Sterben gehört zum Leben

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(Carmen auf dem Bild)

Als Carmen mit Annie nach oben gekommen war und sich die Aufzugtüren wieder aufgeschoben hatten, konnten sie das Chaos schon spüren. Eine unangenehme Spannung lag in der Luft, als sie den langen Gang entlang zu den Prüfungsräumen, worin keine Patienten lagen, gingen.
Seltsame Stille umgab die beiden.
Doch auch die anderen, welche sich schon in Raum 3.24 befanden, waren für gelaunt. Sie standen in einer Gruppe am geöffneten Fenster und redeten durcheinander. Ein großer, blonder junge hatte ihnen zugewunken. Cammie lächelte ihr gerade zu, als eine laute Sirene erklang. Alle im Raum erschraken; noch nie war der Alarm während ihrer Ausbildungszeit losgegangen. Es bedeutete, dass einer der krankesten Patienten auf dem Stockwerk unter Ihnen einen Notfall hatte.

"Was sollen wir machen?!" Rief jemand.
"Vielleicht ist Dr. Smith ja schon unten; oder ein anderer Arzt." Murmelte Annie, doch Carmen fand: "Wir können hier doch nicht einfach so rumsitzen! Los, wir gehen nachschauen!" Die meisten waren ihr gefolgt. Als sie endlich das Zimmer des Patienten fand und die Tür öffnete, sagen sie bereits Dr. Smith und einen anderen Arzt, die dabei waren, den alten Mann wiederzubeleben. "Bleiben sie ruhig da und lernen sie etwas fürs Leben!"
Mehrmals hielten sie den Defibrillator an die Brust des Patienten, doch sein Herz hatte versagt. Mittlerweile war noch eine Schwester mit einem Klemmbrett gekommen.
"Todeszeit: 6:48h." Murmelte der andere Arzt und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett.

Tot lag der Mann im Bett und rührte sich nicht mehr. Die Gruppe der Lehrlinge, die Schwester und die beiden Ärzte standen Schweigend im Halbkreis um das Bett herum. "Und das kann ihnen ebenfalls öfter passieren, als sie denken. Dieser Patient, Mr. Huber war schon alt. Man konnte ihm nicht helfen... Sie gehen nun bitte wieder nach oben. Dr. Pfeinar hier, wird sie hinaufbegleiten und mich für einen Moment vertreten. Ich gehe und benachrichtige die Familienangehörigen von Mr. Huber. Bis gleich." Schnellen Schrittes verließ er das Zimmer und fuhr ins Erdgeschoss hinunter.

John hatte es sehr leid getan, dass der Mann gestorben war. Nach der Prüfung wär John nach unten gegangen, zum Zimmer des Mr. Huber. Eine junge Frau saß am Bett, hielt seine eiskalte Hand und weinte. Sie hatte braune, glatte Haare und kastanienbraune Augen. "Hallo, Madame." Murmelte John bedrückt. Die junge Frau sah hoch und lächelte traurig. Hallo, sind sie der Arzt?" Fragte sie mit einer leicht kratzigen Stimme. "Nein, ich bin nur ein Lehrling. Ich heiße übrigens John. John Greym."
"Tijana Huber. Ich bin seine Tochter. Seine einzigste, noch lebende Verwandte... Er war schon ein paar Jahre lang krank. Vor einem Monat hatte er einen Zusammenbruch und kam hierher. Aber sein Zustand verschlechterte sich nur noch und jetzt ist er tot! Ich war nicht für ihn da! Er hat so gelitten und ich war nicht da." Tijana brach weinend zusammen. John nahm sie in den Arm, redete ihr gut zu und tröstete sie.
Da bemerkte er ihren Fuß, der irgendwie seltsam verdreht aussah. "Was ist da passiert?" Fragte er sie, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte. "Ich bin umgeknickt, kurz bevor ich am Aufzug angekommen bin. Es tat ziemlich weh, aber es gab wichtigeres." Fügte sie hinzu, als Tijana seinen Blick bemerkte.

Der Kaffee war heiß, zu heiß um ihn zu trinken, fand Tijana. Vor rund einer Stunde hatte sie einen Verband um ihren verstauchten Fuß bekommen und es hatte sich herausgestellt, dass die krank war; ernsthaft krank. Durch eine genauere Untersuchung ihres Körpers, hatte sich ergeben, dass sich in ihrem Gehirn ein Blutgerinnsel gebildet hatte. Aneurysma (danke an Caya❤️), so nannte es der Chefarzt Dr. Smith, der die Untersuchung durchgeführt hatte. Er hatte ihr erklärt, dass das eine böse Krankheit war, jedoch leben viele Menschen auch damit normal ihr leben. Es gäbe solche Fälle von Aneurysma, meinte er, die nur schwach seien und man auch damit normal weiterleben konnte. Doch leider gäbe es auch Fälle, bei denen das Gerinnsel tödlich ausgegangen war. Man musste sie hierbehalten, um näheres bestimmen zu können.

So hatte sie sich ihren Besuch hier wirklich nicht vorgestellt.

A dangerous LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt