Ich wollte nicht, dass irgendwer bemerkte, dass ich in meiner Tasche das Messer umklammerte, da es irgendwie wahrscheinlich den Anschein von wohlmöglich terroristischen Hintergedanken gehabt hätte, also versuchte ich die Anspannung, die auf mir lag in meinem Gesicht so gut es ging zu verbergen.
„Sie wünschen?", fragte die Frau nach einer weiteren kurzen Weile an Christian gerichtet. Es schien, als hätte sie ihn erst durch sein Räuspern bemerkt, obwohl wir seit gut fünf Minuten vor ihr standen. Noch immer wirkte sie wenig begeistert von unserer Anwesenheit.
„Zwei Mal drei Tage Eintrittskarten für alle Themenparks und bitte ein Hotelzimmer für zwei."
Als Christian die drei Tage erwähnte, stockte mein Atem für einen Moment. Für uns zwei würde schon ein Tag 182$ kosten. Dazu dann noch die zusätzlichen Parks, das Hotel, Essen und dann halt die drei Tage. Holla! Immer noch hatte ich keinerlei Ahnung, wie wir das je bezahlen sollten, oder waren Christian und seine Familie irgendwie reich? Den Anschein hatte es bei Christians Aussehen jedenfalls nicht. Für mich wirkte er immer noch wie ein Teddybär in zerrissenen Jeans. Ein ganz normaler Szenetyp also und nichts Besonderes. Weder reich noch arm, sondern so Mittelschicht.... Aber mittlerweile wusste ich nur zu gut, dass der Schein des Momentes und der einer Person nur zu gut täuschen konnte, aber bei Christian konnte ich mir das nicht wirklich vorstellen.
Die Frau tippte schnell irgendwas in ihren Computer ein. „Drei Tage sagen Sie?"
Christian nickte.
„Und Sie sind auch ganz sicher beide über 18 Jahre alt?"
Diesmal nickten wir beide, worauf die gruselige Frau hinter dem Schalter ebenfalls nickte und dann wieder auf ihrem Computer herumhacken.
Langsam wurde ich ungeduldig. Warum brauchte sie so lang, um uns endlich in den Park zu lassen? Wenigstens war es hier schön kühl und nicht so stickig warm, wie es Innerem Auto der Fall gewesen wäre. Von daher hatte ich eigentlich nicht sonderlich große Probleme damit, aber es dauerte mir doch entschieden zu lang.
Letzten Endes sah sie vom Bildschirm auf zu uns. „Unter 1800$ wird's aber definitiv nicht....", meinte sie. Für einen Sekundenbruchteil hatte ich das Gefühl, dass ein fieses Lächeln über ihr Gesicht huschte.
Ich sah nach drüben zu Christian und war sicher, dass er ausflippen würde, da er ja bezahlen wollt und erwarte einen geschockten Gesichtsausdruck, doch statt meine Erwartung zu erfüllen, zuckte er nur mit den Schultern. „Was Anderes hatte ich nicht erwartet," meinte er grinsend und legte seine Kreditkarte auf den Tresen. Die Frau steckte diese in das Gerät und hielt es dann Christian hin, welcher daraufhin seine PIN eingab.
Immer noch sah ich entgeistert zu Christian. Was Anderes hatte ich nicht erwartet. Meinte er das Ernst? Was war mit ihm los? Wieso gab er ohne zu zögern einfach über 1800$ für einen Typen aus, den er gerade mal wenige Wochen kannte? Machte man das so? Wenn ja hätte ich nämlich gewaltige Probleme damit gehabt, es ihm zurück zu geben.
-Natürlich hast du das! Immerhin bist du so gut wie pleite... Du kannst ihm gar nichts zurück geben, es sei denn er freut sich darüber, wie du regelmäßig durchdrehst wegen Whatsis Tod!- Und dann war da wieder dieses ungesagt abscheuliche Lachen, welches durch meinen Kopf zu dröhnen schien wie der Klang einer heulenden Sirene. Sofort griff ich mir mit beiden Händen an den Kopf und mein Gesicht war ungewollt wie von Schmerzen verzerrt.
Die Frau hinter dem Ticketschalter, welche dem Dunkelhaarigen jetzt unseren Zimmerschlüssel gab, sah mich äußerst verstört an. Auch Christian wirkte geschockt, wurde aber sofort wieder Herr der Situation und nahm mich in den Arm. „Jimmy. Es geht sicher gleich wieder weg! Alles gut. Ich bin doch da!", redete er beruhigend auf mich ein.
„Ganz sicher?", brachte ich mit zitternder Stimme hervor, woran ich merkte, dass ich sowohl kurz vor einem Nervenzusammenbruch war, als auch, dass ich kurz vor dem Weinen war. Ich merkte förmlich, wie die Tränen in mir anstiegen. Ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. Christian schien meine Hilfslosigkeit zu bemerken und drückte mich fester an sich. Oh Gott, wie dankbar ich ihm dafür war, dass er einfach hier war und versuchte, es mir besser gehen zu lassen. Seine Arme lagen warm und sicher um meine Schultern und mit der Zeit beruhigte es mich ungemein, sodass ich aufhörte, zu weinen.
„Besser?", fragte mich Teddy sofort, woraufhin ich nickte.
Christian ließ sofort meinen mittlerweile recht heruntergehungerten Körper los und wandte sich wieder der bösen Stiefmutter hinter der Kasse zu. Nur wenige Sekunden später hatten wir dann endlich unsere Parkkarten und den Schlüssel zu unserem Zimmer. Jeder mit seiner Karte und einem Schlüssel ausgerüstet machten wir uns auf die Suche nach unserem Zimmer. Dank der Wegweiser im Hotel standen wir 10 Minuten später davor. Ich war gespannt, was für ein Zimmer uns Christian bestellt hatte.
Erwartungsfroh schloss ich die Tür auf. Das Zimmer war riesig groß.
„Wow," war das einzige, was ich vor Staunen hervorbrachte.
Christian ging ebenso staunend wie ich selbst in den Raum. Vor dem Fenster blieb er stehen. „Jimmy", nuschelte er leise, sodass man es kaum bis zu mir hörte. Ich ging zu ihm. „Ja?" Dann sah ich, wie er es selbst auch ata, aus dem Fenster. Mir verschlug es ebenso wie ihm die Sprache. Da unser Zimmer recht weit oben lag, hatten wir eine perfekte Sicht über dem Park. Diese Aussicht war genial. Wirklich!
„Es ist wunderschön", flüsterte ich ihm zu. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, meinen Kopf nicht an seine Schulter zu legen, sondern die Zeit lang so gerade neben ihm stehen zu bleiben. Ich wusste nicht, wieso ich es schaffte, das durchzuziehen, aber irgendwie schaffte ich es trotzdem meine Gefühle unter Kontrolle zu behalten.
„Sollen wir nicht vielleicht unser Gepäck aus dem Auto holen?", fragte ich, als ich mich wieder gefasst hatte.
Christian nickte. Er war wunderschön, wie er dort im Licht der Abendsonne stand und seine Haare so wunderschön dunkelbraun zu glänzen schienen. Ich wusste nach wie vor nicht, was ich für ihn fühlte und was mit mir los war, sobald ich ihm zu nahekam. Am liebsten hätte ich meine Hand in seine Haare gelegt und sanft seinen Kopf gestreichelt, so weich sahen seine Haare aus. Seine smaragdgrünen katzenartigen Augen schimmerten im Licht. Er sah wirklich so unglaublich aus und noch immer war ich mir nicht bewusst, wieso ich ihn so unglaublich gut fand. Er sah sowohl schön aus als das er auch einen unglaublich tollen Charakter hatte. Normalerweise gab es solche Menschen doch nie, oder? Offensichtlich hatte meine bisherige Erwartung dann doch getäuscht.
Hin und wieder, so auch jetzt, hatte ich den Eindruck, dass ich vielleicht doch in diesen Jungen verliebt war. Er schien mich zu verstehen.
Christian nickte, um meine Frage danach, ob wir unsere Sachen holen sollten, zu beantworten. Seine Haare umspielten sein schmales Gesicht erneut, wie jedes Mal, wenn er seinen Kopf bewegte. Selbst das brachte mich zum lächeln. Auf mich wirkte er, als wäre er vollkommen. Ein Engel oder sowas...
Also gingen wir zurück Richtung Tür und verließe durch diese das Zimmer. „Hast du deinen Schlüssel?", fragte ich Christian sofort, als wir vor der Tür standen, da ich meinen Schlüssel sofort auf eins der Betten gelegt hatte, als wir aus dem Zimmer gegangen waren. Christian nickte sofort und wir gingen zurück zum Aufzug, um schnell wieder nach unten zu kommen. Heut würden wir den Park eh nicht nochmal besichtigen, sondern würden wahrscheinlich schnell schlafen gehen, um morgen möglichst viel erleben zu können.
Mein Körper schien vor Aufregung zu kribbeln, als wir mit unseren Koffern wieder im Aufzug standen. Eine fünfköpfige Familie stand mit uns im Aufzug. Dadurch waren wir dicht aneinandergedrängt und knuddelten nebenbei gefühlt unsere Koffer. Natürlich hätte ich lieber Christian umarmt als meinen Koffer, aber ich hatte keine Chance dazu, da unsere Koffer uns voneinander fernhielten. Die Aufregung auf die folgenden drei Tage konnte wirklich nicht größer sein.Im 4. Stock verließ die Familie uns und wir zwei hatten den Aufzug nun für uns allein.
„Alles gut, Jimmy?", fragte mich Christian sofort, als wir allein waren.
Ich konnte nicht anders, als mit den Schultern zu zucken, weil ich mir nicht wirklich sicher war.
„'S wird alles gut, okay? Wenn dich irgendwas stört oder so dann sag es bitte einfach", versuchte mir Christian gewissermaßen Mut zu machen.
„Kann ich dich umarmen?", murmelte ich und hoffte innerlich, dass Christian mich einfach ohne zu fragen in den Arm nehmen würde.
Er nickte und nahm mich in den Arm, als wenig später die Tür geöffnet wurden. Ein Pärchen unseres Alters stand davor. Hetero.... Natürlich... das Mädchen begann laut zu schreien. „Charles! Nein! Hier fahr ich ganz sicher nicht mit... Das ist ja widerwertig...", brachte sie schockiert hervor.
Ich musste grinsen und ließ Christian mit einer Hand los und zeigte ihr grinsend den Mittelfinger.
Kurz später schloss sich die Tür und ich knuddelte Teddy wieder. Dieser begann zu lachen. „Was waren das denn für kleine Arschlöcher?", lachte er weiter.
Ich zuckte mit den Schultern und legte meinen Kopf nun doch an seine Schulter.
Wenig später kamen wir an und ließen uns gegenseitig los.
Ich schnappte mir meinen vollgestickerten Koffer. Dann gingen wir zurück zu unserem Zimmer und wieder nach drinnen.
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The St.Jimmy Story (#Wattys2016)
Novela JuvenilWegrennen. Das ist der Gedanke, der Jimmy nachhängt seit er denken kann. Nichts hält ihn. Keiner versteht ihn. Niemand braucht ihn. So beschließt er einestages sich auf große Reise zu begeben. Es gibt kein Zurück. Es wird nur noch vorwärts gehen. O...