Kapitel 13

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Dylan POV

Der Tag wollte und wollte nicht vergehen. Um mich abzulenken, beschäftigte ich mich den ganzen Tag im Haus: Putzen, Wäsche waschen und Staubsaugen. Ja, auch Dylan O'Brien putzt. Gut, zugegebener Maßen habe auch ich eine Putzfrau. Diese hatte sich allerdings für heute krank gemeldet, was ich ehrlich gesagt wirklich begrüßte. Doch obwohl ich zuerst ziemlich lange geschlafen hatte und mich danach wirklich allem gewidmet hatte, was man sonst nur einmal im Jahr machte und sogar meine Gardinen abgenommen und gewaschen hatte, die nun im Garten auf der Wäschespinne hingen, war es als ich auf die Uhr schaute gerade erst kurz nach 13 Uhr.
Das könnte wiederum allerdigs bedeuten, dass die Post angekommen war. Vielleicht hatte ich den Wagen ja in meinem Staubsaug-Wahn nicht gehört.
Ich nahm also meinen Schlüssel von der Küchentheke und schlurfte zur Haustür. Kaum hatte ich sie geöffnet, erschrak ich mich auch schon beinahe zu Tode. Auf den Stufen zu meinem Haus saß eine dünne Gestalt und blickte in den Vorgarten. In einem Bogen ging ich um ebendiese herum, sah dann aber, dass es sich um Thomas handelte und entspannte mich. Vorsichtig und mit ein wenig mehr Abstand als üblich zwischen uns, setzte ich mich neben ihn. Ich wusste noch immer nicht, wie ich nach der Aktion gestern Abend im Krankenhaus auf ihn zugehen sollte. "Dreizehnter August.", flüsterte er und starrte noch immer in meinen Vorgarten. Auch ich brachte es nicht übers Herz, ihn anzusehen.

"Was ist denn am dreizehnten?", fragte ich ebenso leise. "Die Beerdigung. Kommst du? Alleine schaffe ich das nicht." Ich nickte, realisierte dann aber, dass er mich noch immer nicht ansah. Als Antwort griff ich also nach seiner Hand, wohlbedacht darauf, ihn nicht zu erschrecken. Er drückte meine Hand vorsichtig. Scheinbar war er genauso ahnungslos wie ich, wie weit er noch gehen konnte. In der anderen Hand drehte er zittrig einen kleinen Schnipsel Papier.

Wir schwiegen uns eine Weile an, bis er schließlich schwankend auf stand. Zur Hilfe reichte ich ihm meine Hand, die er gleichzeitig dankend, aber auch abschätzig ansah. So als ob er überlegte, ob es ihn schwach wirken ließe, wenn er sie annahm. Schließlich schaffte er es dann aber doch alleine, auf die Beine zu kommen und auch dort zu bleiben. Auch ich erhob mich, da ich dachte, er wolle mit mir ins Haus gehen. Stattdessen drehte er mir den Rücken zu und stieg die Stufen hinab. "Tom.", sagte ich so leise, dass ich dachte, er habe es nicht gehört. Doch dann drehte er sich langsam zu mir um und sah mich fragend an. "Tee?", ich ließ ein leichtes Lächeln um meine Lippen spielen und er tat es mir gleich. Dass er hier aufgetaucht war hieß, dass ihm unsere Sache nicht unwichtig war und das bedeutete mir viel.

Gemeinsam gingen wir ins Haus und er begleitete mich in die Küche, obwohl ich ihm signalisiert hatte, dass er genauso gut ihm Wohnzimmer auf mich hätte warten können. Doch das wollte er nicht. Er hatte keine Lieblings-Teesorte, weshalb er beschloss, nach und nach meine riesige Sammlung durchzuprobieren. Angefangen mit "Siegfrieds Leidenschaft" bestehend aus Rooibos mit Ananas-Erdbeer Note. Ja, ich bin ein Freak für ausgefallene Teesorten.

Nun saßen wir im Wohnzimmer und starrten auf den ausgeschalteten Fernseher. Wieder drehte er dieses Stück Papier in den Händen und sah so aus als wäre er immer wieder kurz davor, etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber doch wieder anders. So kam es, dass ich irgendwann den Fernseher anschaltete, um die schreckliche Stille zu durchbrechen.
Kaum hatte er seinen Tee ausgetrunken, stand er wieder auf. Der Abstand zwischen uns hatte sich ein wenig verkleinert, war aber immer noch da. "Danke für den Tee. Ich gehe dann wohl besser." "Lass mich dich fahren.", bot ich an, doch er schüttelte nur den Kopf. "Ich brauche Selbstständigkeit." Er stellte die Tasse auf den Tisch und hatte schon nach seiner Jacke gegriffen, ehe ich reagieren konnte. "Machs gut." Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange und ließ mich paralysiert auf dem Sofa zurück.

Ist es sein Schicksal? -DylmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt