Kapitel 19

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Thomas POV

Ich wachte auf. Mir war sofott klar, was pasiwrr war: der Krebs war zurück gekehrt.
Das erste was ich hörte, war ein Piepen. Es war nicht regelmäßig sondern es piepte wild durcheinander, mal schneller, mal langsamer. Dann bemerkte ich, dass mir dieses Geräusch durchaus bekannt war, dass es meinen Herzschlag darstellte. Das bereitete mir Panik und ließ mein Herz noch schneller schlagen. "Tom? Hörst du mich?", fragte eine mir sehr gut bekannte Stimme. "Natürlich höre ich dich, ich bin ja nicht taub.", sagte ich und versuchte zu lächeln. Allerdings war dieser Versuch zum Scheitern verurteilt.

Seine Hand strich langsam über meine Wange, was mein Herz  beruhigte. Wenigstens etwas Vertrautes nach so langer Zeit. Ich starrte an die Decke ohne etwas zu erkennen. "Was ist da drin?", fragte ich und blickte auf den Infusionsbeutel. "Haufenweise Schmerzmittel.", sagte jemand. "Warum habe ich dann noch so starke Schmerzen?", fragte ich die Person, ohne sie wirklich wahrzunehmen. "Sollen wir stärkere Medikamente nehmen? Wobei ich befürchte, dass das kaum noch möglich ist." "Nein. Ich möchte nicht, dass sie mich mit noch mehr Zeug vollpumpen, das meinen Körper mehr und mehr vergiftet.", sagte ich entschlossen. "Wie fühlen Sie sich?" "Wie soll ich mich fühlen? Ich fühle mich ausgelaugt, müde, mir ist schlecht und ich bin von ihren ganzen Nadeln hier durchlöchert." Ich nahm die umbekannte Person mit der ich redete noch immer nicht richtig wahr, aber irgendwann wurde mir klar, dass sie den Raum verlassen hatte.

"Tom, bitte" Ich spürte seine Hand auf meiner. "Sie versuchen doch nur dir zu helfen." "Mir helfen? Dylan, sie wissen, dass ich sterben werde und können nichts dagegen tun. Alles was sie jetzt noch machen, ist die Überreste meines Körpers zu vergiften, in der Hoffnung, mir meine Zeit hier noch zu erleichtern. Aber in Wahrheit machen sie alles noch viel schlimmer. Ich will nicht, dass man sich ekelt, wenn man auf meiner Beerdigung in den Sarg sieht, weil man nur ein mageres, blasses, zerstochenes und aufgedunsenes Etwas sieht, was schon nicht mehr als Mensch zu erkennen ist."

"So ein Schwachsinn. Ich sorge dafür, dass man dort den schönsten Mann der Welt sieht. Obwohl du egal wie du aussiehst immer der schönste Mann der Welt sein wirst." Ich hörte Tränen in seiner Stimme. Er hatte nicht protestiert. Er hatte aufgegeben und es akzeptiert. Und wenn selbst er das tat, Dylan, der immer lachte und in jeder noch so aussichtslosen Situation einen Witz auf den Lippen hatte, dann musste es wirklich schlimm für mich aussehen. "Schwarze Rosen.", flüstere ich als eine neue Schmerzwelle auf meinen Körper einbrach. "Was?", fragte er. "Ich möchte schwarze Rosen auf meiner Beerdigung haben. Sie drücken die Trauer des Todes und die Freude des neuen Lebens, alles Totem und alles Lebendigem aus. Und außerdem sind sie wunderschön.", erklärte ich. Ich wusste nicht, ob er verstanden hatte, was ich sagte, da mein Körper nun vor Schmerzen bebte und ich mich selbst kaum verstand, weil ich zwischendurch vor Schmerzen stöhnte und zum Schluss auch zwei mal aufschrie. Ich hatte mir doch geschworen, vor ihm keine Schwäche zu zeigen. Hatte ich denn wirklich jeden Funken an Selbstachtung verloren?

"Passiert es heute Nacht?", fragte er. Seine Stimme war ganz nah, aber sie fühlte sich so weit entfernt an. Ich konnte nicht antworten und drehte und wand mich im Bett. Ich brachte ein letztes, gequältes "Küss mich.", hervor und dann spürte ich seine Lippen auf meinen, schmeckte das Salz seiner und meiner Tränen, die unsere Wangen herunter zu unseren Lippen liefen und nahm den düsteren schweren Geruch der Verzweiflung wahr. Die Schmerzen ließen für einen Augenblick nach und es gab nur ihn und mich. Als ich erneut zuckte löste das den Kuss und ich versuchte ein 'ich liebe dich' mit den Lippen zu formen, wusste aber nicht, ob er es verstand.

"Ich dich auch. Wir sehen uns auf der anderen Seite.", flüsterte er mit einer tränengetränkten Stimme. Er hatte es verstanden! Ich brachte ein letztes, echtes Lächeln zu Stande und dann zog die mittlerweile vertraute Dunkelheit an mir. Ich ließ es sofort zu, ohne mich zu wehren, in der Hoffnung, endlich alles Leid loszuwerden. Mir war klar, was das für Konsequenzen für meine Freunde hatte und wie egoistisch ich war. Doch ich hatte so lange gekämpft und gelitten und hatte die Erlösung verdient. Und diesmal auch für immer.

Ist es sein Schicksal? -DylmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt