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Endlich wieder auf dem Highway. Endlich wieder unterwegs. Eine ganze Woche hatten wir in der Geisterstadt verbracht. Wenn ich mich richtig erinnerte, hatte ich in der Zeit vier mal gekotzt. Der Gestank der Stadt hatte mich einfach dazu gebracht. Und das regte mich auf'!
Aber zum Glück war ich jetzt wieder hier. Mit Christian zusammen. In seinem Auto. Unterwegs ins Ungewisse.
Christian saß wie immer seit wir zusammen fuhren hinterm Steuer. Über den kleinen CD-Player lief Dirty Work von All Time Low. Der Teddy neben mir sang laut mit. Zumindest versuchte er sich am Singen. Er war dabei überaus fröhlich. Leise musste ich lachen:"Dude! Da ist kein Wort richtig!", brachte ich zwischendurch hervor.
Christian zuckte mit den Schultern "Na und? Hauptsache es klingt gut!", bekam ich als Antwort.
Grinsend schüttelte ich den Kopf.
"Wie jetzt?", fragte er verdutzt.
Ich seufzte leicht. "Kleiner, es ist schief!"
Der Teddy hörte sofort auf zu singen und auch mit mir zu reden.
Ich seufzte daraufhin erneut:"Ignorierst du mich jetzt, Christian?"
Wie zu erwarten bekam ich darauf keinerlei Antwort von ihm. Also sah ich zu Christian rüber. Er sah starr geradeaus auf die vor uns liegende Straße. Sein Gesicht war wie versteinert. In diesem Moment machte er mir echt Angst. Er sah gruselig aus. Emotionslos und kalt.
Ich hatte etwas falsches gesagt. Eindeutig! Nur wie konnte ich jetzt...
Meine Gedanken wurden rücksichtslos unterbrochen, als in meinem Kopf plötzlich wieder das schrecklich kalte Lachen zu hören wat.
-Siehst du? Du kannst ihm nur weh tun! Gib auf, Jimmy!-
Sofort kniff ich, wie vor Schmerz, die Augen zusammen. Diese Stimme machte mich kaputt. Es schmerzte wirklich. Außerdem wollte ich nicht, dass Teddy mich jetzt hasste.
"War nicht so gemeint...", murmelte ich leise mehr zu mir als wirklich an Christian gerichtet.
In meinen Augenwinkeln sammelten sich langsam Tränen, ohne dass ich sie wahrnahm, bevor sie mir heiß und brennend über die Wangen flossen.
Christian sah kurzzeitig zu mir rüber, doch etwas sagen tat er weiterhin nicht. Stattdessen bog er kurzerhand ab und schon befanden wir uns an einer rotgestellten Ampel, die den Verkehr, welcher von der Autobahn wegfloss, steuerte.
Irgendwo an einem Feldrand hielt Christian letzten Endes mit der rechten Flanke im Straßengraben seinen Wagen an.
Ich sah zu ihm nach drüben. Christian wirkte nicht mehr so starr. Vielleicht noch etwas, doch nicht so extrem. Seine Haare hingen ihm in seine Stirn und wieder schimmerten seine hellen Augen in unbeschreiblichen Farben.
Er sah zu mir. Für allein diesen Blick war ich ihm in diesem Moment unglaublich dankbar. Es machte mich nahezu glücklich.
"Frieden?", flüsterte ich.
Christian schien zu überlegen. Seine Stirn legte sich in Falten und zum Schluss seiner Denkphase schüttelte er leicht den Kopf. "Nein," murmelte er dann.
Seine scheinbar traurigen Gesichtszüge verwandelten sich kurzzeitig in ein breites Strahlen, welches jedoch nur wenige Sekunden später erloschen war.
Mit unerhört ernstem Gesicht sah der Teddyjunge mich an. "Jimmy?", fragte er. Seine warme Stimme war weiterhin leise.
Ich nickte zögerlich.
"Könn' wir reden?" Daran, wie seine Stimme zitterte, merkte man eindeutig seine Verunsicherung.
Mein Blick schweifte aus dem Fenster. "Reden? Worüber?", wollte ich wissen.
"Muss dich was fragen..."
Es machte mich verrückt, dass er die ganze Zeit so um den heißen Brei herum redete.
"Was willst du wissen?", langsam wurde ich etwas härter von der Stimme her.
Er winkte ab.
"Christian!" Binnen weniger Sekunden war ich leicht sauer aber auch frustriert. Ich wollte, dass er mir jetzt endlich seine ominöse Frage stellte. Sein Schweigen führe langsam zur Desillusion meinerseits. Und doch redete er nicht weiter.
"Christian!", versuchte ich nochmal ihn dazu zu bringen. Dann sah ich verunsichert zu ihm. Teddy sah ebenso verunsichert, wie ich es in seine Richtung tat, zu mir.
Er seufzte. "Ist es ok, wenn wir auf dem Weg ins Ungewisse 'n Stop in Disneyland einlegen?" Nachdem er gefragt hatte, lief sein Gesicht zu ähnlich intensivem rot wie das einer Tomate an.
Meine Augen waren weit aufgerissen. "Disneyland?", fragte ich leise, unsicher ob er das ernst meinte. Christian nickte lächelnd.
"Woher weißt du, dass ich da hin will?", fragte ich dann.
Man merkte wieder einmal, wie er überlegte. "Das Glas, auf dem Disneyland steht, in deinem Zimmer...", murmelte er.
Ich nickte. "Hast du nicht gemerkt, dass es leer war?", meine Stimme klang trauriger als beabsichtigt.
Der Junge neben mir nickte. "Doch hab ich... Wo ist das Geld hin?", seine Stimme zitterte, während er mich fragte.
Ich musste seufzen. "Hab' mir 'ne Gitarre gekauft." Ich deutete nach hinten Richtung Kofferraum.
Christian nickte. "Hmm... Willst du trotzdem noch nach Disneyland?"
Ich nickte, auch wenn ich nicht wusste, wie er das bezahlen wollte, aber vielleicht war er ja reich oder so... "Aber nur wenn ich solche Mikeymaus-Ohren bekomme!", lachte ich.
Erneut nickte mein Sitznachbar. "Klar." Er strahlte richtig vor Freude. "Dann mal weiter, oder?", fragte er mich dann unverhofft.
Ich nickte erneut.

Draußen war es mittlerweile dunkel geworden. Noch nicht so dunkel, dass man die Sterne sah, aber dennoch dunkel genug, um zu wissen, dass die Nacht bald über uns herein brechen würde.
Meinen Kopf hatte ich an die Fensterscheibe neben mir gelehnt. Seit Stunden fuhren wir jetzt schon über Landstraßen und da einige von diesen nicht ganz gerade waren, donnerte von Zeit zu Zeit mein Kopf an die kühle Scheibe.
Aus dem Radio lief diesmal tatsächlich irgendein Radioprogramm mit typisch hypermotiviertencModeratoren. Diese Hyperaktivität war einer der Gründe aus welchen ich kein Radio hörte. Außerdem kam nur selten gute Musik, aber dennoch hatte Christian es geschafft einen zumindest mittelmäßigen aber hörbaren Sender zu finden.
Zwischen uns beiden herrschte Stille. Wir waren aufgeregt, das merkte man eindeutig. Total gespannt hätte es sicher auch gut getroffen.
Mich beschlich mit der Zeit, dass Christian und ich eigentlich überhaupt keine Ahnung hatten, wie wir bis nach LA und somit nach Disneyland kamen. Aber wir würden schon irgendwie ankommen.
Rechts und links der Fahrbahn erstreckten sich weite, manchmal hügelige, im Abendlicht dunkelgrün erscheinende Felder. Hier und da mal eine Farm. Alles in allem war die Landschaft langweilig und geradezu einschläfernd.
Unweigerlich riss ich meinen Blick also von selbiger los und sah zu Christian, welcher begonnen hatte, auf dem Lenkrad zu trommeln.
Wir wussten nicht, wo wir die Nacht verbringen sollten. Im Auto aber ganz sicher nicht. Zu zweit hätten wir zwar eh keinen Platz uns hinzulegen, aber auch so war es äußerst unbequem im Auto zu schlafen.

The St.Jimmy Story (#Wattys2016)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt