Kapitel 8

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Thomas POV

Wir gingen runter in die Eingangshalle. Dort warteten wir noch auf Tyler, der mit Dylan und mir zurück fahren wollte.
Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Ich schnellte herum und griff reflexartig nach Dylans Arm.
"Oh das tut mir Leid. Ich dachte sie hätten mich gehört.", sagte eine besorgte Schwester und legte mir ihre Hand auf die Schulter.
"Schon gut.", keuchte ich und versuchte, meinen Herzschlag wieder in seinen normalen Rhythmus zu bekommen. "Ich wollte sie nur darauf hinweisen, dass sie bitte Bescheid sagen, wenn etwas ist. Ich würde sie auch abholen. Und bitte seien sie um 12 Uhr spätestens hier."
Ich mochte Schwester Anni. Sie war immer so nett und ihre Sorge war auch nicht nervig, sondern einfach freundlich.

"Da ist Tyler.", sagte Dylan. "Ähm... ", Schwester Anni hielt Dylan am Ärmel fest. Dieser warf etwas nach Tyler, was dieser gekonnt auffing. Es klang wie das Klimpern eines Schlüssels, als es auf seine Hand traf.
Ich ließ seinen Arm los und ging schon in Richtung Tyler. "Hey." sagte ich zu ihm, als ich bei ihm ankam.
"Na?", fragte er und lächelte.
Gemeinsam gingen wir schon zu Dylans Wagen. Er schloss auf und öffnete mir die hintere Tür. Ich zögerte. Ich kannte gerade mal seinen Namen und sollte bei ihm ins Auto einsteigen? Und auch von Dylan war noch nichts zu sehen. Wobei es ja eigentlich dessen Auto war.

Doch dann huschte er durch mein Sichtfeld auf die Rückbank und zog mich am Arm mit ins Auto. Wie selbstverständlich legte er seine Hand auf mein Knie. Und für mich war es selbstverständlich.
Tyler fuhr den doch recht großen Wagen souverän durch die Dunkelheit, obwohl ich trotz der Scheinwerfer rein gar nichts sehen konnte.
Nach einer Weile hielten wir vor einem Haus und Dylan stieg aus. "Bro, ich hole euch um sieben ab.", rief Tyler ihm nach.
Er flitzte um das Auto und öffnete mir die Tür.
Leicht irritiert stieg ich aus. Hatte er nicht etwas von Essen gehen gesagt? "Keine Sorge. Nur ein kleiner Zwischenstopp."
Er schlug die Tür zu, nahm meine Hand und steuerte Richtung Haus.
"Ich will mich nur vorher etwas frisch machen und meine Garderobe der deinen anpassen.", erklärte er.
Ich schaute auf das Klingelschild und war erneut verwirrt. Dort standen zwei Namen. Dylan O'Brien & Britt Robertson
"Wer ist das?", fragte ich vorsichtig. Er schluckte. "Meine Ex. Sie wohnt nicht mehr hier."
Hetero. Wäre auch zu schön gewesen...

Mittlerweile hatte er aufgeschlossen und zog mich ins Wohnzimmer.
"Hier, setz dich. Ich bin gleich zurück", sagte er und spurtete die Treppen hoch. Ich lehnte mich zurück und sank in die flauschigen Sofakissen. Irgendwie machte mir die Zeit so ganz ohne Infusion und Sauerstoff doch zu schaffen.
Ich schloss die Augen und dachte darüber nach, wie es wäre, wenn nur Dylan und ich heute Abend ausgehen würden. Als wäre ich ein normaler Mensch.
Er würde mich nach Hause bringen um kurz vor zehn, da mein Vater gesagt hatte, dass ich um zehn zu Hause sein solle und Dylan einen guten Eindruck machen wollte. Und ich würde auf meinem Handy viele Nachrichten meiner besten Freunde haben, denen ich dann haargenau erzählen würde, wie es war.
Aber nein. Er würde mich ins Krankenhaus zurück bringen, einer Schwester Bescheid sagen und dann würde ich ins Bett gehen. Ich musste das Ereignis für mich behalten, da ich keine Freunde hatte. Und wir waren auch nicht allein. Naja. Aber seine Freunde schienen nett zu sein. Mal sehen, ob ich mich auch weiterhin so gut mit ihnen Verstand. Einen Versuch war es wert.

Dylan ließ wirklich auf sich warten. Als er dann endlich die Treppe runter kam, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf.
"Oh wow... wieso.. ich..", war das Einzige, das ich heraus brachte. Dann hielt ich lieber die Klappe, bevor noch mehr seltsames Zeug raus kam.
"Zu wow: Danke. Zu ich: Du siehst auch wunderschön aus. Ich habe mich nur angepasst. Und zu wieso: Das sollte doch lieber ich fragen."
Er drehte sich um und verschwand in eine Richtung, in der ich das Schlafzimmer vermutete, um kurz darauf mit einer Packung Tempos wieder aufzutauchen. Er öffnete sie und nahm eines heraus. Dann kam er näher und wischte damit auf meiner Wange und vorsichtig an meinem Auge herum. Er seufzte. Erst jetzt merkte ich, dass mir Tränen über die Wangen kullerten... oder wohl eher flossen.

Er setzte sich aufs Sofa und ich setzte mich neben ihn. Mit Leichtigkeit zog er mich auf seinen Schoß. Ich legte mein Gesicht auf seine Schulter und versuchte, die Tränen aufzuhalten. Als es mir dann endlich gelang, hob ich den Kopf und sah ihn an.
"Willst dus mir erzählen?", fragte er vorsichtig und ich schüttelte den Kopf, berichtete ihm dann aber dennoch nach einigen Schluchzern, worüber ich nachgedacht hatte, als er weg war. Lieber outete ich mich direkt, als später.

"Normal...", sagte er nachdenklich und wiederholte damit meinen Wunsch, so zu sein wie alle anderen. "Normal ist langweilig."
"Was denkst du darüber, dass ich mir sowas überhaupt vorgestellt habe?", fragte ich vorsichtig. Normalerweise hasste ich es, mit Menschen über meine Sexualität zu reden, aber bei ihm wollte ich wissen, was er dachte.
"Du hattest eine sehr süße Vorstellung. Deswegen brauchst du dich nicht zu schämen.", sagte er und wurde rot.
"Bist du denn auch... Also...? ", begann ich, brach dann aber ab und bereute, je etwas gesagt zu haben.
"Ja. Das war auch der Grund, weshalb ich mich von meiner Freundin getrennt habe." Er biss die Zähne zusammen.
"Ich schätze, sie hat es nicht so gut aufgenommen?" Er schüttelte nur den Kopf und zeigte mir damit, dass ich nicht weiter darüber reden sollte.

Ich strich ihm über den Rücken und nahm meinen Kopf von seiner Schulter, um ihn anzusehen.
Er schaute mir tief in die Augen. Ich hatte, das Gefühl, seine Augen würden aufblitzen und nun nur noch mehr strahlen als zuvor. Sofern das möglich war.
Und dann passierte es. Es kam ein wenig überraschend, aber es fühlte sich sehr richtig an. Ich hatte noch nie jemanden geküsst und hatte keine Ahnung, was man tun musste. Doch plötzlich legte sich ein Schalter um. Ich dachte nicht mehr nach. Ich tat es einfach. Ich tat das, was sich richtig anfühlte.
Statt nachzudenken genoss ich das wunderschöne Gefühl in meinem Bauch, das sich überall hin ausweitete und mich verrückt machte. Ich wusste gar nicht wohin mit all diesen schönen Gefühlen.

Leider konnte ich nicht allzu lange so mit ihm verharren, da bald meine Lungen nach Sauerstoff schrien. Ich löste mich also vorsichtig von ihm, um ihm nicht das Gefühl zu geben, dass ich ihn loswerden wollte.
Und sofort sehnte ich mich wieder nach ihm.
"Wollen wir es versuchen? Gemeinsam?" Als Antwort hauchte ich ihm einen zarten Kuss auf die Lippen.
"Wow. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen.", stellte er fest. "Woran? An meine Küsse?" "Jap. Und daran, dass ich jetzt einen Freund habe." Bei dem Wort Freund wurden wir beide rot.
Der Moment wurde von einem penetranten Hupen zerstört. Dylan stöhnte. "Tyler ist da!"

Wir standen auf und gingen zum Wagen, um uns mit seinen... unseren Freunden zu treffen und einen wundervollen Abend zu verbringen. Es würde zwar nicht normal sein aber normal war halt langweilig.

Ist es sein Schicksal? -DylmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt