Kapitel 1: Montag

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-5 Jahre später-

,,Willow!" ,,Mhhh?" ,,Aufstehen!" ,,Muss ich?" ,,Ja, du hast heute Schule junge Dame." ,,Hmpf. Fünf Minuten noch." ,,Nein." ,,Zwei?" ,,Steh' auf!" ,,Is ja schon gut..." Mühselig richtete sich das Mädchen im Bett auf und sah durch noch halb geschlossene Augen auf zu ihrer Mutter, die im Türrahmen stand. Die etwas moppelige Frau von Mitte Vierzig zog nur die Augenbrauen hoch und entschwand wieder. Es war ein typischer Montag. Man schaffte es nicht aus dem Bett zu kommen, war müde bis zum Geht-nicht-mehr, hatte keine Lust auf Schule oder sonstige Aktivitäten und alles war beschissen. Als Willow es letztendlich doch geschafft hatte, sich aus dem Bett zu erheben, erschien ihr der Weg von ihrem Zimmer bis zum Bad wie eine Strecke von Toronto bis Hongkong und ihre nackten Füße klebten unangenehm am kalten Parkett. Im ganzen Haus an den Wänden hingen Fotos, Mal von Willow und ihrem Vater wie sie vor irgendeinem berühmten Bauwerk posierten, Mal von ihr und ihrer Mutter, ihre Kleidung voller Mehl und Teigresten, im Hintergrund leicht verkohlte Plätzchen, Mal Baby-Willow wie sie lachend in die Kamera sah und ihre winzigen Händchen nach dieser ausstreckte. Es war lange her, dass all diese Bilder geschossen wurden, damals, als sie noch eine glückliche Familie waren, die nie sonderlich Probleme im Alltag hatte, doch das Blatt hatte sich gewendet. Ihre Eltern waren nun geschieden, ihr Vater hatte sich eine Neue gesucht, Willows Freunde hatten ihr nach und nach den Rücken gekehrt und es schien langsam so als würde sie nicht mehr existieren, nur ihr bester Freund Sammy hielt seit der siebten Klasse zu ihr und mochte sie so wie sie war, dafür war sie ihm dankbar.
Als sie dann endlich den Fußmarsch hinter sich hatte und an ihren Gymnasium, einem mehrstöckigen Gebäude welches mehr wie eine Hauptschule aussah mit massenhaft Garffittis an den Wänden, einftraf, erblickte sie schon am Eingang Sammy, der sich recht angeregt mit einem gleichaltrigen Jungen unterhielt. Willow entschied sich zu warten um die beiden nicht zu unterbrechen, doch Sammy hatte sie bemerkt und winkte sie heran, während der mit den braunen Haaren noch etwas murmelte und dann um eine Ecke verschwand. ,,Wer war das?" Fragte sie und sah dem Fremden nach. ,,Ein... Bekannter." ,,Du hast gezögert." ,,Was hab-... wann?" ,,Gerade." ,,Hä?" ,,Du hast ,Ein Bekannter' gesagt und eine Pause zwischen den Wörtern gelassen." ,,Hab ich nicht bemerkt." Er lachte unschuldig. Willow zuckte mit den Schultern. *Was gehen mich auch seine Angelegenheiten an?*. Gemeinsam traten sie in das Schulgebäude ein und sie wurden beinahe von einer Horde Siebtklässlern umgelaufen die, einen Fußball vor sich herkickend, auf den Schulhof rannte. Willow hatte Fußball nie verstanden und was daran solchen Spaß machen sollte auch nicht, man schießt einen Lederball vor sich her und versucht ihn in ein Netz zu kriegen. Fertig. Sie seufzte auf und kämpfte sich an den Jungs vorbei, Sammy hatte sie nun komplett aus den Augen verloren. Super. Aber spätestens in der Klasse würde sie ihn schon wiederfinden. Eilig trabte das Mädchen zu ihrem Spint um die Sachen für den Schultag in ihre Tasche zu packen und noch einen Blick auf den Stundenplan zu werfen. In der ersten Stunde hatten sie Geschichte, wo sie in kleinen Gruppen Referate über weltbewegende Personen ihrer Wahl halten mussten. Sie hatte natürlich Sammy als Partner gewählt und sie hatten sich für den ersten Menschen auf dem Mond, Neil Armstrong, entschieden, welcher eigentlich ein ziemlich langweiliger Typ war.
Kurz befor die Klingel das übliche Gemurmel vorm Unterricht verstummen ließ traf Willow in ihrem Klassenzimmer ein wo sie sich neben ihren besten Freund fallen ließ, welcher schon brav auf seinem Platz saß. Sie bedachte ihn mit einem kurzen Blick, stapelte dann ihre Bächer und Mappen auf dem Tisch und ging noch einmal ihren Text durch. Sammy hatte das allerdings nicht nötig und kritzelte auf seinem Collegeblock herum. Willow stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. ,,Lies es dir doch auch nochmal durch." Murmelte sie konzentriert. ,,Wozu, ich kann doch alles." Erwiederte er ohne von seinem Blatt aufzuschauen. Sie schnaubte nur kurz. Als die laute Stimme ihres Geschichtslehrers, gefolgt der Klingel durch den Raum schallte setzten sich alle auf ihre Platze und sahen nach Vorne.

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