№ 008: „Lustiger" Abend

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Chumbawamba - Tubthumping



Streicht das. Es würde sicher nicht so lustig sein, wie ich dachte.

„Luke!"

„Maaan!"

„Luke, verdammt!"

Ich klopfte gegen die Schranktüre und versuchte sie aufzumachen – vergeblich.

„MAAAN, LUKE!"

Ich hörte ihn kichern und er antwortete singend: „Neheein!"

Er hatte mich wirklich im Schrank eingesperrt.

„Ist das dein verdammter ernst?"

„Ja-ha!", kicherte er.

Ich verdrehte meine Augen und ließ mich an der Wand des Schrankes hinuntergleiten. Meinen Ellbogen stütze ich auf dem Knie ab und mein Gesicht fand in meiner Handfläche Platz. Ich seufzte. Das würde noch eine lange Nacht werden... ich hatte ja keine Ahnung wie weit Luke noch gehen würde. Meine Augen verdrehten sich abermals von selber und ich versuchte es mir in dem Schrank gemütlich zu machen, was, ehrlich gesagt, schwerer war als gedacht. Das Holz war hart und mein Hintern tat schon nach ein paar Sekunden weh. Vielleicht hatte er doch zu viel getrunken. Na toll.

Zähne zusammenbeißen.

Hätte ich bloß nicht meine Socke, die Luke hineingeworfen hatte, im Schrank gesucht, wäre es gar nicht so weit gekommen! Für meine Dummheit konnte ich mich mal wieder selber Ohrfeigen.

Aus Langweile fuhr ich das kalte Holz mit meinen Fingerkuppen nach und fragte Luke nochmals, ob er mich denn nicht rauslassen könnte, worauf dieser nur lachte. So ein Idiot.

„Wo ist mein Lieblings Shirt nur...", hörte ich gedämpft aus dem Zimmer. Der Reisverschluss wurde aufgemacht und man hörte ein Poltern. Sofort wurde ich hellhörig und grinste. Endlich raus aus diesem Schrank. Voll Vorfreude rüttelte ich an der Schranktüre, aber sie ging nicht auf.

„Hah, das hättest du wohl gerne!", kommentierte Luke mein Verhalten. Ich könnte ihn gerade wirklich...

Plötzlich spürte ich einen Stoff an meinem Fuß, und nein, damit meinte ich nicht meine Socke. Ich nahm das Shirt zu mir und ein triumphierendes Grinsen stahl sich auf mein Gesicht, als ich sah, dass es schwarz-weiß gestreift war. Luke's Lieblingsshirt. Vorfreude begann in mir aufzusteigen und ich lachte kurz in meinen Gedanken.

„Oh, was haben wir denn da...", versuchte ich mysteriös und unwissend meinen Plan. Ich würde einfach sein Shirt irgendwie... verstecken und ihm nicht mehr geben. Wenn ich es kaputt machen würde, dann würde ich mir wahrscheinlich dreißig Jahre später noch den Kopf darüber zerbrechen und es bereuen.

„Was?", Lukes Stimme schien plötzlich näher als sie davor war, doch ich hörte Desinteresse mitschwingen. Das würde sich ja bald ändern. Hoffentlich.

„Wie kommt denn dieses T-Shirt hierher?", fragte ich.

„Welches?", war die Gegenfrage, die ich bekam. Luke schien schon interessierter als vorher.

Mein Rücken tat schon von dem harten Holz weh und es war wirklich sehr eng im Schrank. Plötzlich spürte ich ein Ziehen in meinem Kopf. Der Druck wurde immer größer und es fühlte sich so an, als würde mir jemand den Kopf zerdrücken. Kurz ließ es nach, und ich konnte erleichtert aufatmen, doch Sekunden später kamen die Schmerzen wieder und begannen in meinem Kopf herumzutanzen. Ich hatte das Bedürfnis, meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Wenn ich krank werden würde, dann wäre der Urlaub so gut wie gelaufen. Mein Kopf brummte noch immer und es fiel mir schwer mich zu konzentrieren. Ich starrte in die Dunkelheit und hatte Luke's Shirt in meinen Händen umklammert. Durch ein tiefes Durchatmen wurden meine Hände lockerer und das Shirt hüllte meine Knie sanft ein. Selbst durch den Stoff der Jogginghose konnte ich das Oberteil spüren. Mein Kopf begann wieder stärker zu pochen. Du bist nicht krank, du bist nicht krank, versuchte ich mir einzureden.

Plötzlich ging die Schranktüre auf und zwei blaue Augen schauten mich an. Er ließ den Blick wortlos über mich schweifen, und als er sein Lieblingskleidungsstück sah, grinste er kurz und schnappte es sich.

Die Schranktüre wurde offengelassen und ich kletterte aus dem Schrank. Meine Füße waren eingeschlafen, und als ich mit einem auftrat, kitzelte es so stark, dass ich mich auf die Knie sinken ließ. Ich bewegte meine Zehen ein paar Mal und nach wenigen Sekunden waren sie wieder fit.

Schweigend ging ich ins Bad und begann mir meine Zähne zu putzen. Die Kopfschmerzen hatten noch immer nicht nachgelassen – sie wurden teilweise sogar stärker. Meine Hände legten die Zahnbürste fast automatisch zurück in den Becher und ich schaute zur Tür, in welcher Luke stand. Unwillkürlich musste ich gähnen und ich spürte die Müdigkeit in meinem Körper. Luke antwortete nicht: Er stand im Türrahmen und lächelte.

„Da ist aber wer müde", sagte er nach einer Weile, in der wir uns nur angesehen hatten.

„Vielleicht...", murmelte ich nur und unterdrückte mit großer Mühe ein weiteres Gähnen. Erst jetzt merkte ich, dass mir meine Augen wirklich schnell zufielen, und nicht mehr lange offen sein würden. Mittlerweile waren die Kopfschmerzen erträglicher geworden.

„Ich gehe mich schnell noch duschen", meinte ich nur und ging aus dem Bad, vorbei an Luke, der mich grinsend musterte.

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist", verkündete er, als ich mir gerade frische Unterwäsche heraussuchte, die ich versuchte zusammenknüllen, damit Luke bloß nichts sah.

„Tja, ist ja nicht dein Problem", antwortete ich, obwohl ich nicht genau wusste, was Luke damit meinte und drückte mich an ihm vorbei da er noch immer im Türrahmen stand.

„Könntest du bitte aus dem Bad gehen?"

Luke sah mich kurz an und ging schließlich aus der Türe, sodass ich diese zumachen könnte. Als ich absperren wollte, bekam ich einen Schock und mein Herz setzte kurz aus.

Die Tür hatte kein Schloss.

Man konnte sie nicht verschließen.

Resigniert seufzte ich und beschloss so schnell wie möglich zu duschen. Sofort spürte ich die Müdigkeit wieder, sodass ich mich nur nach einer Dusche sehnte. Vielleicht war es Luke ja noch gar nicht aufgefallen.

Zurück im Zimmer war das erste, was ich sah, ein Luke der auf dem Bauch lag und auf sein Handy starrte. Sofort glitt mein Blick zu meinem Handy, das unberührt an meinem Nachttisch lag. Erfreut stellte ich fest, dass die Kopfschmerzen nun ganz weg waren. Die Dusche war wirklich hilfreich gewesen und Luke ist auch nicht ins Bad gegangen, als ich drinnen war.

„Schlafe ich beim Fenster?", fragte ich Luke, der mir mit einem ‚Mhm' antwortete. Ein bisschen irritiert ging ich zu meiner Seite und checkte kurz meine Nachrichten. Ich hatte eine SMS von Jonas und einige Nachrichten in der Gruppe mit den Mädels, auf die ich sofort klickte. Es ging um ein Kleid und passende Schuhe; für eine Party oder so.

Nach einer halben Stunde Diskussion auf WhatsApp hatten wir für Mirander den ultimativen Look erstellt und konnten alle beruhigt schlafen gehen.

Ich legte mein Handy müde auf den Nachttisch und steckte es an. Die Nachttischlampe schaltete ich auch aus. Meine Decke zog ich wie immer bis zum Hals und kuschelte mich hinein. Gut, dass Luke und ich keine gemeinsame Decke hatten. Ich legte mich auf die Seite und beobachtete Luke's Gesicht, das im Schein seines Handys wunderschön und anmutig schien, bis meine Augen fast automatisch zufielen.

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Oha, ein neues Kapitel. ;3 Ich habe es mir nicht so oft wie sonst durchgelesen, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Wie war euer Tag bis jetzt so? Meiner war ganz cool... Ich habe einen Ohrwurm von der Heroic Polonaise von Chopin, geht das überhaupt? xD Und morgen gehe ich endlichhhh auf Evita ich freue mich wirklich sehr :) Drew muss man einfach live sehen! 

Wünsche euch noch ein schönes Wochenende! Danke für's lesen!

Ah ja! Ich habe ein neues Buch, in welches ich meine Gedanken hineinschreibe. Es werden auch Reviews zu Büchern oder so kommen, und Gedichte von mir selber. Also alles Gedanken von mir, und Geschichten aus meinem Leben, die ich mit euch teile :D und mehr vielleicht auch? 

Tschüssi :)


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