Sie öffnete den Brief und las ihn vor:
Geliebter Bruder,
Ich sehe, dass du sehr vermisst,
will, dass du mich nicht vergisst.
Verloren hast du, was du liebtest,
findest es wieder in den Bildern, du wirst sehen.
Und die Spiele, bei denen du siegtest,
Werden Wirklichkeit geschehen.
Darum macht euch auf die Suche,
Beginnt an meiner Zahl,
Sie steht schon immer in einem Buche.
Seht nach, ihr habt die Wahl.Stille lag wie ein dunkles Tuch in dem geräumigen Wohnzimmer. Alle fünf Mädchen saßen in im Schneidersitz in einem Kreis um die Bilder herum und starrten ins Leere. Nach so langer Zeit!
Plötzlich fing Carmen an zu lachen. Lauthals hielt sie sich mit nassen Augen den Bauch. "Nach so langer Zeit" sie musste immer wieder stoßweise Luft holen, da sie sonst zu ersticken drohte. "Nach so langer Zeit meldet sie sich wieder... Mit einem Rätsel, einem RÄTSEL!" Sie ließ sich auf den Rücken fallen und lachte weiter. "Sie hat recht. Kann Amy nicht einfach, wie normale Menschen es tun würden, sagen, wo sie ist?!" Murmelte Johanna mit krächzender Stimme. "Ja, aber vielleicht würde sie ja gezwungen, diese Worte zu schreiben. Amy war doch noch nie ein Fan von so einem Literatur-Zeugs." Fand nun auch Johanna. "Das kann nicht sie gewesen sein! Sie ist bestimmt entführt worden, und so lange festgehalten worden, bis sie vom Rest der Welt vergessen wird. Und zwar endgültig. Aber wir haben sie nicht vergessen, und das werden wir auch niemals! Wir müssen sie suchen!" Rief Taly voller Eifer durch den Raum. Zum Glück war Johannas Freund Marc nicht hier, sonst wäre er mittlerweile schon längst aufgewacht. Aber Marc saß jetzt wohl bei den anderen Jungs und spielte Poker und Schmiss auf eine andere Art und Weise das Geld aus dem Fenster.
Johanna musste umgehen grinsen, als sie an ihn dachte. Das blieb auch nicht den anderen vorenthalten, die sie fragten, warum sie denn grinse. Sie wurde rot und murmelte: "Ach nichts, ich habe nur an Marc gedacht... Also, wie wollen wir das alles hier angehen? Erst Dietriche mit den Fotos, jetzt dieser Brief. Was hat das miteinander zu tun? Und vor allem, warum macht Amy das?!"Das waren die Fragen, die sie den ganzen Abend beschäftigten. So gegen 22:00h begann Sally für ihre Freundinnen ein paar Brote zu belegen und sie aßen alles auf. Plötzlich meldete sich dann auch wieder Carmen ans Wort, die sich mittlerweile wieder beruhigt hatte: "Wir müssen das alles hier nacheinander angehen. Also, da wir nichts auffälliges bei diesen Fotos entdeckt haben, würde ich sagen, dass wir uns dem Gedicht zuwenden. Also, Zeile für Zeile, Wort für Wort durchgehen." Johanna nahm den Brief schnell und kopierte ihn fünf mal, damit jeder ihn haben konnte.
Dann Las Sally laut vor: "Also: ich sehe, dass du sehr vermisst, will, dass du mich nicht vergisst.
Anregungen? Ideen dazu?"
"Die Sache ist doch Klar! Also, sie sieht, dass Derec sie vermisst und will nicht, dass er sich nicht mehr an sie erinnert. Die nächste Strophe ist schwieriger: Verloren hast du, was du liebst, findest es wieder in den Bildern, du wirst sehen.
Nur, welche Bilder meint sie damit?" Las Taly weiter.
Die anderen überlegten. "Ja entweder die aus der Truhe, ooooder... Naja, die aus ihrem Zimmer, ihrem ganzen Haus, oder aus der Hütte von damals." Fand Carmen. "Es würde Sinn machen, wenn sie die aus der Truhe meint. Das würde zusammenpassen. Also, Amy ist es ja, was Derec verloren hat. Also müssen wir in den Bildern irgendetwas erkennen können, der uns vielleicht ihren Aufenthaltsort verrät. Wisst ihr was, ich ruf Derec an. Vielleicht kann er ja weiterhelfen." Mit diesen Worten verschwand Carmen im Gang und bestellte den kleinen Bruder von Amy her.
Nach kurzer zeit kam die wieder und sagte: "Derec kommt. Er ist in ungefähr in einer halben Stunde da. Er fährt mit dem Bus."
"Dann lass uns schon mal weiter machen... Also: Und die Spiele, bei denen du siegtest, werden Wirklichkeit geschehen.
Was soll das jetzt wieder heißen?" Sally schaute verwundert auf die Zeilen, die Amy mit ihrer so schönen. Handschrift geschrieben hatte. "Also für mich hört sich das nach so Kinderspielen an... Wie Fangen oder Verstecken und so weiter." Gab nun auch Johanna von sich. "Ja, das kann gut sein. Und er hat da immer gewonnen; macht Sinn! Ja, genau; die Spiele werden Wirklichkeit, das heißt nur, dass wir jetzt sozusagen diese Spiele spielen. Wir müssen Amy finden, wie Verstecken! Weiter!" Rief Taly glücklich. "Okay: nun macht euch auf die Suche, beginnt an meiner Zahl.
Okay, also wir sollen sie suchen, und..." Sally wurde von der lauten Wohnungsklingel unterbrochen. "Ich geh schon!" Sagte Carmen, die noch immer stand und öffnete die Tür.
"Hi."
"Hi." War die nur spärliche Begrüßung der beiden.Derec sah verweint aus. Er hatte rote Augen und ein blasses Gesicht. Seine Klamotten trug er unordentlich und bei genauerem hinsehen, hatte er zwei verschiedene Socken an.
Also eigentlich war er so, wie immer!Seine Hände hatte er in seinen dunkelblauen Hoodie gesteckt, während er seine Schuhe absteifte und Carmen anschließend in das große Zimmer schlurfte. Er staunte nicht schlecht, als er den großen Flachbildschirm von Johanna sah, der an der gegenüberliegenden Wand von der Designertreppe, die in den zweiten Stock führte, stand.
Und schon allein das Sofa, vor dem die Mädchen in einem komischen Kreis saßen, war fast doppelt so groß, wie sein Bett. Derec mochte es hier, das wusste er schon jetzt.
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A dangerous Life
Mystery / Thriller"Ich würde an eurer Stelle auf euch aufpassen. Vielleicht ist eine von euch schon morgen nicht mehr dort, wo die anderen sie vermuten. Vielleicht ist eine von euch morgen bereits schon tot. Man kann nie wissen..." (Zitat aus dem Buch)