Bei Jenny angekommen, sprangen wir alle nacheinander in Windeseile unter die Dusche, um den Chlorgeruch von uns zu bekommen. Dann waren Jenny und ich auch schon in ihrem Zimmer verschwunden, um uns fertig zu machen. Eine Stunde und ein schnelles Abendessen später, standen wir zu dritt an der Bushaltestelle, um zu dem Hotel zu fahren, in dem die Disco stattfinden sollte. Nach weiteren 15 Minuten Busfahrt fanden wir uns vor besagtem Hotel wieder. Es war inzwischen kurz vor neun Uhr und die Disco müsste schon seit fast einer Stunde im Gange sein. In der Hotellobby wurde uns der Weg zu dem großen Raum gezeigt, aus dem man schon beim Betreten des Hotels die Musik hämmern hörte. An dessen Eingang bezahlten wir die geringe Summe für den Eintritt, gaben an der kleinen Garderobe unsere Jacken ab und gingen hinein.
Anscheinend hatte sich die Sache mit der Jugenddisco wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet. Auf der Tanzfläche waren unzählige Jugendliche von 14 bis 18 Jahren. Die Musik war laut und die bunten Lichter der Scheinwerfer schwirrten über unsere Köpfe. Eine Art freudiges Vibrieren ging durch den gesamten Raum und steckte mich sofort an. Ich sah mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zu Jenny und Julius. Den Beiden schien es genauso wie mir zu ergehen. "Na, habe ich zu viel versprochen?", fragte Julius und legte seine Arme um Jennys und meine Schulter. Sprachlos und glücklich wie ich war, schüttelte ich den Kopf. Jenny schien ebenfalls kein Wort herauszubekommen. Also packte Julius die Gelegenheit beim Schopf und zog uns Mädchen mit sich auf die Tanzfläche. Die Musik war gut und wir drei hatten viel Spaß beim Tanzen. Um mich herum sah ich mit der Zeit immer mehr Leute mit Softdrinks in den Händen und so langsam machte sich auch bei mir der Durst bemerkbar. Schnell gab ich meinen Freunden Bescheid, dass ich zur Bar gehen würde. Dann machte ich mich auf den Weg durch die Massen an Jugendlichen. Vor mir erblickte ich für kurze Zeit einen Schopf brauner Haare, der mir irgendwie bekannt vorkam. Doch so schnell wie ich ihn gesehen hatte, war er auch schon wieder verschwunden. Ich dachte auch nicht weiter darüber nach.
An der Bar bestellte ich mir eine Limonade und ließ mich auf einen der Barstühle fallen. Während sich mein Puls normalisierte und ich das kalte Getränk genoss, tippte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um und sah die braunen Haare, die ich eben schon in der Menge gesehen hatte. Es war Nerv, der kleinere Junge aus dem Schwimmbad. "Hey," begrüßte er mich grinsend, "Was machst du denn hier in unserem Hotel? Wo hast du deinen Freund gelassen?" Freundlich antwortete ich: "Hey Nerv! Die sind noch auf der Tanzfläche. Warum fragst du?" "Na ja, ich dachte, dass es eigentlich üblich ist, dass die Jungen ihren Freundinnen die Getränke spendieren?", meinte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.
In dem Moment, wo ich realisierte, auf was Nerv hinaus wollte, musste ich schwer schlucken. "Du denkst etwa, dass Julius und ich ein Paar sind?", fragte ich ihn ziemlich unsicher. Nach kurzem Zögern erwiderte der Braunhaarige: "Joa. Also es klang halt so und ach," er machte eine kurze Pause, in der sein Gesicht einen wütenden Ausdruck annahm, "Kacke verdammte! Ich weiß doch auch nicht was bei euch allen so abgeht." Etwas erschrocken sah ich Nerv an, weil ich nicht wusste, was er meinte. Schnell bemerkte er aber seinen Fehler und warf mir einen entschuldigenden Blick zu. "Sorry," murmelte er. "Maxi und auch seine Freunde sind da zur Zeit irgendwie ziemlich komisch. Aber das interessiert dich wahrscheinlich auch nicht." Verwirrt sah ich ihn an und nickte nur. Damit hatte sich dieses Thema erledigt, ohne dass ich viel sagen musste. Komisch erschien es mir trotzdem.
Nerv bestellte sich ebenfalls ein Getränk und so saßen wir noch länger an der Bar und unterhielten uns über banalere Sachen. Julius und Jenny kamen irgendwann auch zu uns. Dann fiel mir ein, dass ich Maxi den ganzen Abend noch nicht gesehen hatte. Julius schien mal wieder Gedanken lesen zu können und fragte Nerv: "Wo hast du eigentlich deinen Bruder gelassen?" Der zuckte mit den Schultern und meinte nach kurzem Überlegen: "Der müsste eigentlich hier irgendwo sein. Ohne ihn darf ich nämlich gar nicht hier sein." Das Gesprächsthema wechselte kurz darauf wieder, doch es interessierte mich nicht mehr wirklich. Mein Getränk war inzwischen leer und so beschloss ich, Maxi suchen zu gehen. Im Freibad war er mir gleich sympathisch und schließlich sollte Nerv ja wissen, wo sich seine Aufsichtsperson befindet. Aber wem erklärte ich das eigentlich?
Ich musste nicht lange suchen, bis ich Maxi auf der Tanzfläche fand. Einige Mädchen in meinem Alter schienen ihn förmlich zu umzingeln. Ich beschloss also, mich nicht in deren Balzverhalten einzumischen. Stattdessen hielt ich mich einige Meter von der Gruppe entfernt und tanzte dort für mich. Schließlich war ich ja auch genau dafür heute Abend hier. Trotzdem behielt ich Maxi im Blick. Der Braunhaarige bemerkte mich jedoch nicht, sondern war sehr damit beschäftigt, mit allen Mädchen um ihn herum zu tanzen. Es versetzte mir einen kleinen Stich im Herzen, da ich ihn eigentlich nicht so eingeschätzt hatte. Ich erinnerte mich an Nervs Aussage vorhin an der Bar zurück und beschloss, mich nicht in die Angelegenheiten der beiden Brüder einzumischen. Und so schaltete ich meine Gedanken ab und überließ meinem Körper und der Musik die Kontrolle.
Nach einiger Zeit merkte ich, dass mir jemand auf die Schulter tippte und mich wieder in die Realität zog. Nachdem ich mich umgedreht hatte, sah ich Maxi vor mir. Er grinste mich an und seine Rehbraunen Augen schienen zu leuchten. Bis zu diesem Augenblick wusste ich nicht, dass Augen so schön sein können. "Na," meinte er immer noch lächelnd, "so schnell trifft man sich also wieder." Ich brachte nur ein Nicken und Lächeln zustande - mir fehlte mal wieder die Sprache. Doch ich fing mich erstaunlich schnell und fragte ihn dann: "Willst du vielleicht tanzen?" Dieses Mal war er derjenige, der nur nickte.
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Ein Sommer voller Überraschungen | DWK
FanficKate träumte schon immer vom Fußballspielen. Ihre Schüchternheit und kaum vorhandenes Selbstbewusstsein standen ihr aber immer im Weg, ihren Traum tatsächlich zu leben. In diesem Sommer jedoch schien ihr Leben eine Kehrtwende der feinsten Art zu vol...