Kapitel 8: Vom Himmel gefallen?

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Irgendein Handy klingelte und durchbrach die Mauer von Willows Gedanken. Keith zog es aus der Hosentasche und nahm ab. Es herrschte komplette Stille, man hörte nur eine undeutliche Mädchenstimme die irgendetwas in den Hörer sprach. So sehr sie es auch versuchte, in Willows überfülltem Kopf kam kein Wort deutlich an und so konnte sie nur sehen wie Keiths Grinsen beim abnehmen ganz schnell einem Ausdruck wich, den sie in die Kategorie ,erschrocken bis verwirrt' steckte. Ohne ein Wort zu sagen legte er auf und sah zu Sammy an. Sie schienen über Blicke zu kommunizieren, denn beide verstanden ohne Worte zu wechseln. Ernsthaft, welche Bindung ist da zwischen den beiden? Diese Frage ging ihr eigentlich schon seit der Hälfte des Gespräches nicht aus dem Kopf. ,,Wir sprechen uns wann anders wieder." Sagte der schwarzhaarige als er sich wegdrehte. Sammy legte zum Abschied nur einen Finger auf die Lippen. Dann waren sie einfach verschwunden. Weg. Vom Erdboden verschluckt. Sie rieb sich mehrmals die Augen und doch wollten sich die Gestalten einfach nicht wieder sehen lassen. Waren sie von Anfang an nur eine einzige Einbildung gewesen? War sie etwa schon so nah am verrückt werden, dass sie sich vorstellte dass Leute, die sich für unsterbliche hielten, sie für irgendeine Organisation anwerben wollten? Oder hatte sie einen ihrer Blackouts gehabt, die in letzter Zeit woeder häufiger auftraten? Ja, das musste es sein. Andererseits... wenn sie die Wahrheit gesagt hatten... nein, das konnte einfach nicht. Sie beschloss, sie würde erst einmal nach Hause laufen und sich da, während einer warmen Dusche, weiter Gedanken machen. Doch schon ein paar hundert Meter weiter verstand sie, dass diese Konversation, diese Aufklärung gerade, etwas verändert hatte. Ihr Blick schweifte öfter in die Umgebung und dort war viel mehr, was sie nie gesehen hatte. Viele unterschiedliche Töne und Gerüche wirkten auf sie, es schien als würde sie sich viel mehr auf die Wahrnehmung ihrer Umgebung konzentrieren. Mehr als einmal entdeckte sie etwas, was nicht dort hinein gehörte. Da war ein quabbeliges Etwas, was gerade in der Kanalisation verschwand und eine weiße Katze mit blauen Streifen unter den Augen, die wie Tränen schienen. Sie miaute leise und duckte sich in einen Busch, aber das schlimmste von allem war, dass sie die ganze Zeit das Gefühl hatte, jemand beobachtete sie. Es war so beunruhigend dass sie ihre Schritte um einiges beschleunigte. Hatte das gerade sie wirklich so geschädigt? Mit Paranoia und so... Sie strich sich die Haare hinter die Ohren und schwor sich, sie würde einfach alles ignorieren, was ihr irgendwie unnormal erschien, bis sie endlich angekommen war, daher schloss sie die Augen, atmete tief durch und lief stur geradeaus. Es war echt schwer ihr Wahrnehmungsfeld so weit einzuschränken, dass sie fast nichts mehr mitbekam, aber mit halb geschlossenen Augen und einer festsitzenden Melodie, die wie ein lästiger Holzwurm in ihrem Hirn saß, ging es einigermaßen. Fest stand für sie schon jetzt dass das der merkwürdigste Tag in ihrem Leben war. Große Worte, aber es stimmte. Und als dann noch ein Mädchen, das aussah wie ein Engel, in sie hineinrannte, war es endgültig aus. ,,Entschuldigung!" Rief sie hastig und lachte dabei. Während des Laufens auf blanken Füßen bemühte sie sich ihr kurzes Sommerkleid zu bändigen, welches bei jedem federnden Schritt versuchte gen Himmel zu wirbeln. Willow stöhnte auf und hielt sich die Seite, doch ihr Blick wandte sich nicht von dem Mädchen ab. Sie umgab eine so starke Aura, dass man sie beinahe zu sehen schien. Vielleicht war sie ja tatsächlich ein Engel...

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