Kapitel 4

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Der nächste Morgen war wie immer hektisch. Natürlich hatte Langschläfer Harry dreimal die Snooze-Taste gedrückt und sich noch einmal herumgedreht. Solange, bis ihm der schwarze Kater, der ihn erstaunlich wach anblinzelte, kräftig auf die Nase geschlagen hatte. Es war also ihm zu verdanken, dass Harry schließlich aufstand und sich im Bad duschte.

Kaffee war schnell gekocht und als er sich etwas zu essen machte, merkte Harry, dass ein Apfel und eine Scheibe Brot fehlten. Nanu? Wo waren die hin?

„Du weißt nicht zufällig, warum hier Essen fehlt, oder?", fragte er den kleinen Kater, dem er wieder ein Schälchen Milch und etwas Schinken zugeschoben hatte. Dieses Mal hatte er es nicht einmal versucht, ihm Katzenfutter zu geben.

Irritiert über den fehlenden Apfel - er war sich ziemlich sicher, dass es fünf und nicht vier gewesen waren am gestrigen Tag - suchte er seine kleine Küche ab. Dass es dabei immer später und später wurde, merkte er nicht. Den fehlenden Apfel fand er nicht. Dafür aber seine alte Armbanduhr, die irgendwie unter die Küchenanrichte gerutscht war.

„Verdammt!", fluchte er, stieg schnell in seine Schuhe und schnappte sich seine Jacke. Kurz tätschelte er dem Kater das Köpfchen, kippte seinen Kaffee herunter und war aus dem Haus. Einmal noch musste er wieder rein, weil er Portemonnaie und Fahrradschlüssel vergessen hatte. Und dann fuhr er los. Das weit offene Badfenster hatte er in seiner Eile vergessen.

Josh sah dem davon rennenden Lockenkopf nach und schüttelte belustigt seinen Kopf. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, wandelte er sich und suchte erst einmal das Badezimmer auf. Ganz sicher würde er nicht das Katzenklo benutzen. Jedenfalls nicht, solange es sich vermeiden ließ. Er wusch sich Hände und Gesicht und strich sich die längeren dunkelbraunen Strähnen aus der Stirn. Eigentlich sollte er mal wieder duschen, doch das ging nicht.

Nackt wie er war huschte er in die Küche und besah sich das Chaos, welches der andere hinterlassen hatte. Sogar die Kaffeemaschine war noch eingeschaltet. Bevor etwas passieren konnte, stellte Josh die Maschine ab, trank den Rest Kaffee in einer Tasse mit einem Schuss Milch aus und räumte anschließend das Geschirr und die wenigen Gebrauchsgegenstände weg.

Danach setzte er sich hin und grübelte darüber nach, wie er am besten verschwinden konnte, ohne dass der Besitzer der Wohnung misstrauisch werden konnte. War da im Badezimmer nicht das schmale Seitenfenster offen gewesen? Für einen Menschen zu klein und schmal, aber für ihn als Kater kein Hindernis.

Josh lief zurück ins Bad und wandelte sich.

Schnell sprang er auf das schmale Fensterbrett und zwängte sich durch den schmalen Spalt. Vor dem Fenster stand eine junge Eiche. Na das passte doch prima. Er sprang in die Äste und machte sich an den Abstieg.

Endlich am Boden angekommen schaute er sich zur Orientierung um und stellte fest, dass er gar nicht so weit von seinem alten Versteck entfernt war. Na, das nannte man doch mal Glück.

Er huschte unter dem Zaun durch und rannte durch die verschiedensten Gärten, an Häusern vorbei, bis er schließlich am stillgelegten Bahnhof ankam. Ungesehen von allen, die sich schon mal hierher verirrten, drückte der Kater ein loses Holzbrett zur Seite und schlüpfte in den kleinen Raum dahinter. Alle seine Klamotten lagen noch an ihrem Platz.

Zufrieden wandelte Josh sich zurück und suchte sich eine Jeans und ein Shirt aus dem kleinen Stapel. Schnell war er angezogen, schnürte die schweren Stiefel und zog seine Lederjacke über. Endlich konnte er sich auf den Weg zu dem Bistro machen. Er zog eine kleine, unauffällige Schachtel aus einer staubigen Ecke und entnahm ihr etwas Geld. Schließlich wollte er ja in dem Bistro als Gast auftreten, da musste er halt auch bestellen.

Kater(chen) sucht ein ZuhauseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt