Part 2 (Prolog)

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Seit der Ohrfeige von meiner Mutter damals, hatte sich nicht wirklich viel geändert.
Nun war ich schon 9 Jahre alt.
Und ich diesen ganzen 9 jahren, war es mir -wie hätte man es sich nicht anders denken können- nicht einmal erlaubt gewesen so etwas primitives zu machen wie zu spielen oder gar Freunde zu haben.
Ich fühlte mich eingeschlossen und in die Ecke gedrängt. Wie ein wildes Tier. Ein Monster.

Meine Mutter (ich nannte sie inzwischen nur noch Rin, da ich sie verständlicherweise nicht wirklich als meine Mutter sah) hielt absolut garnichts von sozialen Kontakten, außer es hatte irgendetwas mit Geld oder Verträgen zutun.
Ich sollte mich einzig und allein darauf konzentrieren, eine perfekte Ehefrau zu werden. Nicht mal zur Schule durfte ich gehen. Sogar das hatte man mir genommen.

Mir wurde damals gesagt, 'ich wäre dann schon ein paar Jahre früher mit der Schule fertig und wäre dann höchstwahrscheinlich auch schlauer als die meisten anderen Kinder, die bis sie 18 waren zur Schule gehen mussten'.

Bla, bla, bla!! Wen interessierte es bitte ob ich ein paar Jahre früher meinen Abschluss hatte?!
Ich wollte Freunde, verdammt nochmal! Irgendjemanden, den ich vertrauen konnte. Doch ich hatte niemanden.
Höchstens meine kleine Halbschwester Kazumi, doch sie war noch zu jung, als das sie mich verstehen könnte. Und ehrlich gesagt wollte ich keine Last für sie sein..

Nun, ich hatte Privatlehrer. Wie Rin sich das leisten konnte? Keine Ahnung, vielleicht hatte sie ja mit jemandem aus der Schulleitung geschlafen. Zuzutrauen wäre es ihr. Dem Biest.

Und so verbrachte ich jeden Tag meines Lebens, 16 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr zu lernen. Und es gab sooo schrecklich viel zu lernen!
Man unterrichtete mich in Mathematik, Japanisch, Reiten, Tanzen, Geschichte, Allgemeinbildung, Gesangsunterricht, Politik, Lesen, Schreiben und Benimmunterricht. Außerdem musste ich dazu noch diverse Instrumente lernen zu spielen.
Hier sind nur ein PAAR Beispiele: Klavier, Flöte, Geige, Klarinette, Cello und Violine.

Natürlich war ich Rin dankbar für die Schulausbildung. Doch das machte weder ihre Taten weniger schlimm, noch ihren Charakter weniger unausstehlich. Ich war nur ein Mittel zum Zweck, ein Gegenstand, den sie auf polieren wollte. Und ganz ehrlich: genauso fühlte ich mich auch..

Rin wollte das ich perfekt ausgebildet war, damit mein zukünftiger Gatte Isamu-sama vielleicht sogar noch etwas mehr für mich zahlte.
Na vielen dank auch! ... Nicht!

Inzwischen verstand ich auch, was eine Hochzeit war. Ich würde auf ewig mit ihm zusammen bleiben müssen.

Als ich vor 2 Jahren zum ersten mal kapierte, was man mit mir vorhatte, was meine "Bestimmung" war, rastete ich komplett aus.

Es war mal wieder einer dieser Tage, in denen ich im Bett lag und versuchte einzuschlafen. Allerdings hinderten mich meine Gedanken daran. Es lief oft so ab.

Ich fragte mich womit ich dieses Leben verdient hatte, stellte mir ein anderes, besseres Leben vor, weinte, versuchte mich in den schlaf zu weinen, scheiterte aber immer daran, dass ich zu aufgelöst war um noch Schlaf zu finden.. Ich brauchte irgendeine Ablenkung, und da es meistens schon spät in der Nacht war, fackelte ich nicht lange und stand auf. Da ich meine Hausaufgaben wie eigentlich immer schon gemacht hatte, und mein Zimmer blitzeblank war, beschloss ich kurzerhand das Wohnzimmer aufzuräumen.

Im Moment sah es dort nämlich wie ein Schlachtfeld aus, da, wohin man auch sah, einfach Überfall Babyspielzeug- oder Klamotten rumflogen. Ich seufzte, machte mich dann aber doch an die Arbeit.
Ich sammelte die Babysachen sorgfältig auf, wobei ich mich bei manchen Sachen doch ekelte.

Irgendwie klebten sie und oh Gott! Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, was das milchige Zeug, mit was die meisten Klamotten voll geschmiert waren, war. Alles wurde von mir in einer kleinen Kiste verstaut und -so leise wie möglich- mit dem Fuß in die Ecke des Raumes verfrachtet.

Unique GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt