Kapitel 20 - Jakes Geheimnis

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London, 20.11.2015

Grelles Licht blendete mich, als ich verschlafen meine Augen öffnete. Blinzelnd schirmte ich mit der Hand die Helligkeit ab und richtete mich stöhnend auf. Wo zum Teufel war ich?!

Langsam ließ ich meinen Blick umher schweifen, als es mir wieder einfiel. Ich befand mich im Westflügel der Akademie, in der Krankenstation. Zusammen mit Nico, Anna und Jake wurde ich gestern nach den 'Element-Spielen' hierher gebracht, angeblich, weil unsere  Verletzungen doch schwerwiegender waren, als anfangs vermutet.

Vorsichtig schaute ich an mir herunter. Um meine Kniee waren weiße Verbände gewickelt worden und als ich meine Finger behutsam über meine Lippen fahren ließ, spürte ich ein Pflaster an meinem Kinn. 'Oh Gott', schoss es mir durch den Kopf. 'Hoffentlich sehe ich nicht allzu schlimm aus!'

"Tust du nicht", ertönte auf einmal eine bekannte Stimme von der anderen Seite des Saals, gefolgt von einem Lachen. Ich wandte mich nach rechts und blickte in Nicos grinsendes Gesicht. 'Mist...ich musste wohl laut gedacht haben.' "Ja, hast du." Nicos Grinsen wurde noch breiter. "Ach, halt' doch den Mund", grummelte ich und zog mir gespielt eingeschnappt die Bettdecke über den Kopf.

Das Lachen des Schwarzhaarigen hielt zu meinem Bedauern noch eine Weile an, bis es plötzlich verstummte. Ich zog die Decke ein Stück nach unten und bemerkte Nicos prüfenden Blick. "Wie geht es dir eigentlich?", fragte er und Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. "Eigentlich ganz gut", lächelte ich und setzte mich auf. "Scheint so, als wären meine Verletzungen ziemlich schnell geheilt. Wie geht's dir?" Abwartend sah ich den Wasser-Element an. Nico zog seinen Arm unter der Decke hervor, der von einem ebenfalls weißen Verband umwickelt war. "Das wird wohl noch ein bisschen dauern, aber die Schürfwunden sind so gut wie verheilt."

Ich wollte gerade etwas erwidern, als Mrs. Doolittle, eine der Krankenschwestern, den hellen Saal betrat. "Das liegt daran, dass Elements schneller als normale Menschen heilen", flötete sie, während sie zu Nico ging und sich an seinem Arm zu schaffen machte. "Durch die Magie, die ihr in euch tragt, seid ihr widerstandsfähiger und erholt euch schneller. Dies kann ein großer Vorteil im Kampf sein." "Aber wann werden wir denn schon ernsthaft kämpfen?", grübelte ich nachdenklich und beobachtete, wie Mrs. Doolittle Nicos Verband auswechselte.

Die Augen der grauhaarigen Frau verdunkelten sich kaum merklich. "Wir leben in Unwissenheit. Irgendwann wird eine Zeit kommen und dann müsst ihr bereit sein, um...-" Sie stoppte abrupt und schüttelte den Kopf. So, als wolle sie etwas verdrängend und beendete ihren Satz mit einem seufzenden 'ach, nicht so wichtig'. Verdutzt schaute ich zu Nico, der meinen fragenden Blick kopfschüttelnd erwiderte und mit den Lippen ein 'erzähl' ich dir später' formte.

~*~~*~

"So, ich denke, das war's erstmal." Zufrieden klatschte Mrs. Doolittle in die Hände. "Ihr müsst noch eine Nacht hier bleiben, dann dürft ihr wieder in eure Zimmer zurück so wie eure Freundin Anna heute." Sie wollte sich gerade zum Gehen wenden, als mir ein Gedanke kam. "Mrs. Doolittle?" "Ja Reyna?" "Wieso haben uns die Licht-Elements nicht einfach geheilt?" Die ältere Frau stoppte in ihrer Bewegung und drehte sich dann lächelnd zu Nico und mir um. Ihre braunen Augen musterten mich wissend. 'Das sind die Augen einer Frau, die schon viel in ihrem Leben durchgemacht hat, viel Leid und Schmerz erfahren musste', stellte ich traurig fest.

"Weißt du Reyna, es ist nicht immer alles so einfach, wie es aussehen mag. Genauso, wie es für dich kraftzehrend ist, Wasser zu kontrollieren, ist es für die Elements des Lichts anstrengend, Menschen zu heilen. Und bei den gestrigen Spielen gab es viele Verletzte. Sie hätten sie nicht alle heilen können. Außerdem ist es für deinen Körper fremd, durch Magie geheilt zu werden. Es ist also das Beste, wenn er auf natürlichem Weg Genesung findet." Ich nickte langsam. 'Das macht Sinn. Ich hätte auch keine Lust, mich den ganzen Tag irgendwo hinstellen zu müssen, um Leuten ihr Wasserglas mit Hilfe meiner Fähgkeiten aufzufüllen.' Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. 'Was war das denn bitte für ein Vergleich?', tadelte ich mich selber, als ich durch Nicos Worte unterbrochen wurde.

The Elements Academy - A New DawnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt