Kapitel XI - Unverhofft

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Warum war er hier? Was machte er hier? Warum lächelte er? Oder war das gar nicht Max? Ein Pfeifen zog an meinem Ohr vorbei und ein Pfeil tauchte neben mir auf. Er steckte tief in dem Holz. Ein zweiter kam geflogen. Er durchstach das Seil über mir. Der König drehte sich schlagartig um. Ich schaute in die Menschenmasse. Alle waren zurück geschreckt. Alle schauten zu ihm auf.

"Wer war das?", schrie er in die Menschen. Niemand antwortete. Ich schaute wieder zu der Person, die aussah wie Max. Sie hatte immer noch das Lächeln auf ihrem Mund. Doch dieses Mal war es bedeutend größer.

"Ich.", rief jemand mit lauter Stimme. Alle drehten sich um und schauten auf das Dach des einen Hauses. Dort oben stand jemand. Er hatte Bogen und Pfeil in der Hand. Man konnte nur die Augen erkennen. Sie hatten einen ernsten und strengen Blick. Der Rest des Gesichts war mit einer Maske verdeckt.

"Weißt du eigentlich was du hier machst?", rief er ihm hoch. „Wer bist du? Zeig dich!"

"Wieso? Hast du etwa Angst?", fragte eine doch eher weibliche Stimme zurück. "Doch nicht etwa vor mir. Du hast mich doch selbst in dein Schloss gelassen." Und mit diesen Worten spannte sie einen neuen Pfeil und zielte genau auf den König. Er flog los und stach genau vor seinen Füßen in das Holz ein.

"Wer bist du?", fragte er erneut. Diese Mal nahm die Person ihre Maske ab. Und ich selbst hätte nie gedacht, sie zu sehen.

"Saraphine? Was machst du da? Was hat das hier zu bedeuten?", sein Kopf wurde rot und er schaute hektisch um sich.

"Was das zu bedeuten hat, solltest du mir sagen." Ein Raunen ging durch die Massen und ein Loch tat sich auf. In der Mitte stand Max. Er war es wirklich. Er hatte einen dunklen Mantel übergezogen. Die Kapuze hatte er abgenommen.

"Du hast gelogen. Er hat mich entführt, aber er hat mich nie gequält. So wie du." Die Menschen rückten weiter von ihm ab.

"Max, wie bist du aus deinem Zimmer gekommen? Ich hatte es verschlossen und Wachen aufgestellt."

"Seht ihr?", sprach er zu den Menschen die um ihn standen. "Er redete von ihm als Unmensch, aber mein eigener Vater sperrt mich in meinem Zimmer ein."

"Max, das stimmt nicht." erwiderte sein Vater. "Ich habe dich niemals eingesperrt."

"Oh doch, das hast du. Und vorhin schon wieder." Er ging auf das Podest zu. "Ihr alle glaubt er hätte Böses getan. Ja, er hat mich entführt, aber er hat mich nie gequält. Dort musste ich nicht jeden Tag das machen, was andere von mir verlangten. Ich musste mich nicht ständig an Regeln halten und hatte Zeit für mich. Hier im Schloss muss ich mich immer nach dir richten! Es geht immer nur um dich!", rief Max aus als er ihm direkt gegenüber stand. Seine Mutter, die Königin, kam von der Seite angelaufen. Sie stellte sich neben ihn und packte Max am Oberarm.

"Du zerstörst gerade alles, was wir uns je aufgebaut haben.", sagte sie mit leiser Stimme zu ihm. "Hörst du? Du kommst jetzt sofort wieder runter und gehst in dein Zimmer."

"Nein. Ich werde nicht machen, was du sagst. Es reicht mir. Ich lasse nicht mit mir spielen. Ich bin alt genug um selbst zu entscheiden, was richtig und was falsch ist.", er drehte sich wieder um zu den Menschen. Es wurden anscheinend immer mehr.

"Außerdem kann man hier nichts mehr zerstören. Die Menschen leben in Armut, hungern und haben nicht genug Stoffe um sich Kleidung zu machen. Was soll hier noch zerstört werden?" Wut machte sich in Max breit. Er ließ sich nicht abbringen. Seine Mutter versucht ein weiteres Mal ihn von dem Podest zu bekommen. Doch er ließ es nicht zu.

"Außerdem, dieser Junge kann nichts für seine Lage. Er kann nichts für seine Wut. Seine Familie hat, wie viele andere, vor Jahren ihr Land verloren. Sie waren Bauern und mussten alles was sie hatten aufgeben. Und warum? Weil du es so erlassen hattest. Du hattest ihnen die Existenz genommen. Für seine Wut bist alleine du schuld!", schrie Max seinen Vater an. Dieser konnte sich nicht wehren. Er wusste nicht was er sagen sollte. In seinem Gesicht machte sich Unsicherheit breit.

"Warum legst du für ihn ein Wort ein, Max?", rief er ihm zu.

"Weil er ein Lichtblick in meinem stressigen Alltag ist, weil er mir zeigte, dass es auch schöne Momente gibt, weil er mir die Augen öffnete, wie es den ärmeren Menschen wirklich geht, weil ich ihn liebe."

Der DiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt