Kapitel 5

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Nachdem Stefan mir mein Zimmer gezeigt hat, ist er sofort wieder ins Wohnzimmer gegangen. Ich höre ihn leise mit Damon streiten. Es ist wie damals, kurz vor meiner Verwandlung, denke ich. Ohne es zu wollen, kommen die Erinnerungen wieder hoch.

Nachdem ich Blut getrunken hatte, bin ich in einen tiefen Schlaf gefallen. Jetzt wache ich wieder auf. "Was ist passiert?", frage ich blinzelt. "Du bist ein Vampir.", sagt Damon gleichgültig. Er liegt auf dem Sofa mit einem Glas in der Hand. Whisky? Ja, es riecht wie Whisky. Wieso kann ich das riechen? "Wie fühlst du dich?", erklingt es leise. Erschrocken drehe ich meinen Kopf zum Fenster. Stefan beobachtet mein Spiegelbild in der Scheibe. "Ganz gut, denke ich.", ich sehe wieder zu Damon. Er liest in einer Zeitung und sieht dabei ziemlich unzufrieden aus. "Was ist los, Damon?", frage ich. "Hm... Moment.", antwortet er grübelnd. Ich sehe zu Stefan. Mittlerweile hat er sich umgedreht und mustert mich direkt. Ich mache ein fragendes Gesicht und zeige auf Damon. "In der Zeitung steht etwas über deinen Autounfall, Luna.", klärt Stefan mich auf. "Oh Gott. Ja, das hatte ich schon fast vergessen. Meine Eltern sorgen sich sicher um mich." "Du kannst sie nicht mehr wieder sehen.", unterbricht Damon mich hart. "Aber warum denn nicht?", frage ich verzweifelt. "Du hast nun ein starkes Verlangen nach Blut und das wirst du nicht kontrollieren können. Außerdem alterst du nicht mehr, das würde sofort auffallen.", sagt Stefan. "Was mein lieber Bruder damit so nett zu umschreiben versucht ist, dass alle denken du seist tot. Denn dein Auto ist nur noch ein Häufchen Asche." "Was?", frage ich entsetzt. Den Tränen nahe sehe ich zu Stefan. "Stimmt das?" Er nickt nur. Ich atme tief durch. "Ich bin so hungrig.", entfährt es mir ungewollt. "Ich werde dir was holen." Stefan zögert einen Moment bevor er durch eine Tür verschwindet. Eine Weile höre ich noch seine gleichmäßigen Schritte. "Warum?", frage ich. "Warum was?", fragt Damon zurück. "Du weißt genau was ich meine. Warum hast du mir das angetan, Damon?", ich schreie fast. "Ich hatte langweile.", antwortet er ruhig. "Langeweile!?", das ist endgültig zu viel. Wütend springe ich auf. "Das ist jetzt nicht dein Ernst!?" "Natürlich ist das mein Ernst. Das sind die Tücken der Ewigkeit. Einem wird sehr schnell langweilig." "Das glaube ich nicht. Du zerstörst ein komplettes Leben, alles was jemandem wichtig ist, nur weil dir langweilig ist?! Tu mir bitte einen Gefallen und kauf dir das nächste Mal einen Hund oder so  wenn dir langweilig ist. Denn alles ist besser als unschuldigen Menschen sowas anzutun!", rufe ich. "Wenn ich dich daran erinnern darf: Ich habe dich weder gezwungen oder deine Gedanken manipuliert, dass du mit kommst. Du hast all das freiwillig getan.", Damon bemüht sich sichtlich ruhig zu bleiben, obwohl er kurz vorm ausrasten steht. "Ach, und noch etwas. Ich hasse Hunde!", mit diesen Worten springt er auf und stürmt aus dem Zimmer. Nur einen Augenblick später kommt Stefan herein.

"Luna? Alles okay?" Schnell blicke ich auf. "Ähm. Ja, alles okay.", antworte ich hastig. Es waren nur meine Erinnerungen. Zum Glück bin ich nun wieder in der Gegenwart. "Was war los?", frage ich, während Stefan mich aufmerksam mustert. "Ach, ich hab mit Damon geredet. Oder besser gestritten.", entgegnet er ruhig. Ich bewundere ihn jedes Mal für diese Ruhe. "Wo ist er jetzt?", frage ich mit einem sanften Hauch von Sorge in der Stimme. "Gegangen. Ich habe keine Ahnung wohin. Aber vermutlich.... Naja.", er beendet den Satz nicht, aber wir beide wissen, was Damon höchst wahrscheinlich tut: Er trinkt das Blut von unschuldigen Menschen. "Ich bin müde Stefan. Ich glaub ich werde jetzt schlafen.", ich gähne. Stefans Blick ruht noch kurz beharrlich auf mir. "Gute Nacht.", sagt er und verlässt mein Zimmer. Nach dem Schließen der Tür, bleibt er noch einen Moment stehen, bevor er schließlich in sein Zimmer geht. Es dauert nicht wirklich lange bis ich eingeschlafen bin. 

Tagebuch eines Vampirs- Die Vergangenheit  [Wird überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt