Kapitel 6

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"He Kleiner!", er krabbelte ebenfalls unter die Decke und wuschelte ihm durch das Fell. "Geht es dir nicht gut?" Er zog ihn einfach unter der Decke hervor und hob ihn hoch. "Hast du schon dein Klo besucht?"

Und schon trug er ihn ins Badezimmer, sah nach, aber die Katzenstreu war immer noch komplett unbenutzt. "Versuch mal, hm?", er setzte sich daneben und sah seinen Kater aufmerksam an. Was, wenn der irgendwelche Verstopfungen hatte? Vielleicht sollte er noch einmal mit ihm zum Arzt gehen. Der konnte ihm auch garantiert bessere Ernährungstipps geben als Josh.

Verdattert hockte Josh in der Box voller Katzenstreu. War das jetzt wirklich Harrys Ernst? Er sollte hier....? In seinem Beisein?

Aber ganz sicher nicht! Schnell war er aus der Box gesprungen und zwischen Harrys Beinen durch in Richtung Flur unterwegs.

Auf gar keinen Fall würde er da ... und schon mal gar nicht, wenn jemand dabei war.

Harry sah seinem Kater nach und schüttelte den Kopf.

Langsam folgte er ihm, schnappte ihn sich erneut und setzte ihn vor sich auf den Küchentisch, um ihn zumindest zum Fressen zu animieren.

"Wenn du bis morgen früh deine Toilette nicht benutzt hast, müssen wir wohl noch einmal zum Arzt. Vielleicht gibt es ja auch Abführmittel für Katzen oder so. Mit Verstopfungen ist wirklich nicht zu spaßen", ernst sah er den Kater an, der gerade ein weiteres Stück Fleisch vertilgte.

Er selber stocherte besorgt in seinem Reis herum. Er mochte es nicht, nicht zu wissen, was sein Kater hatte.

Und dann kam ihm ein Einfall. Er griff den Kater einfach und trug ihn zurück ins Bad. Die Tür hatte er schnell geschlossen und dann setzte er ihn zurück in die Box. "Wir bleiben jetzt solange hier, bis du endlich was gemacht hast", beschloss er und setzte sich im Schneidersitz vor den Kater, der ihn mit erschrockenen Augen musterte.

Josh war noch nie, nie, niemals so froh gewesen, das er als Kater nicht rot werden konnte. Das war so peinlich. Was sollte er tun?

Er setzte sich auf seine Hinterpfoten und maunzte Harry an. Doch der blieb einfach wo er war. Gemein!

Josh eierte durch die blöden Flocken vom Streu und stellte seine Vorderpfoten auf den Rand der Box. Wieder maunzte er und schaute den Lockenkopf an. Köpfchen schief gelegt, herzerweichend maunzend, darauf hoffend, das Harry nicht wirklich da sitzen blieb.

"Oh nein, Katerchen", Harry schüttelte den Kopf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Er hatte verstanden, dass sein kleiner Freund am liebsten wieder abhauen wollte. Aber da hatte er auch noch ein Wörtchen mitzureden.

"Mir ist egal, wie groß du mich anguckst mit deinen unglaublichen Augen. Aber du wirst lernen müssen, deine Probleme hier zu verrichten. Und zwar genau hier und jetzt", er verschränkte die Arme und sah den maunzenden Kater an, "dann gibts gleich vielleicht auch wieder ein bisschen Kakao."

Josh ließ den Kopf hängen und drehte sich weg von Harry. Er wollte keinen Kakao, er wollte das der andere wegging.

Mürrisch maunzend kletterte er aus der Box und sprang auf den Sims des Badezimmerfensters. Wenn die schmale Seite noch auf war, könnte er sich da durch zwängen.

Ein (Un)Glück, dass das Badezimmerfenster zu war. Dennoch stand der Lockenkopf auf und setzte sich mit seinem Kater im Arm zurück auf seine Position.

Harry sah seinen Kater traurig an. "Ich will doch bloß, dass es dir gut geht", sagte er leise und seufzte, "du bist mir doch jetzt schon wichtig. Stell dir mal vor, du wärst da in der Regentonne ertrunken. Dann hätte ich dich jetzt nicht hier. Keinen, der mir nachts das Bett wärmt und den Tag über auf mich wartet und der pausenlos mit mir kuschelt."

Kater(chen) sucht ein ZuhauseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt