Kapitel 2

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"Ach du meine Güte!", rief ich und stellte die Tasche, die ich für Holland gepackt hatte, auf den Boden. Scheinbar hatte ich letzte Nacht einiges verpasst. "Was wird das hier bitte, wenn es fertig ist?", fragte ich Holland und Max, die gemeinsam in ihrem Bett lagen und sich aneinander kuschelten. Innerlich lächelte ich, da ich jetzt mit Sicherheit wusste, dass ich nicht falsch gelegen hatte. Sie hatten versucht, es zu vertuschen, aber trotzdem hatte man ab und an schon gemerkt, dass da mehr war als bloß gute Freundschaft.
"Pssst! Du siehst doch, dass er schläft!", beschwerte sich Holland müde.
"Beziehungen sind am Set verboten, das wisst ihr doch. Seht zu, dass euch die anderen nicht so sehen." Ich sprach jetzt zwar leiser, aber trotzdem musste Max gleich aufstehen. "Kommen sie her?" Ich nickte. "Okay, dann wecke ich ihn. Dylan, ich!" Sie betonte das letzte Wort besonders, doch da war ich schon losgelaufen und aufs Bett gesprungen. Es machte mir unglaublich viel Spaß, andere zu wecken.
Dabei vergaß ich aber, dass Max stärker war als ich und landete somit schon keine Sekunde später unter lautem Gelächter von Holland auf dem Boden.
Erst jetzt öffnete er ein Auge und schielte mich an. "Dir ist klar, dass ich gelauscht habe?", lachte er. Ich rollte mit den Augen. Natürlich hatte er das. Er schloss das Auge wieder und kuschelte sich noch enger an Holland. Diese küsste ihn wie selbstverständlich auf die Stirn.

"Mann, worauf habe ich mich hier nur eingelassen?", rief ich gespielt verzweifelt und stemmte die Hände in die Hüften.
"Hoch jetzt!!", schrie ich die beiden an, woraufhin er dann endlich aufstand.
Er schlurfte Richtung Badezimmer. Kaum war er weg, wurde die Tür aufgerissen. "Morgen!! Ich bin Schwester Rita und bin heute Morgen für sie zuständig. Sie kommen klar?", fragte sie Holland, welche müde nickte. Kaum war Rita verschwunden, tauchte ein zerzauster Max auf. "Dylan, du holst mir doch bestimmt einen Kaffee, oder?", bat er engelsgleich und legte einen Arm um mich. Mit hochgezogenen Augenbrauchen sah ich ihn an. Wenn er etwas wollte, konnte er schnurren wie eine Katze. Aber das konnten wir alle gut. Ich atmete tief durch und nickte dann, wohl wissend, dass er nicht locker gelassen hätte, wenn ich verneint hätte. Noch dazu hatte ich selbst auch Hunger und konnte somit auch etwas für mich besorgen.

Er gab mir etwas Geld, von dem ich bezweifelte, dass es reichte, und schob mich zur Tür raus. Da stand ich nun also auf dem Gang und brauchte einige Zeit, um mich zu orientieren. Unsicher ging ich in die Richtung, in der ich das Treppenhaus vermutete und brauchte nicht lange um festzustellen, dass die Station im Kreis verlief.
Als ich endlich die Tür zum Treppenhaus gefunden hatte, sah ich, dass direkt daneben ein kleiner Aufzug war. Warum sollte ich mich anstrengen, wenn es auch einfach ging? Ich drückte entgegen meines ursprünglichen Vorhabens auf den Knopf und wartete geduldig, dass der Aufzug auf der Station hielt. Ich war immer noch ziemlich müde, da ich eine kurze Nacht gehabt hatte und wäre beinahe eingeschlafen, bis endlich das erlösende Piepen ertönte, das den Aufzug ankündigte.
Während der Fahrt überkam mich ein weiterer Schwall gewaltiger Müdigkeit, weshalb ich eine Weile brauchte, zu realisieren, dass wir im Erdgeschoss angekommen waren, als sich die Türen wieder öffneten. Wohin jetzt? Rechts oder links? Mein Magen fand scheinbar nicht so witzig, dass er warten musste, denn er knurrte laut. Hinter mir hörte ich jemanden kichern. Ich erschrak und drehte mich um. Was ich da sah, raubte mir den Atem. Die Müdigkeit war wie weggeblasen.
Es waren nicht die Schläuche, die mit seinem Arm verbunden waren. Es war auch nicht der Fakt, dass er keine Harre hatte. Nein. Es war die Art, wie er mich ansah. Sein perfektes Lächeln wirkte ehrlich. Seine dunklen Augen sahen traurig und geprägt aus und saßen tief in ihren Höhlen. Trotzdem wirkten sie amüsiert und leuchteten ein wenig auf, als ich ihn zurück anlächelte. Er faszinierte mich.

Ich riss mich zusammen. "Hi. Ähm ich habe gar nicht mitbekommen, dass noch jemand im Aufzug ist." "Ja das ist auch schwierig zu bemerken, wenn man eigentlich mehr schlafwandelt als alles andere.", lachte er. Ich wurde rot. Ich musste ja schrecklich aussehen!

"Ich bin übrigens Thomas. Aber du kannst Tom sagen, wenn du willst." Er streckte mir seine Hand entgegen. Ich schüttelte sie und war kurz geschockt, dass die Haut sich so dünn und seine Hand sich so zerbrechlich anfühlte. "Tut mir leid ich bin im Moment nicht so ganz ich selbst.", sagte er entschuldigend und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ich biss mir auf die Lippe. Er musste sich doch dafür nicht rechtfertigen! Er konnte ja nichts dafür. Ich war - mal wieder - sprachlos.
"Aber jetzt zu dir. Deinen Magengeräuschen nach zu urteilen, bist du auf der Suche nach der Cafeteria." Ich nickte. Er lachte wieder sein wunderschönes Lachen. "Ja. Möchtest du mich vielleicht begleiten?", fragte ich ihn, froh darüber, meine Stimme wiedergefunden zu haben. Er nickte schüchtern und wir schlenderten gemeinsam in Richtung Cafeteria.

Ist es sein Schicksal? -DylmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt