Kapitel 15

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Bis jetzt hat sich zum Glück noch keiner auf die Suche nach mir gemacht - oder besser gesagt hat mich noch keiner gefunden. Hätte ich mir Zuhause nicht den Stadtplan von New York eingeprägt wäre ich jetzt verloren. Zwar habe ich doch eine ganz schöne Weile gebraucht bis ich den Grand Central Station gefunden habe, aber jetzt bin ich endlich da. Seltsamerweise ist hier kein einziger von diesen Chitauris. Na ja, darüber sollte ich eigentlich froh sein. Mit schlechtem Gefühl schiebe ich die Bruchteile bei Seite und steige über die noch übrigen vor dem Haupteingang. Ich betrete die kaum wiederzuerkennende Eingangshalle und halte Ausschau nach allem möglichem. Gerade jetzt wäre ich wirklich sehr froh darüber, wenn mir eine verletzte Person begegnen würde, denn auf einen dieser Chitauri kann ich gerne verzichten. Mit leichten Schritten und möglichst leise trete ich die überdimensional große Halle entlang. Ich glaube ich war noch nie in so einem großen Gebäude wie diesem hier. Na ja eigentlich war ich in noch nicht so vielen Gebäuden wenn ich gerade so darüber nachdenke. Bei jedem Schritt den ich mache höre ich genau hin, ob sich vielleicht irgendetwas bewegt. Doch es erklingen keine Geräusche bis auf meine eigenen. Jederzeit bereit die Flucht zu ergreifen laufe ich etwas schneller durch den Grand Central Station. Hier muss doch irgendjemand sein der Hilfe braucht! Wie gerufen bemerke ich ein ständiges Huschen neben mir.

„Hallo?", frage ich einfach drauf los. Ich höre ein schnelles Atmen, das versucht unterrückt zu werden. Ich drehe mich zur Seite und sehe einen kleinen Kopf die Ecke heraus sehen. Direkt als ich bemerkt werde, wird der Kopf zurückgezogen.

„Ich tue dir nichts", sage ich so sanft wie es mir möglich ist und trete langsam zu der Person. Ich sehe hinter die Ecke und stehe vor einem kleinen Jungen mit lockigem Haar. Zitternd sieht er zu mir hoch.

„Hey, ich will dir helfen, ich werde dir nichts tun", sage ich noch mal beruhigend und gehe auf die Knie, damit er weniger Angst verspürt. Der kleine Junge sieht mich nicht mehr ganz so ängstlich an und atmet wieder flacher.

„Wie heißt du?", frage ich mit einem Lächeln.

„Andrew", antwortet er mir leise. Ein breiteres Lächeln ziert meine Lippen.

„Ich heiße Zoe", sage ich und strecke ihm meine Hand aus. Zögernd nimmt er sie.

„Was machst du hier?", frage ich und lasse ihn keine Sekunde aus den Augen.

„Meine Mama ist verletzt", antwortet der Kleine.

„Wo ist sie?" Der Kleine dreht sich um und zeigt auf eine Treppe.

„Da unten", sagt er und dreht sich wieder zu mir. „Sie spricht nicht mehr." Ein paar kleine Tränchen verlassen seine Augen und kullern die Wangen hinunter.

„Alles wird gut, okay?", sage ich und streiche beruhigend über seinen Arm. Ängstlich schnieft er mit der Nase und fällt mir in die Arme. Hoffentlich geht es seiner Mutter gut.

„Wie wäre es wenn du mich zu deiner Mama bringst und wir ihr helfen?", frage ich und erkenne ein kleines Lächeln, als er sich wieder von mir löst. Er nickt kurz und ich stehe auf. Seine winzige Hand schließt sich um meine und er führt mich über die Bruchteile zu der Treppe. Zusammen gehen wir vorsichtig die Stufen hinab. Ich hoffe wirklich, dass seine Mutter nicht allzu schwer verletzt ist. Zu mindestens nicht so sehr, dass wir sie hier nicht rauskriegen. Unten angekommen bringt er mich zu einem der verschütteten Gleise. Ein kalter Windzug streift meine Schulter. Ich hätte meine Jacke anlassen sollen. Mittlerweile ist mein Top kaum wiederzuerkennen. Es ist mit einer ordentlichen Ladung Schmutz verdreckt und auch noch halb zerrissen. Ich bin froh, dass die Träger noch einigermaßen okay sind. Zu mindestens so, dass mit das Top nicht vom Körper rutscht.

„Dort", schreit Andrew plötzlich und zeigt auf den vorderen Abteil eines Zuges.

„Warte du hier, ich gehe rein", sage ich und lasse seine Hand los. Sollte seine Mutter eventuell schon tot sein, muss er das nicht auch noch sehen. Ich bete wirklich dafür, dass alles in Ordnung ist. Ich steige über die Bruchteile und quetsche mich durch den kleinen, offenen Spalt der Zug-Türen.

„Hallo?", frage ich quer durch den U-Bahnwagon. „Ich habe Andrew gefunden. Ich bin hier um zu helfen", rede ich weiter und versuche irgendwelche Bewegungen oder etwas in der Art wahrzunehmen. Ich schreite weiter in den Wagon und merke, wie Glas unter meinen Schuhen zerbricht. Erschrocken sehe ich auf den Boden und entdecke neben kleinen Glassplittern Blut. Es sind nicht einfach nur ein paar Tropfen, nein, es ist eine ganze Pfütze! Ich schlucke schwer. Ich habe noch nie einen toten Menschen gesehen, aber ich glaube das könnte sich schon bald ändern. Schnell trete ich von der Pfütze weg und schreite nach hinten. Unerwartet spüre ich eine Wand hinter mir, an die ich mich fest dagegen drücke. Mein Herz pocht so schnell wie noch nie, während mein Atem unregelmäßig ist.

„Hilfe", höre ich plötzlich jemanden flüstern. Sofort blicke ich in alle Richtungen, aber kann niemanden sehen.

„Hilfe", flüstert jemand erneut. Ich trete von der Wand weg und steige über ein paar weitere Bruchteile. Im letzten Teil des Wagons entdecke ich jemanden, der flach auf dem Boden liegt. Sofort steige ich schneller über die Hindernisse, bis ich bei der Person angekommen bin. Das erste was meine Augen wahrnehmen ist noch mehr Blut auf dem Boden.

„Geht es meinem Baby gut", höre ich eine Frauenstimme fragen. Ich sehe von der Blutlache zu einer Frau, die von einem der Deckenteile des Wagons zerquetscht wird. Ich gehe auf die Knie und sehe zu ihr.

„Andrew ist okay", sage ich sanft. Sofort bildet sich ein erleichtertes Lächeln auf ihren Lippen. Ich sehe von ihrem Gesicht zu dem schweren Teil auf ihr. Das Ding kriege ich doch nie im Leben hoch!

„Bitte, kümmern Sie sich um ihn", bittet sie schwer atmend.

„Ich kriege Sie hier schon irgendwie raus", sage ich und sehe um mich herum. Eine feste Eisenstange springt mir ins Auge. Schnell stehe ich wieder auf und schnappe sie mir.

„Wenn das wehtut sagen Sie es bitte schnell", bitte ich und platziere die Stange schief unter dem Teil auf ihr. Hoffentlich klappt das. Ich drücke die freie Seite ein Stück runter und kann sehen wie das Teil auf ihr in die Höhe steigt.

„Können Sie versuchen raus zu krabbeln?", frage ich schnell. Ich hätte in der letzten Zeit wirklich mehr Sport machen sollen. Mit letzter Kraft versucht die Frau unter dem Teil raus zu kriechen. Meine Arme beginnen bereits zu zittern.

„Schneller", sage ich bevor mir die Kraft ausgeht und ich das Ding fallen lasse. Ein Glück ist sie bereits raus, sodass ich sie nicht weiter verletzt habe. Erschöpft lasse ich mich fallen und sehe zu der Frau. Ich wollte gerade lächeln, doch ich werde von der riesigen Verletzung an ihrer Brust aufgehalten. Eine Blut triefende Fleischwunde macht sich durch ihre zerrissene Bluse erkennbar.

„Wir müssen Sie hier raus bringen." Ich stehe schnell wieder auf.

„Wenn ich mich noch mehr bewege verblute ich", sagt sie und bleibt sitzen.

„Bringen Sie nur Andrew hier raus", fleht sie. Ich sehe ein paar Tränen ihre Wange runter rollen, während sie spricht. Ich will es mir zwar nicht eingestehen aber sie hat Recht. Wenn sie sich weiter bewegt wird sie verbluten. Schwer atmend sieht sie zu mir rauf. Oh nein, sie wird doch jetzt wohl nicht sterben!

„Halten Sie einfach durch okay, ich werde jemanden holen, der Ihnen-", beginne ich doch sie unterbricht mich.

„Ich schätze mehr als ein paar Atemzüge habe ich nicht mehr." Mein Blick weicht zu Boden während mein Hirn nach einer Lösung sucht. Was soll ich dem Jungen sagen? Er ist vielleicht nicht älter als sieben. Wie soll man einem kleinen Kind sowas erklären? Durch die Still um mich herum werde ich unterbrochen. Schnell eilt mein Blick zu der Mutter von Andrew. Mit geschlossenen Augen liegt sie vor mir auf dem Boden.

„Nein, bitte tun Sie mir das nicht an", sage ich panisch und rüttle an ihrer Schulter. „Bitte, Ihr Sohn braucht Sie." Verzweifelt sehe ich um mich. Das kann doch alles nicht wahr sein.

„Bitte, Sie müssen wieder auf-" Ich unterbreche mich selbst und traue meinen Augen nicht, als ich auf die Frau sehe. Ihr Mund ist leicht geöffnet. Weiß-glitzernder Rauch steigt aus ihrem Mund nach draußen. Ungläubig starre ich auf den Rauch. Wie verzaubert von dem etwas komme ich ihr ein Stück näher. Es fühlt sich an als würde es mich auf magische Weise anziehen. Wie als würde ich in Lokis Augen starren, nur tausend Mal intensiver.

Hey meine kleinen Sirenchen,
ich wollte mich mal erkundigen ob jemand von euch in München zu der Preview von Civil War geht?
Schreibt mir ob ihr da vllt. hingeht (Hoffe natürlich es hat euch gefallen)

Die letzte Sirene - The AvengersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt