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Kapitel 10: Bei Sammy

Vor dem Haus, auf einer Bank im gepflegten Vorgarten, saß ein Mädchen mit schulterlangen, schwarzen Haaren. Sie zeichnete und schien sich durch nichts in der Welt stören lassen zu wollen. Ihre Augen waren von einem dunklen Braun, fast schwarz und in ihrem Blick lag ein trauriger Schimmer. Sie war schon so verwirrt dass sie sich ernsthaft fragte, ob sie auch so eine Traumgestalt war. ,,Sie gehört zu uns." Und schon wieder schien Sammy ihre Gedanken gelesen zu haben. Das junge Mädchen sah auf und irgendwie erhellte ihr Blick sich kurz, bevor sie ihre Zeichnung zur Seite legte und auf die beiden zu kam. ,,Ich habe dich schon oft gesehen und dennoch ist es mir eine Ehre dich kennen zu lernen." Sie zwinkerte Willow zu. In Willows Kopf tauchte nun die Frage auf, aus welchem Zeitalter sie kam. Sammy warf ihr nur einen Blick zu, der wohl etwas bedeuten sollte, doch Willow konnte es nicht entziffern. Sie gingen ins Haus. Eine Wand aus kühler Luft empfing sie und sie schloss entspannt die Augen. Endlich raus aus der Hitze! In einem Zimmer zu ihrer linken, dessen Tür zur Hälfte offen stand stapelten sich Bücherregale und das schwache Licht von Bildschirmen erhellte den dunklen Raum leicht. In der Mitte auf dem Boden, um ihn herum lauter aufgeschlagener, aufeinandergestapelte Bücher, die einen alten Eindruck machten, saß der, mit dem Sammy am Montag in der Schule geredet hatte. Seine braunen Haare sahen leicht verstrubbelt aus und er hatte die Stirn in tiefe, konzentrierte Falten gezogen. Seine Augen huschten flink und geübt hinter halbmondförmigen Brillengläsern über die Seiten eines Buches, welches schon von Motten zerfressen schien. Ihr Blick ruhte ein paar Sekunden auf ihm. Er sah interessant aus. Anders als die Jungs auf ihrer Schule. Diese Rüpel, die wahrscheinlich noch nie mehr als zwei Seiten eines Buches angesehen hatten. Irgendetwas war da, doch sie konnte ihr Gefühl nicht richtig einordnen. ,,Hab' ich was im Gesicht?" Fragte er ohne aufzusehen. Sie wurde schlagartig rot und ging weiter, ein belustigtes Kichern folgte ihr. ,,Er mag dich." Sagte Sammy zu ihr und sah sie an. ,,Das ist ja wenigstens ein guter Start." Sagte sie leise und warf einen schüchternen Blick zurück zur Tür, die in den Flur ragte. ,,Keith mag dich auch, er kann es nur nicht zeigen." Wieder spürte sie dass er grinste. Naja, den Eindruck hatte Keith zumindest nicht gemacht nicht gemacht. ,,Ha, der zeigt niht einmal gegenüber mir Gefühle und ich kenne ihn geschlagene dreißig Jahre." Schallte es von Tristans Raum zu ihnen hervor, begleitet von wieder diesem frechen Kichern, das er auch Willow nachgehängt hatte. Sie atmete scharf aus. Das mit diesem altern hatte sie absolut nicht kapiert, besonders nicht weil Keith es erklärt hatte. Er hatte eine so komplizierte Aussprache dass man einfach nicht lange folgen konnte. ,,Man muss sich an ihn gewöhnen." Jetzt kam er aus dem geheimnisvollen Raum heraus und schloss behutsam die Tür, die Lesebrille hatte er sich an eine Hemdtasche gesteckt. Sie interessierte zu sehr was in den ganzen Büchern stand, die dort, hinter der Tür gelagert wurden. So ein komplizierter Krimskrams wie das, was ihren Kopf seit gestern füllte? Ein ganzer Raum voll davon? Dass Tristans Hirn überhaupt noch in seinen Schädel passte wenn er das alles verstand...sie könnte es nicht, da war sie sich beinahe sicher.