№ 005: Einbildung?

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Deep Blue Something - Breakfast At Tiffany's 

 


Man sagte mir immer, ich sollte Personen nichts sagen, was ich nicht gerne hören würde; nichts tun, was mir nicht gerne passieren würde. Doch wenn ich wirklich, wirklich ehrlich war, dann fände ich es sehr lustig eine Ladung Pommes auf mein Shirt zu bekommen. Ich würde wahrscheinlich vor lauter Lachen auf den Boden fallen.

Luke starrte mich nur an.

Langsam wurde ich unsicher. Konnte er mich nicht anschreien oder so? Wenigstens irgendeine Reaktion wäre doch angebracht! Wieso sagte er denn nichts? Jede normale Person würde etwas sagen! Niemand würde mich mit undefinierbaren Blick anstarren!

Doch plötzlich zählte das alles nicht mehr.

Luke's Augen waren das allerschönste, was ich je zu Gesicht bekam. Natürlich, Musik war schöner, aber die nahm ich durch die Ohren wahr, und nicht durch meine Augen. Kein Landschaftsbild hatte mich je so sehr fasziniert, wie diese blauen Augen. Ich hatte schon oft viele Gewässer gesehen – Seen, Meere und Flüsse – aber kein Bach, kein Himmel den ich je gesehen habe hatte solch einen schönen Blauton. Man konnte diese Farbe eigentlich gar nicht beschreiben. Es war eine Mischung aus Türkis und einem mittelblau. Ich hatte auch noch nie in so etwas Klares und forschendes hinein gesehen. Man könnte meinen, ich wäre fähig dazu, all seine Gefühle zu lesen. Doch leider war das schwerer als gedacht. Ich seufzte innerlich und riss mich von dem Blick los.

Ach, wenn doch nur Jonas, Nathan oder irgendwer da wäre, mit dem ich mich normal unterhalten könnte... Was wohl die Mädels machten? Es wäre durchaus schöner hier mit ihnen. Ich hätte sie doch in meinen Koffer hineinstecken sollen.

„Jooooo! C!", schrie eine bekannte Stimme, „Hast' ja gar nicht gesagt, dass du auch da bist. Wieso hast du nicht angerufen?"

Ich bekam sofort bessere Laune bei der Stimme. Vielleicht würde der Urlaub gar nicht so schlecht werden? Luke redete ja sowieso nicht mit mir...

Jonas' Blick fiel auf das rote Shirt und er begann zu lachen, obwohl er davor schon gegrinst hatte. Luke's Blick glitt zu dem Giftzwerg, der rund einen Kopf kleiner war als er (vielleicht sogar zwei?) und er hob verwirrt eine Augenbraue. Die beiden hassten sich nicht, aber mögen konnte man es auch nicht nennen. Luke akzeptierte, dass Jonas mein bester Freund war und Jonas akzeptierte, dass Luke ... der war der er halt war. Ich wusste selber nicht, was wir waren. Geküsst hatten wir uns noch nicht, aber das störte mich nicht so sehr.

Was ich gefühlt hatte, war eine Bindung. Allein die Anwesenheit von ihm reichte mir aus. So, als ob er der Richtige wäre. Ich spürte es, wenn er den Raum betrat und auch, wenn er diesen wieder verließ. Früher waren wir wie zwei Magnete, die sich immer wieder fanden.

Früher...dass ich nicht lachte. Wie das klang.

Doch anscheinend hatte ich mich geirrt – es war wohl doch nur eine Schwärmerei gewesen, weswegen ich durchaus froh war, dass wir keine Beziehung angefangen hatten. Irgendwie. Aber ob die Gefühle wirklich echt waren, wusste ich nicht. Ich konnte es mir noch immer nicht erklären. Vielleicht war es doch nur Einbildung? Auch wenn ich im Hier und Jetzt nichts mehr für Luke empfand, stellte ich mir diese Frage öfter. Vielleicht war es gut so, dass nichts aus uns wurde. Vielleicht...

„Hey Jonas", sagte Luke nur und schaute kurz zu mir. Doch ehe ich in seinen Augen wieder versinken konnte, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Ich konnte ja nichts dafür, dass er so schöne Augen hatte!

„Chloé, Chloé, Chloé...", meinte Jonas, als er grinsend seinen Kopf schüttelte. Seine braunen Haare passten sich der Bewegung an, indem sie mitschwangen. „Schon wieder so eine Aktion... du Tollpatsch!"

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