Ich saß zu Hause. Auf meinem Bett hatte ich mich zurückgelehnt und wartete. Worauf? Ich wusste es nicht genau. Aus unerfindlichen Gründen trug ich einen schwarzen Anzug mit ebenso schwarzer Krawatte. Das unangenehmste waren jedoch die schwarzen Lackschuhe an meinen Füßen.
Von einer spontanen Eingebung geleitet stand ich auf und machte mich auf den Weg zur Tür. Auf nach draußen, wo die Sonne auf die stickige Kleinstand herunterbrannte und alles und jeden töten wollte. Das kleine Haus war verdächtig ordentlich und aufgeräumt. Seit wann? Was war hier los? Wo war Mom? Wieso war ich komplett in schwarz unterwegs und zwar in ordentlich? Ganz schwarz war ja kein Problem, aber ein Anzug schon!
Unangenehm kratzte er über meine Haut. Zu eng! Luft! Jetzt!
Ich rannte, sogut es mit den merkwürdigen Schuhen möglich war, nach draußen auf die Straße. Zumindest wollt ich das. Als ich die Tür aufschlug und nach draußen trat, fiel ich in unerklärliche tiefe Schwärze, die nicht zu enden schien.Von dem unangenehmen Gefühl, zu fallen, schreckte ich hoch. Wo war ich?
Schweißgebadet saß ich in eine hellgrüne Decke gehüllt auf einem Beifahrersitz. Neben mir ein total geschockter Christian, der mich besorgt aus seinen großen, braunen Augen ansah. Bitte nicht!
Dieser Blick bewirkte in mir die totale Verwirrung. Christian! Hör auf, so zu gucken!
Er machte sich Sorgen um mich. Das sah man. Was war passiert, als ich geschlafen hatte?
"Willst du nach Hause?", fragte er mich vorsichtig. Man merkte auch an seiner Stimme seine Sorge.
"Wieso?", wisperte ich, da sich in meinem Kopf zusammen schloss, was hier passiert sein musste.
"Du hast mach deiner Mom gerufen und nach zu Hause...", murmelte der Junge neben mir, ohne den Blick von mir zu lassen.
Ich überlegte. "Wär es ok für dich? Würdest du mitkommen? Allein steh ich das nicht durch...", wisperte ich nur noch so laut, dass Christian es gerade so hören konnte.
Ich wollte zu ihm sehen. Unsere Blicke trafen sich und er zuckte merklich leicht zusammen. "Wenn du mich dabei haben willst...", sofort war er rot wie eine Tomate. Warte WAS?
Ich nickte. "Sonst würd ich nicht fragen", nuschelte ich und sah an mir herunter, um diesen Blickkontakt zu vermeiden, der mir fast erneut die Tränen in die Augen trieb.
Christian musste lächeln. Ich merkte es, wenn er lächelte, auch wenn ich es nicht sah. "Dann komm ich mit dir nach wo auch immer."
Ich musste ebenfalls lächeln. "Danke."Wir fuhren seit etwa drei Stunden über den Highway Richtung Heimat, als die Sonne den Himmel begann zu erklimmen. Langsam färbte er sich von zartblau zu hellgelb bis hin zu pink und orange. Ein herrliches Lichtspektakel spielte sich vor unseren Augen ab, als unser Ort für die nächste Ausfahrt links angeschrieben stand.
Zielstrebig steuerte Christian diese an. Ich hatte mir doch vorgenommen, nicht nochmal in dieses Kaff zu kommen und jetzt kehrte ich freiwillig zurück. Auch noch wegen meiner Mutter... Merkwürdig.
"Kann ich mich bei dir mal hinhauen? Bin echt müde...", meinte Christian, der die Nacht durchgefahren war.
Ich nickte leicht und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die sich nähernden Fassaden meiner Heimatstadt, welche zum sterben verdammt war. Nach und nach hatte ich hier beobachtet, wie ein Hochhaus nach dem anderen abgerissen wurde. Auch die alten Wohnungen, in welchen ich so viele meiner Nachmittage verbracht hatte, sahen schon immer mehr tot als alles andere aus.
Schnell hatte ich Christian zu dem kleinen freistehenden Haus am Rande der Stadt navigiert und er fuhr in die Einfahrt. Es war lange her, dass hier ein anderes Auto als meins gestanden hatte. Sehr lange. Mehr als fünf Jahre.
Ich kroch langsam und bedächtig aus dem Auto.
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The St.Jimmy Story (#Wattys2016)
Подростковая литератураWegrennen. Das ist der Gedanke, der Jimmy nachhängt seit er denken kann. Nichts hält ihn. Keiner versteht ihn. Niemand braucht ihn. So beschließt er einestages sich auf große Reise zu begeben. Es gibt kein Zurück. Es wird nur noch vorwärts gehen. O...