That escalated quickly

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Luukas P.o.V

In manchen Situationen würde ich gerne tauschen. Mit wem? Keine Ahnung. Was? Keine Ahnung. Tauschen faszinierte mich. Das Leben bestand daraus. Man tauschte Pokemonkarten, als man klein war. Dann Sammelbilder aus Supermärkten. Man tauschte Nummern, man tauschte Sex gegen Geld. Geld konnte man gegen alles tauschen, und alles gegen Geld. Zumindest fast. Und ich tauschte in diesem Moment auch. Fünfunddreißig Euro gegen Gras, und zwar gutes. Amnesia Weed. Die Menge reichte für vier Joints. Paul verkaufte es mir am Bahnhof. Ich steckte das grüne Gold in die Tasche meiner Lederjacke. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass Entspannung und Ruhe so nah waren. Ich setzte mich auf mein Mofa, startete es und fuhr Richtung Wald. Dort setzte ich mich ins Laub und baute mir einen Joint. Mit großer Hingabe klebte ich die zwei Papierstücke, mit denen man normalerweise Kippen drehte, sorgfältig zu einem fast-Dreieck zusammen. Dann legte ich sorgfältig das Gras in die Mitte der Konstruktion und drehte den Joint. Am Ende drehte ich das Papier zusammen, drehte den Joint gewissermaßen zu. Endlich zündete ich meine Rettung an. Ich nahm einen tiefen Zug. Der Rauch zog hinunter in meine Lunge. Die Droge vernebelte mein Gehirn. In meinen Ohren rappte Genetikk über seinen ersten Zug an der Kippe. Ich schloss die Augen und nahm einen weiteren Zug. Die Droge schoss durch meinen Körper und ich entspannte mich. Der beißende, leicht salzige, aber dennoch wundervolle Duft des Marihuanas schlich sich in meine Nase. Ich sog diesen Geruch ein und kiffte zuende. Komische Dinge sah ich natürlich, jedoch blendete ich sie aus. Das Einhorn im Baum störte mich nicht im Geringsten. Ich war stoned und es ging mir besser.
Als nach etwa dreißig Minuten die Wirkung nachließ, stieg ich zurück auf mein Mofa und fuhr nach Hause. Die Eskalation mit meinem Vater und besonders mit Riku war vorprogrammiert. Nicht zu vergessen Osmo. Und die Schule. Egal. Aus mir würde doch sowieso nie etwas werden. Wie auch? Ich hatte mich verloren und egal, wo ich suchte, ich konnte mich nicht finden, meine Gedanken nicht ergründen, mich nicht kontrollieren. Als sei ich lediglich Zuschauer meines Lebens. Ein schlechter Hollywoodfilm, den ich mir eigentlich nie ansehen würde, und doch musste.
Ich bog in die Straße ein, in dem mein Äußeres hauste. Es als meine Heimat zu bezeichnen wäre nicht richtig. Ich hatte den Halt verloren, jeglichen Bezug. Nichts machte mehr Sinn. Wo gehörte ich hin? Zu wem gehörte ich? Wer log? Wer nicht? Tat überhaupt irgendjemand etwas? Oder nicht?
Ich sah auf meine Uhr. Oh, die Schule würde gleich beginnen. Ich kehrte um. Dort könnte ich zumindest für ein paar Stunden meinem Vater entfliehen und war niemandem eine großartige Erklärung schuldig. Ich parkte mein Mofa und betrat das Schulgebäude. Die zweite Stunde hatte gerade begonnen. Ohne zu klopfen betrat ich die Klasse, schloss die Tür hinter mir und setzte mich wortlos auf meinen Platz. Durch mein T-Shirt lagen meine tattoowierten Oberarme frei. Die gesamten Sommerferien war ich verschwunden gewesen. Heute war der zweite Schultag. Ich war sitzen geblieben. Bereits das dritte Mal. "Luukas?! Du kannst dich in meiner Klasse so nicht benehmen!" polterte Herr Wenz sofort. Ich legte nur die Füße auf den Tisch. Dem kleinen Jungen neben mir fiel bald die hässliche Brille zu Boden. Er sah mich erschrocken an. Seine Mami verbat ihm sicher den Umgang mit Teenagern, wie mir. "Luukas!" mahnte der Lehrer erneut. "Haben sie ihre Pillen nicht genommen?" spottete ich. "Junger Mann, zum Direktor!" Ein kleiner Möchtegern-Macho gab ein: "Ouh gegeben." von sich. Ich sah ihn mit belustigtem Blick an: "Der einzigen, der ichs gebe ist deine Mutter du kleines Opfer." Bevor der Kleine etwas sagen konnte, schrie der Wenz mich an: "Entschuldige dich jetzt sofort!" Ich lachte nur spöttisch: "Bei wem? Bei ihrer Mutter für ihre Geburt? Aber das ist doch gar nicht meine Schuld. Oder doch?" Dann stand ich auf und verließ den Klassenraum. Ich begab mich aber nicht zum Direktor, sondern auf den Schulhof. In der Raucherecke zündete ich mir eine Zigarette an und begann sie zu rauchen. Es hatte sich gut angefühlt Macht auf den kleinen Pisser und Herrn Wenz auszuüben. Ich war doch nicht so schwach. Die Klasse voller Pimpfe, die nicht mal annähernd so groß waren, wie ich, schien mir mindestens Respekt entgegenzubringen, wenn nicht sogar Angst. Es war zwar falsch, fühlte sich aber so gut an. Im Flur hing ein Trauerfoto von Amanda. Darunter ein Bericht. Sie war überfahren geworden. Dieses Schwein würde ich auch noch finden. Hätte der nicht aufpassen können?! Tausende Gedankenschnipsel flogen durch meinen Kopf. Zusammensetzen konnte ich jene nicht. So oft ich es auch versuchte, es wollte mir nicht gelingen. Auch an diesem Tag war es unmöglich. Ich drückte die Kippe aus und ging nach Hause. Dort schloss ich mich in meinem Zimmer ein. Es war niemand zuhause.

Hurtsville || A Sunrise Avenue FanFicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt