Kapitel 1

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Nachdem die anderen sich aus ihrer Schockstarre hatten lösen können, hatte Tyler sofort einen Krankenwagen gerufen und war zu mir herab gesprungen, während die anderen versuchten, die Fans zu beruhigen.

Max war neben Holland und mir zum knien gekommen und fummelte unruhig an ihrem Arm herum. Da ich vermutete, dass er nach ihrem Puls suchte, nahm ich seine Hand und schob sie an die richtige Stelle. Offenbar hatte ich recht mit meiner Vermutung, denn er beruhigte sich etwas und lächelte mich kurz an. Mit einem Mal stand Jeff neben mir und beäugte unsere Situation kritisch. Auch seine Sorge um Holland schien echt zu sein, obwohl die anderen immer wieder behaupteten, ihm ginge es nur darum, dass uns nichts passierte, was der Produktion schaden könnte.
Er begleitete uns auch im Krankenwagen, als dieser endlich eingetroffen war und Holland notdürftig versorgt hatte.

Max fummelte die ganze Zeit besorgt an den Schläuchen, die mit ihr verbunden waren, herum. Und ich hatte Angst, dass er noch etwas zerstörte.
Der eine war für die Sauerstoffversorgung zuständig, während der andere mit einem Behälter verbunden war, aus dem eine wasserähnliche Flüssigkeit durch den Schlauch in ihren Arm lief. Der Behälter wurde von einem Rettungssanitäter gehalten. Scheinbar hatte dieser auch Angst, dass Max mit seinem Gefuchtel etwas zerstörte, denn er drückte ihm den Behälter in die Hand und erklärte ihm, wie er ihn zu halten hatte.
Das schien ihn zu beruhigen, denn er fuchtelte nicht mehr herum und hielt den Behälter verantwortungsvoll und sicher in der Hand, als hätte er nie etwas anderes getan.
Mit der anderen Hand strich er ihr über die Wange und nuschelte unverständliche Beruhigungen. Ich betrachtete das Ganze eine Weile und musste unweigerlich Lächeln. Es war idiotisch, aber ich konnte nicht anders.

Im Krankenhaus angekommen, wurden wir gefragt, wer mit ins Behandlungszimmer kommen wolle und wer im Wartezimmer bliebe.
Ich vermutete, dass Jeff oder Max mit wollten, aber als ich sie ansah, ließen sie mir mit einem entschiedenen Kopfschütteln den Vortritt.

"Du kennst sie länger als ich", sagte Max und zuckte die Schultern. "Und mit Sicherheit traut sie dir als Freund mehr als mir. Ich bin nur der Produzent.", ergänzte Jeff und hob die Hände.
"Okay. Dann bleibt ihr hier und ruft Tyler oder so an. Und sagt ihm, dass es uns allen gut geht. Und sie sollen bloß nicht herkommen. Das wäre zu viel Stress für sie. Ich denke, dass sie noch ein bisschen hier bleiben muss. Ich sage euch Bescheid wenn sie wieder ganz bei Bewusstsein ist. Dann könnt ihr entscheiden, ob ihr zu ihr wollt. Ich bleibe bei ihr bis es soweit ist. In Ordnung?"
"Ja. in Ordnung", sagte Jeff und Max nickte. Man sah sehr deutlich, wie viele Sorgen er sich um sie machte.
Ich drückte seine Schulter und eilte dann der Ärztin hinterher, die gerade den Raum betrat, im dem Holland sich befand.

Ich setzte mich auf einen Stuhl, der neben der Patientenliege stand. Die Ärztin reichte mir ihre Hand. "Können sie mir sagen, was passiert ist?", fragte sie mich. "Sie hatte vorhin schon ein paar mal ein wenig geschwankt. Und auf der Bühne ist sie einfach umgefallen. Seitdem ist sie bewusstlos." Irgendwie war mir das grade alles zu viel, um mich vernünftig auszudrücken. "Wissen sie, was sie heute gegessen oder getrunken hat?" Ich schüttelte den Kopf. Wir aßen zwar oft gemeinsam, aber heute hatte das ausfallen müssen.
Die Ärztin nickte und beugte sich über Holland. Sie nahm den Puls, piekste ihr in den Finger, um Blut abzunehmen und leuchtete ihr in die Augen, die sie dafür mit einem Finger aufhielt. "So wie es aussieht ist die unterzuckert und hatte einen Schwächeanfall. So genau kann ich das nicht sagen, wenn sie nicht bei Bewusstsein ist. Zur Beobachtung möchte ich sie trotzdem noch hier behalten." Mir fiel ein Stein vom Herzen. Es war also nichts gravierendes. Glück gehabt.

