der Stelle schubse ich Andrew hinter eine Säule und verstecke mich ebenfalls dort.

„Was war das?", fragt er und bekommt erneut Tränen in die Augen.

„Ein Alien, aber keine Sorge dir wird nichts passieren." Ich bin mir sicher wenn das Ding nicht vorhätte uns zu töten würde Andrew es cool finden. Leider sieht die Realität anders aus. Lebensgefährlich anders! Ich strecke vorsichtig meinen Kopf an der Säule vorbei und sehe hoch zu dem Ding. Ein Glück hat es uns nicht gesehen. Es Blickt kurz durch die Halle und geht dann achtsam die Treppen hinunter. Das Teil kommt uns näher und näher.

„Andrew, du musst mir jetzt genau zuhören", flüstere ich und sehe zurück zu ihm. „Ich werde es ablenken und wenn ich dir ein Zeichen gebe wirst du rauslaufen. Alles verstanden?" Ich bekomme ein Nicken als Antwort.

„Was ist mit dir?", fragt er mit zittriger Stimme.

„Ich komme schon klar. Wenn du draußen bist lauf sofort zu Menschen in seltsamen Kostümen", befehle ich. Das ich klar kommen werde ist eine fette Lüge. Ich bin unsportlich, besitze keine Kampferfahrung und habe nicht mal irgendwas womit ich mich verteidigen könnte. Hilflos sehe ich mich in der Halle kurz um. Hier muss doch irgendwas rumliegen! Ich sehe hinter mich und entdecke ein paar Glasscherben. Nicht unbedingt die beste Waffe, aber besser als nichts. Ich riskiere eine weiteren Blick an der Säule vorbei um zu sehen wo das Ding gerade ist und schnappe mir dann schnell eine der Scherben. Neben den Scherben sehe ich einen Stück von der Decke, das ich mir ebenfalls schnappe. Ich husche zurück hinter die Säule und sehe zu Andrew. Verängstigt sieht er zu mir auf.

„Ich werde es jetzt ablenken und wenn ich 'jetzt' sage rennst du so schnell wie möglich raus." Andrew nickt leicht. Der Plan den ich habe ist der dümmste den ich jemals hatte, aber er könnte für wenigstens einen von uns gut ausgehen. So leise wie möglich stehe ich auf und schleiche an der Säule vorbei. Meine Augen suchen jeden Zentimeter nach dem Ding ab. Gerade aus einem Tunnel herauskommend entdecke ich es. Mein Atem stockt augenblicklich. Mein Griff um die Glasscherbe und den Stein verstärkt sich. Wenn sich irgendjemand in diesem Universum für mich interessiert, sollte er jetzt zum Beten anfangen und mir alles Glück der Welt wünschen. Das Ding steht einige Meter mit dem Rücken zu mir und hat mich noch nicht bemerkt. Damit Andrew hier rauskommt muss ich seine Aufmerksamkeit auf mich lenken und ihn von Ausgang weglocken. Ich sehe zu dem Stein in meiner Hand und bekomme eine dumme Idee.

„Hey du hässliches Vieh!", schreie ich laut genug und werfe mit dem Stein nach ihm. Ich bin zwar nicht die beste Werferin, aber dennoch treffe ich es am Rücken. Sofort dreht sich das Ding zu mir und sieht mich mit zusammengebissenen Zähnen an. Mein Herz rutscht mir in die Hose. Das Ding grölt einmal und kommt auf mich zu gerannt. Ich nehme drehe mich um und renne um mein Leben. Für diese Sache werde ich mich umbringen sollte ich das alles überleben. Schneller als möglich renne ich die Treppen zur ersten Etage hoch. Panisch schau ich immer wieder nach hinten. Das Ding ist schneller als es aussieht.

„Jetzt!", schreie ich zu Andrew runter. „Jetzt Andrew renn!" Er kommt hinter der Säule hervor und beginnt zum Ausgang zu rennen. Das Teil beobachtet ihn kurz und scheint verwirrt zu sein. Ich nutze die Gelegenheit und renne auf der andern Treppe wieder nach unten. Erneut höre ich das Grölen des Dings, das diesmal aber weitaus wütender klingt. Ich lasse mich nicht beirren und renne einfach weiter, bis das Ding von oben runtergesprungen kommt und sich mir direkt in den Weg stellt. Erschrocken bleibe ich stehen. Ich schlucke schwer als das fast zwei Meter große Ding sich vor mir aufbaut. Angsteinflößend sieht es mich ohne Regung an.

„Sirene", murmelt das Teil und legt den Kopf schief. Ich schlucke erneut. Bevor etwas Weiteres geschehen kann legt sich ein gigantischer Schatten über uns. Unsere Blicke wandern gleichzeitig zur riesigen Fensterfront gerade aus. Als ich erkenne was den Schatten auslöst öffnet sich mein Mund. Dieses schlangenartige Alien kommt direkt auf uns zu. Ich ignoriere den Chitauri vor mir und laufe in die entgegengesetzte Richtung so schnell ich kann. Nicht einmal ein paar Sekunden später höre ich das Glas der Fensterfront zerbrechen. Ich will mich gerade umdrehen doch ich werde zur Seite geworfen und sehe nichts mehr als schwarz.

So meine Lieben, ich hoffe sehr euch hat das Kapitel gefallen :)

Freu mich auf eure Meinung ;) Frohe Ostern nachträglich :D

Die letzte Sirene - The AvengersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt