In meinem Zimmer tat ich das einzige, was mir in diesem Moment hätte helfen können.
Ich rief Roxy an.Sie meldete sich gleich nach dem zweiten Klingeln.
"Hey, Jules. Was gibts?" Sie klang fröhlich und gut gelaunt. Wie immer. "Finn hat mich gefragt ob er mich küssen soll", erzählte ich ohne Umschweife und am anderen Ende der Leitung herrschte kurz Stille.
"Finn? Finn Sewell?!", kam es dann aufgeregt von ihr und ich konnte förmlich spüren, wie sie gerade die Augen weit aufriss.
"Ja"
Wieder einen Moment Stille und ein kurzes Türenschlagen im Hintergrund.
"Rühr dich nicht vom Fleck, ich bin in fünf Minuten da", keuchte Roxy in den Hörer und ich konnte hören, wie ihre Füße über den Kiesweg liefen.
Wirklich, fünf Minuten später sprang meine Zimmertür auf und eine knallrote, nach Atem ringende Roxy kam hereingestürmt, sah mich an und und erstarrte.
"Das ist sein Tshirt, Julie! Oh mein Gott, du trägst SEIN Tshirt!", quiekte sie und hüpfte, ziemlich abgedreht durch mein unordentliches Zimmer. Ich seufzte und vergrub das Gesicht in den Händen. Warum hatte ich den Dreck nicht einfach schon vor der Haustür ausgezogen?"Roxy bitte...es ist nicht das was du glaubst...er ist immer noch ein Arsch"
"Aber er hat dich gefragt ob er dich küssen darf!", rief Roxy, so laut, dass man es hundertprozentig bis ins Wohnzimmer gehört hatte...also bis zu meinen Brüdern.
"Nein, er hat gefragt, ob er mich küssen SOLL...ich erklärst dir gleich, aber jetzt sei BITTE leise...meine Brüder sitzen im Wohnzimmer", zischte ich mit einem hektischen Blick zur Tür. Sie nickte und ließ sich daraufhin neben mich auf mein Bett fallen.
"Also?", bohrte sie dann nach und sah mich erwartungsvoll an.Und ich erzählte ihr alles. Vom Musical über die bescheuerte Bedingung, die Stumpfhosen, das nasse Tshirt, von meinem Ausbruch bei dem ich ihm alles über mein Schlampendasein erzählt hatte bishin zu seinem Kussangebot im Auto.
Als ich geendet hatte starrte Roxy mich mit weit aufgerissenen Augen ein paar, unerträglich stille, Sekunden einfach nur an."Du hast vor mit FINN SEWELL zu schlafen?! Nur für ein verdammtes Musical?! Das ist krank, Julie! Eifach nur krank! Wie kann dir eine scheiß Aufführung nur so wichtig sein? Ich meine du verschenkst dafür deine Jungfräulichkeit an den notgeilsten Hurenbock der Schule! Wie...wie kannst du das machen?!", zeterte Roxy, die vom Bett aufgesprungen und angefangen hatte in meinem Zimmer auf und ab zu schreiten.
Ich seufzte. "Siehst du? Genau desswegen wollte ich es dir eigentlich nicht erzählen" Sie blickte mich verletzt und erschrocken an und sofort tat es mir wieder leid, dass ich das gesagt hatte.
"Du wolltest es mir nicht erzählen? Aber...ich bin deine beste Freundin...", jammerte sie und ich schloss, zum Himmel nach Gnade betend, für einen Moment die Augen.
"Bist du ja auch! Aber in dem Sinne verstehst du mich eben nicht!", versuchte ich zu erklären und Roxy schniefte.
"Dann erklärs mir!"
Ich atmete einmal tief durch. "Ok, also schau mal...dieses Musical...es ist wirklich verdammt wichtig für mich...wenn es diesem Direktor von der Schauspiel-Musikschule gefällt, dann ist das DIE Chance für mich! So eine bekomm ich nur einmal im Leben, Roxy...und wenn ich dafür mit Finn Sewell schlafen muss, dann ist es eben so..." Bei jedem Wort wurde meine Stimme leiser und letztendlich verstummte ich, mit dem Blick auf einen Kleiderhaufen am Boden geheftet.Roxy ließ sich schweigend wieder neben mir nieder und legte den Arm um meine Schulter.
"Ok...von mir aus...aber wenn er dir noch weiter auf die Pelle rückt oder dich danach hängen lässt oder dir auf irgendeine Weiße wehtut, dann hack ich ihm den Schwanz ab!"Ich lächelte und umarmte sie stürmisch.
„Bist die Beste", verkündete ich währenddessen liebevoll und Roxy lachte.
"Ich weiß. Sooo...und jetzt erzähl mal wer das dunkelhaarige Schnittchen da in eurem Wohnzimmer ist", kicherte sie und wackelte mit den Augenbrauen."Ich denk mal, das wird Charly sein", antwortete ich grinsend und Roxy pfiff leise und anerkennend durch die Zähne. "Charly also...ich muss schon sagen...der Junge hat was", meinte sie dann und sah mit schwärmerischen Blick auf die Decke.
Ich lachte. "Dann geh doch raus und setz dich zu ihm...ich glaub er ist single"
Wie erwartet schüttelte Roxy entschieden den Kopf. "Vergiss es. Ich will keinen Freund, das weißt du doch"
"Ja ich weiß...auch wenn ichs immer noch nicht ganz verstehen kann", seufzte ich kopfschüttelnd und stand auf, lief unruhig in meinem Zimmer auf und ab und versuchte nicht an diese Sache mit dem Freund zu denken.
Irgendwie überkam mich dann immer so eine Art Panik. Ich meine, ich war 16 und hatte noch nie was mit einem Jungen gehabt...war das normal? Was stimmte mit mir nicht, dass mich keiner wollte? Außer...Finns Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf. Doch ich vertrieb den Gedanken an ihn schnell wieder.Finn wollte nur mit mir schlafen...er wollte nicht MICH...niemand wollte mich...
Wütend und frustiert trat ich heftig gegen einen Kleiderhaufen auf meinem Boden und schleuderte Roxy somit aus Versehen einen Socken mitten ins Gesicht.
Okay, vielleicht war ja genau das der Grund...ich war einfach zu unfähig für die Männerwelt.Roxy runzelte die Stirn über mein betrübtes Gesicht und fischte sich, etwas angewidert, die Socke aus dem Gesicht.
"Was ist los, Jules?"
Ich zuckte mit den Schultern. Ja...was war wirklich los? Warum war ich so frustriert darüber, dass Finn Sewell nicht mich, sondern nur eine heiße Nacht mit mir wollte?
Ich mochte ihn doch nicht mal...
"Julie? Geht's dir nicht gut?", fragte Roxy erneut, doch ich schüttelte nur den Kopf und lächelte matt."Nein, alles in Ordnung...hab nur grad nachgedacht"
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What can be made of an agreement
Romansa"Es gibt Menschen, die mag man einfach. Keine Ahnung wie sie das anstellen, aber es ist wirklich so. Du siehst sie, findest sie sympatisch und kommst gar nicht mehr raus aus ihrem Bann. Naja. Finnley Sewell gehörte definitiv nicht zu diesen Mensch...