Part 5 (Prolog)

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Ich schritt die dunklen Fliesen entlang zum Eingang der riesigen Kapelle.
Man konnte meine Schritte wegen des etwas erhöhten Absatzes der Schuhe auf dem Boden klicken hören.
Ich hob mein Kleid mit beiden Händen ein Stück nach oben, sodass ich nicht auf das Kleid treten und sodurch ausrutschen konnte. Mit der rechten Hand hielt ich zusätzlich noch meinen gebundenen Brautstrauß.

Als ich vor den riesigen, schweren Kapellentüren ankam, wurde ich schon von Meiyo erwartet.
Links und rechts neben dem Eingang standen zwei stämmige Wachmänner und in der Kapelle selbst würde es von denen auch wahrscheinlich nur so wimmeln. Klasse

Jetzt erblickte Meiyo mich auch und sah mich an. Innerlich verdrehte ich die Augen.
Ich hoffte er hatte meinen mittelschweren Wutausbruch von vorhin schon vergessen.

Meiyo musste mich zum Altar begleiten und mich anschließend an Isamu-sama "übergeben".
In unserem Clan war es Tradition, dass der männliche Geldverdiener der Familie, die Braut zum Altar begleiten musste.
Hey! Noch ein Grund warum ich meinen Clan verabscheute! Diese Traditionen waren doch zum kotzen -A-
Meiyo streckte mir seinen Ellbogen entgegen, was mir zu verstehen geben sollte, dass es jetzt losgehen sollte.
Allein schon der Gedanke mich bei Meiyo einzuhaken und mich von ihm führen zu lassen war abartig.
Ich versuchte nicht darüber nachzudenken und schluckte.

Dann schritt ich auf Meiyo zu, sagte aber nichts zu ihm. Ich hatte ihm nichts mehr zu sagen.
Widerwillig hakte ich mich schließlich bei ihm ein und atmete tief durch.

"Bereit?" , fragte er ohne mich anzusehen.
Ich blickte ebenfalls weiterhin nach vorne und antwortete so leise, dass nur ich es hören konnte :"Diesen Tag werdet ihr niemals vergessen"
Ich grinste in mich hinein. So schnell werde ich diesem Clan nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Ich ließ mein Kleid nun ganz zu Boden gleiten und klammerte mich an meinen Brautstrauß. Ich muss gestehen, ich war schon etwas aufgeregt.

"Du brauchst nicht traurig zu sein. Dir wird es hier an nichts fehlen. Auch wenn ich dir von ganzem Herzen wünsche, dass du hier täglich bewusstlos geschlagen wirst, glaube ich nicht, dass sie es machen werden.", sagte Meiyo kurz und schaute mich verachtend von der Seite an.
Nun blickte ich ihn auch hasserfüllt an, bevor wir beide wieder wegschauten.

Was soll das denn werden? Erst mich trösten, dann mir den Tod wünschen und dann wieder versuchen mich zu beruhigen. Dieser Mann ist doch krank..

Ich war nicht traurig. Es hört sich merkwürdig an, aber ich war weder traurig noch verzweifelt, noch sonst etwas in der Richtung.
Es war eher eine Mischung aus Freude, da ich endlich bald hier weg war und Wut.
Wut, auf all die jenigen die nur an sich selbst dachten, und mich sodurch in diese Lage brachten.
Auf die, die dachten, sich wegen ihres Ranges alles erlauben zu können.

Bevor ich den Gedanken zuende bringen konnte, wurden auch schon die Türen vor uns nach innen aufgerissen, und ich wurde leicht von dem einfallendem Licht geblendet.

Musik ertönte laut von einer großen Orgel in der linken Ecke der Kapelle, welche, wie soll ich sagen..
gewaltig-groß war. Rechts und links waren jeweils um die 20 weißen Bänke. Der Mittelgang war mit einem langem, roten Teppich ausgelegt, der bis zu dem stein-altar führte, vor dem ein Priester und Isamu-sama stand, der mich, nur so ganz nebenbei, schmachten und sabbernd ansah. Ansonsten war es hier zu meiner Überraschung schlicht gehalten. Keine Blumen oder Samtbänder, nichts zu sehen von der sonst üblichen (meiner Meinung nach Übertiebenden) Dekoration bei Hochzeiten.

Meiyo ging einen Schritt nach vorne, und ich wurde sogleich mitgezogen.
Alle Leute in den Bänken drehten sich nun zu mir um. Es war ziemlich unangenehm diese ganzen Blicke auf mir zu spüren, aber da musste ich jetzt durch.

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