Eine Schwester schob die Liege zur Tür raus, sobald die Ärztin fertig war. Der lange Gang, durch den wir liefen, führte am Wartezimmer vorbei. Jeff reihte sich direkt ein und folgte uns auf die Station, während Max lieber im Wartezimmer bleiben wollte. Holland würde nun 24 Stunden lang auf der Überwachungsstation sein, wo sie komplett verkabelt wurde. Ich setzte mich wieder auf einen Stuhl neben dem Bett. Jeff musste sich hingegen darauf setzen, da für ihn sonst kein Platz mehr gewesen wäre. Somit war er der Erste, der bemerkte, wie sie langsam wach wurde. Wieder fiel eine unglaublich große Last von mir ab und ich fühlte mich wesentlich leichter.
"Was ist passiert? Ich hab so Kopfweh.", lallte sie müde. Während Jeff ihr alles erklärte, machte ich mich auf die Suche nach jemandem, dem ich von ihren Schmerzen berichten könnte. Ich fand direkt einen Pfleger, der loseilte, bevor ich überhaupt zu Ende gesprochen hatte.
Ich glaubte nicht, dass sie mich groß wahrgenommen hatte, weshalb ich meine Zeit nutzte, um Max zu suchen und ihm zu erzählen, dass sie aufgewacht war.

Mein Weg führte an der Cafeteria vorbei, wo ich mir direkt einen Kaffee und ein Brötchen besorgte. Die alte Dame hinter dem Tresen lächelte fröhlich, amüsiert darüber, wie sehr ich mich über das Essen freute. Um Holland ein wenig Zeit zu schenken, bevor Max und ich sie überfallen würden, ging ich einen etwas längeren Weg, bevor ich schließlich im Wartezimmer auftauchte. Es war erschreckend, wie gleich alles aussah. Alles weiß und kalt.

"Huch, Maxy Vorsicht!", rief ich, als dieser ungeschickt aufstand und mir entgegen stolperte. Ich konnte ihn gerade noch rechtzeitig auffangen, bevor er auf dem Boden aufschlug. Ich nahm ihn in die Arme und drückte ihn einmal fest, damit er sich beruhigte. Als er mich ansah, sah er allerdings alles andere als ruhig aus. Seine Augen funkelten und seine Lippen zitterten, als er sprach.
"Geht es ihr gut? Ist sie wach? Oder ist sie tot? Muss ich ihr Beerdigung vorbereiten? Nein das kann ich nicht!" Er griff nach meinen Schultern.
"Sekunde! Mach mal halblang und hör auf so rumzuzappeln! Du verschüttest meinen Kaffee..."
Leicht widerwillig ließ er mich los und begutachtete skeptisch den Kaffee in meiner einen und die Brötchentüte in meiner anderen Hand. Langsam schien es ihm zu dämmern.

"Bist du verrückt geworden? Ich sitze hier und mache mir Sorgen und du gehst dir erstmal schön was zu Essen holen oder wie?"
"Oh bitte! Ich hatte zum Frühstück nur ein Müsli, das ich trocken runter würgen musste, weil JEMAND unsere Milch aufgebraucht hat und mir nichts gesagt hat. Mittags hatte ich ein halbes Ei-Brötchen von vor zwei Tagen und zum Abendbrot hatte ich nichts, weil das Interview länger gedauert hat als gedacht. Euch hat das nichts ausgemacht, weil ihr Mittagessen hattet. Aber ich musste ohne Essen auf die Bühne und ich hatte verdammt nochmal Hunger."
"Okay, okay.", er hob die Hände. "Was ist jetzt mit Holland?"
"Naja, die Ärztin sagt, dass sie einfach ein bisschen zu wenig gegessen hat. Unterzuckerung.", sagte ich und biss genüsslich in mein Brötchen.
"Kann ich zu ihr?"
"Klor, komm mot!", mampfte ich und ging ihm voraus.

Ist es sein Schicksal? -DylmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt