Kapitel 11 - Die Halloweenparty

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London, 31.10.2015

Der Herbstregen prasselte unaufhörlich und laut gegen mein großes Fenster, als ich müde die Augen aufschlug. Mein Wecker würde sowieso in fünf Minuten klingeln, also würde es auch nichts mehr bringen, sich noch einmal schlafen zu legen.

Noch ganz verschlafen vor mich hin grummelnd warf ich meine viel zu flauschige Bettdecke beiseite und tappste barfuß zu meinem Fenster. Ich zog die Gardinen in einem Schwung auseinander und blickte auf die verregnete Rasenfläche, die sich vor meinem Fenster erstreckte, hinaus. Ich hasste Regen! Man konnte nichts draußen unternehmen und alles war permanent nass. Doch ein Gedanke, der mir gerade in den Kopf schoss, ließ meine Laune wieder steigen. Heute war Samstag, das hieß, heute war Halloween und somit auch die langersehnte Party, auf die ich mich einfach riesig freute.

Mit einem Lächeln wollte ich mich vom Fenster abwenden, als mir plötzlich ein Geistesblitz kam. Grinsend wandte ich mich wieder der Glasscheibe zu. Langsam hob ich meine rechte Hand und formte sie zu einer Faust. Sowie ich dies getan hatte, liefen die klaren Wassertropfen am Fenster in der Mitte zusammen. Sie formten sich, wie meine Hand, zu einer Kugel, setzten sich von dem Glas ab und schwebten nun in der Luft. Lächelnd betrachtete ich mein Werk, bevor ich meine Hand sinken ließ und der Wasserball auf dem Fensterbrett seine letzten Sekunden erlebte.

Ich lief zu meinem Kleiderschrank und warf im Vorbeigehen einen Blick auf die Uhr an meiner Wand. Das Ziffernblatt zeigte 07:30 Uhr. "Also gibt's in einer halben Stunde Frühstück", murmelte ich, schnappte mir meine Sachen und begab mich zum Badezimmer.

Ich lief gerade gedankenverloren die große Treppe zum Speisesaal hinunter, als ich an etwas Hartem hängen blieb und mich daraufhin fast auf der Treppe hinlegte. "Was zum...", murmelte ich irritiert, als ich nach der Ursache meines Sturzes Ausschau hielt. Diese entpuppte sich als ein Plastiktotenkopf, der allerdings verdammt echt aussah. Ich hob meinen Blick und widmete mich meinem Umfeld. Jetzt erst fiel mir auf, dass die gesamte Treppe mit Totenköpfen dekoriert war und an den Treppenpfeilern Spinnweben hingen.

"Jup, die Vorbereitungen sind schon in vollem Gange", rief da eine freudestrahlende Liz hinter mir. "Hab ich gemerkt", sagte ich grinsend und folgte ihr in den Saal, in dem es verdächtig nach Pfannkuchen roch...

~*~~*~

"Liz, gibst du mir mal bitte die rote Girlande?", rief ich Liz quer durch den Eingangsbereich zu. Wir, das heißt die gesamte Akademie, waren seit drei Stunden dabei, das alte Gebäude feiertauglich zu dekorieren. Für die Party wurden alle Räumlichkeiten, bis auf die Schlaftrakte genutzt.

"Klar doch, für dich immer gerne", lachte Liz und zwinkerte mit ihrem linken Auge, so dass sich die Girlande vor ihr in die Luft erhob und auf mich zugeschwebt kam. Mit einem stolzen Grinsen ließ sie die Dekoration in meinen Händen nieder. Ich hatte mich zwar im Großen und Ganzen schon an die Fähigkeiten der anderen gewöhnt, allerdings fand ich es immer noch beeindruckend, dass Liz Sachen durch die Luft schweben lassen konnte.

Ich drehte mich auf meinem sehr wackeligen Stuhl, auf dem ich stand, um und machte mich daran, die Girlande an der Steinwand zu befestigen, was sich als nicht so einfach herausstellte, da Klebestreifen und Steinwand einfach keine Freunde werden wollten. Ich fluchte leise vor mich hin, als der Klebestreifen sich zum gefühlt tausendsten Mal von der Wand löste. Da erklang plötzlich Nicos Stimme hinter mir. "Hey, Reyna. Guck mal, was ich gefunden habe!"

Leicht genervt kam ich seiner Aufforderung nach und stieß im selben Moment einen spitzen Schrei aus, da ich vor Schreck vom Stuhl gefallen war...direkt in die Arme des Schwarzhaarigen.

Dieser lachte nur von oben auf mich herab, während ich immer noch in seinen Armen zappelte. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er mich dann endlich mit den Worten 'Gar nicht so schwer, wie du aussiehst' runter. "Man Nico!" Ich boxte ihm gegen die Schulter und wollte gerade wieder auf meinen Stuhl zurückklettern, als mich der Wasser-Element von hinten zu sich zog. Ich blickte ihm abwartend in die Augen, die nun nicht mehr von einer Zombiemaske verdeckt wurden. " 'tschuldigung", murmelte er schuldbewusst. "Ich wollte nicht, dass du vom Stuhl fällst", fuhr er fort und konnte sich dabei ein Lächeln nicht verkneifen. "Ist ja gut", lachte ich und wandte mich dem Stuhl zu. "Reyna, kommst du mal kurz mit?", ertönte da eine tiefe Stimme hinter mir. Genervt drehte ich mich um. Ich würde die Girlande wohl niemals aufhängen.

The Elements Academy - A New DawnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt