Kapitel 15

455 38 1
                                    

Thomas POV

"Komm her", sagte er als wir im Auto saßen. Ich saß hinten links und er rechts. Ich hatte meinen Kopf an die Fensterscheibe gelegt und ließ den Tränen freien Lauf. Bisher hatte ich tapfer sein wollen, Anna zu liebe. Aber jetzt, da der Sarg in der Erde war, hatte ich das Gefühl, dass sie weg war. Also dachte ich nicht mehr darüber nach. Langsam und zitternd rutschte ich zu Dylan und versank in seiner innigen Umarmung. Fest zog er mich an sich. Es war albern, aber er weinte auch. "Wa-warum  ww-weinst du?" fragte ich leise. "Du hattest doch eigentlich nichts mit m-m... meiner Schwester zu tun." Ich war nicht fähig, ihren Namen auszusprechen. "Naja...Sie war... ist die Schwester meines Freundes. Und dir ist sie wichtig. Dann ist sie mir mindestens genau so wichtig." Seine Stimme war nur ein Flüstern.

Ich öffnete den Mund, atmete gleichzeitig ein und aus und musste heftig schluchzen. Das Geräusch, das dabei entstanden war, machte uns beiden Angst. "Ahhh", stöhnte ich wütend, drehte meinen Kopf zu Dylan und vergrub mein Gesicht in seinem T-Shirt.

Ich spürte, wie das Auto langsam losfuhr und schloss die Augen. Ich wollte nicht schlafen, nicht denken und nicht träumen. Schließlich nickte ich ein bisschen ein und lenkte mich mit unwesentlichen Sachen ab. Ich dachte über Fußball nach und über Schauspieler, die gerade sehr berühmt waren, was mich letztendlich zu Dylan brachte. Ich dachte darüber nach, ob ich ihn wohl jemals am Set besuchen würde. Ich vergrub die Hand in der Tasche meiner Jacke bis ich auf einen kleinen Zettel stieß. Ach ja, den hatte ich ja heute morgen in der Eile eingesteckt. Ich nahm ihn heraus und drehte ihn in den Händen bis ich leicht grinsen musste. Damals war mir die Idee lustig und süß erschienen aber im Endeffekt war so viel passiert, dass es mittlerweile eigentlich nur noch Diebstahl war. Wobei... immerhin lag ich in seinen Armen... Unweigerlich musste ich grinsen.
"Geht es dir gut?" ich öffnete die Augen und sah, dass Dylan sehr besorgt auf mich herunter blickte. Natürlich, es war völlig verrückt, nach einer solch traurigen Beerdigung zu lächeln. "Was hast du da? Ist das der selbe Zettel wie neulich?" Vorsichtig nahm er mir den Zettel aus der Hand und faltete ihn auf. Jetzt unterdrückte auch er ein Lachen. "Ist das mein Klingelschild?" Ich nickte langsam. "Oh oh. Das geht schief", hörte ich den Fahrer unseres Wagens sagen.

Und genau in dem Moment fing Dylan an, laut los zu lachen. Auf das war ich nicht vorbereitet. Sein Lachen war laut, polternd und unrhythmisch. Aber dennoch irgendwie süß. Und es steckte an. Kaum hatte ich ihn lachen gehört prustete auch ich los. Es war wirklich bizarr. Wir lachten und lachten obwohl wir eben noch geweint hatten. Wahrscheinlich war das der finale Teil der Trauer: Hysterie. Aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Ich wollte einfach den Moment genießen, solange ich so glücklich sein konnte. "Also, was hat das auf sich? Warum klaust du mein Schild?", fragte er, als er sich ein wenig beruhigt hatte. Ernst schaute ich ihn an. Im Nachhinein wirklich keine gute Idee. "Naja, da steht ja noch der Name deiner Ex drauf.", begann ich, was sein Lachen schlagartig verstummen ließ. Verzweifelt sah ich in den Rückspiegel und traf auf den gespannten Blick des Fahrers, der mir zuzwinkerte. "Und ich hatte gehofft, da könnte irgendwann mal meiner draufstehen.", gab ich kleinlaut zu. Dylans Lächeln kehrte breiter als je zuvor zurück. "Also bist du nicht sauer?" "Wieso sollte ich denn?", gab er verwirrt zurück. "Weil ich dein Klingelschild geklaut habe und weil ich letzte Woche so gemein zu dir war." Er schüttelte jedoch nur glücklich den Kopf und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Ist es sein Schicksal? -DylmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt