Nach etwa zehn weiteren Minuten hatten wir es endlich geschafft aus der Tür hinaus zu kommen.
Diese ewig lange Abschiedsszenen, wenn ich Alec abholte nervten mich langsam immer mehr.
Ich meine die taten immer so als würden sie sich jetzt ein Jahr lang nicht sehen oder so...so schlimm war ich sicher nie gewesen...Während des Nachhauseweges plapperte Alec durchgehend vor sich hin und schien nicht mal ansatzweise zu bemerken, dass ihm, wenn überhaupt, nur mit halbem Ohr zuhörte und mit den Gedanken eigentlich ganz wo anders war.
Das mit dem 'seine Umwelt richtig analysieren' musste er wirklich noch lernen.Überhaupt redete er in letzter Zeit sowieso nur von einem...oder besser gesagt einer. Nämlich dieser mysteriösen Melanie, die neu in seine Gruppe gekommen war und in die er sich sofort unsterblich 'verliebt' hatte.
Nur hatte ich sie bis jetzt noch kein einziges Mal gesehen und war mir nicht ganz sicher ob sie wirklich exisitierte oder ob Alec einfach mal wieder nur auf cool tun wollte indem er von irgendwelchen Mädchen redete um Seth, Dean und Mike zu beeindrucken.
Solche Sachen machte er öfter, damit sie ihn mehr beachteten. Manchmal tat er mir deswegen sogar ein bisschen leid. Es musste echt schwer sein zwar vier Geschwister zu haben, aber keines, das einen wirklich ernst nahm.
Mittlerweile hatten wir unser süßes, altes Einfamilienhaus erreicht, in dem schon meine Urgroßeltern seinerzeit gelebt hatten und schlossen die Tür auf.
Sofort stömte mir der herrliche Duft von Mamas selbstgemachten Spezial-Brathendl entegegen und ich schloss für einen Moment genießerisch die Augen."Hey, die kleine Sabbelkrabbe und ich sind wieder zuhause!", rief ich dann und half Alec dabei seine neuen Spiderman-Klettverschlussschuhe auszuziehen.
Gleich darauf erschien meine Mutter mit Kochschürtze und mahnendem Blick im
Türrahmen."Julietta, ich hab dir doch gesagt du sollst aufhören ihn so zu nennen! Wegen dir bekommt er noch ein gestörtes Selbstbewusstsein oder fängt selber an Leute so zu nennen!", schimpfte sie und ich verdrehte genervt die Augen.
"Ihn störts doch eh nicht...schau, er hats noch nicht mal mitgekriegt", maulte ich zurück und deutete auf Alec, der munter ins Wohnzimmer rannte und sich geräuschvoll aufs Sofa schmiss.
Warum musste in dieser Familie eigentlich immer nur auf mir rumgehackt werden?
Wenn Alec mal wieder absichtlich nebens Klo pinkelte hieß es immer 'oh, er ist ja noch so klein, er wirds schon noch lernen', aber wenn ich ihn einmal Sabbelkrabbe nannte war es gleich ein Weltuntergang?
So viel zu 'Ich hab alle meine Kinder gleich lieb'...Meine Mutter bemerkte meinen Gesichtsausdruck und seufzte. "Tut mir leid, Schatz. Ich bin nur ziemlich gestresst von der Arbeit und meine Nerven sind im Moment schon ziemlich auf Zerreißprobe"
Ich winkte ab und lächelte matt.
"Schon ok", sagte ich dann, doch in Wahrheit stimmte das nicht.
Es war alles andere als ok.
Ich war das schwarze Schaf der Familie.
Das war ich immer schon gewesen und würde es auch immer bleiben.Keine Ahnung woran das lag...ich war einfach anders.
War nicht so kontaktfreudig und beliebt wie zum Beispiel Seth oder Mike, brachte nicht so gute Noten nachhause wie Dean und war auch nicht mehr so klein und süß wie Alec.Ich war einfach ich und irgendwie hatte meine Mutter damit immer schon so ihre Probleme gehabt.
Vielleicht unter Anderem auch, weil ich so anders war als sie selbst.
Naja, was auch immer es war, ich liebte sie trotzdem und ich wusste auch, dass sie mich liebte...aber es war eben irgendwie anders.
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What can be made of an agreement
Romance"Es gibt Menschen, die mag man einfach. Keine Ahnung wie sie das anstellen, aber es ist wirklich so. Du siehst sie, findest sie sympatisch und kommst gar nicht mehr raus aus ihrem Bann. Naja. Finnley Sewell gehörte definitiv nicht zu diesen Mensch...